Logans Sicht
Am nächsten Morgen überprüfte ich noch einmal alles. Ich hatte nicht glauben können was ich mit eigenen Augen gesehen hatte. Deswegen marschierte ich kurzerhand in die Küche und schaute noch einmal nach. Ich irrte mich nicht. Scheiße. Ich versuchte mir einzureden das Elaine wusste was sie tat, dass es mich nichts anging. Aber wenn sie sich damit umbrachte, ging es mich sehr wohl etwas an.
Ich raufte mir durch die Haare und ging ins Bad.
Ich rasierte mich, sah mein Spiegelbild mit anderen Augen. Ich hatte die Mädchen schon in der High School haben können. Jetzt sowieso. Verstört wandte ich den Blick ab.
Es hämmerte an der Tür. Elaine riss die Tür auf, musterte mich von Kopf bis Fuß. Sie trug nur einen schwarzen Spitzen-BH und eine Jogginghose die ihre gebräunten breiten Hüften umspielte. Ich musterte sie ausgiebig, darauf bedacht etwas zu finden was darauf hindeutete dass es ihr schlecht ging. Nichts. Keine Narben. Keine Tränenspuren. Keine Augenringe. Kein Zittern.
Nichts.
" Warst du an meinen Keksen, du Arsch?", zischte sie wütend. Mein Kätzchen war wütend. Sehr. Ihr Gesicht verzog sich, sie hob die Lippen verächtlich an und schnalzte mit der Zunge.
" Wohl eher deine Pillen die dich glücklich durch die Welt hüpfen lassen.", zischte ich ebenso zurück. Und plötzlich lachte sie. Irre. Sie LACHTE.
Ich wusste weshalb sie lachte. Überspielen. Sie lachte um sich selbst zu beruhigen, um ihre Gefühle zu vertuschen, doch sie konnte es nicht. Oder es lag an dem Zeug dass sie sich reinschmiss.
Krass. Ich kannte Elaine gerade einmal einen Tag und glaubte so viel über sie zu wissen und doch zu wenig. Sie war die Frau von der ich am meisten wusste, doch gleichzeitig verstand ich gar nichts.
" Sie helfen nur ein wenig damit ich keine Alpträume kriege, du Idiot.", verteidigte sie sich. Oh Mann.
" Ich werde es Henry erzählen.", sagte ich und hob die Augenbrauen aus reiner Provokation.
" Nein, wirst du nicht, du mieses kleines Miststück!", knurrte sie. Meine Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem spöttischen Lächeln. Von wegen klein.
" Ach ja?"
" Ach ja!"
" Wollen wir wetten?"
"Was wetten?", fragte sie, sichtlich verwirrt.
"Wenn du gewinnst erzähle ich es Henry nicht. Du musst es aushalten einen Abend in der Woche mit mir auszugehen. Bis in alle Ewigkeiten."
" Vergiss es. Was soll ich mit einer männlichen Hure?" Sie hatte echt scharfe Krallen und mein Blick glitt zu ihren Nägeln, die wie um meine Aussage zu unterstreichen, lang waren und lackiert.
" Mit ihr eine Menge Spaß haben.", flüsterte ich.
" Ich hasse dich."
" Ich liebe dich auch Kätzchen."
" Arschloch."
"Schönheit."
Sie drehte sich um und ging aus dem Raum. Ich erhaschte noch einen letzten Blick auf ihre langen Haare bevor sie verschwand. Fuck, unter der Dusche würde ich etwas zu tun haben. Wahrscheinlich würde Kätzchen, mein neuer Spitzname für sie, ausflippen wenn sie wüsste dass ich sie als Runterholen-Vorlage benutzte.
Zwei Stunden später standen auch Henry und Maxy auf. Ich bereitete mich gerade im Wohnzimmer auf meine morgige Vorlesung vor als Elaine eintrat.
What the Fuck. Wer hätte gedacht, dass Kätzchen gar keine glatten Haare hatte? Maxy benutzte für diese Art Haare das Wort >wavy<. Ich hätte ja einfach gesagt Locken aber Maxy kannte sich in solchen Dingen besser aus.
Sie war so schön mit diesem naturellem Haar.
Außerdem trug sie keinen Hauch Make-up, während sie gestern noch das volle Programm draufhatte. Gestern konnte ich ihr natürliches Gesicht nicht erfassen. Heute schon.
Ihre Wimpern waren sanft geschwungen und bei jedem Aufschlag berührten sie fast ihre Wangenknochen. Ihre Haut war schön und ebenmäßig, keine Unreinheiten und dennoch nicht perfekt. Doch ihre Augen waren leer. Sie sah abwesend aus, versteckte ihr Gesicht hinter ihren Haaren. Sie trug eine enganliegende Leggings und ein schlichtes Top.
Ich will sie. So sehr dass es weh tut, und nicht nur da unten sondern auch im Herzen, dachte ich.
Endlich. Henry und ich waren allein. Elaine besuchte Jaden, was mich zwar ziemlich anpisste, aber okay. Maxy war beim Friseur.
" Ahm, Henry?", fragte ich zurückhaltend. Er blickte von dem Sportmagazin auf und nickte. " Sag mal, was ist mit Elaine los?"
" Das musst du sie schon selbst fragen."
" Sie will es mir nicht sagen. Obwohl ich ihre Pillen gefunden habe."
" Hör zu. El musste einiges durchstehen. Sie kämpft jeden verdammten Tag darum nicht in dem Schmerz zu versinken. Sie erstickt an ihren Schuldgefühlen. Ohne die Tabletten würde sie nicht mehr leben, kapierst du das? Sie haben ihr schon einmal das Leben gerettet und werden es weiterhin tun. Und wenn du sie in irgendeiner Weise verletzt, bist du ein toter Mann, Logan. Das schwöre ich dir." Henry wusste also Bescheid. Okay, das beruhigte mich. Das hieß Kätzchen tat es nicht heimlich. Allerdings glaubte ich kaum dass ein einziger Arzt oder Therapeut so viele Glückspillen einem Patienten verschrieb.
Ich schwieg und starrte ins Leere. Verdammte Scheiße, Elaine stellte mein ganzes Leben auf den Kopf. Ich wollte es zurück, mein altes Leben. Ich wollte die Augen vor dem Schmerz in ihren Augen verschließen, ich wollte dieses Leiden nicht mitbekommen. Ich wollte es ignorieren. Doch eine Stimme sagte dass ich dann nicht besser wäre als alle anderen.
Man schrieb es als Kinderscheiße und Aufmerksamkeitssucherei ab, doch man dachte nicht darüber nach. Ich auch nicht. Bis jetzt.
Leute sagen man hätte das Leben nicht verdient wenn man es selbst beendete.
Doch wenn es so scheiße war, hatte man nicht dann das Recht dazu? Ich wollte damit nicht andeuten dass Elaines Leben scheiße war, ich kannte ihre persönlichen Dämonen ja nicht. Wir lebten mit vorgefertigten Urteilen, nur wenn man bereit war für neue Perspektiven, bekam man die andere Seite zu Gesicht.
Nur mit dem Schlüssel zu dieser Perspektivenvielfältigkeit würde es jemandem gelingen einen Selbstmord nach zu vollziehen und ihn nicht als dumm ab zu stempeln, was Menschen ohne diesen Schlüssel taten.
Und nun zur eigentlichen Frage: Wollte Henry mit seinen Worten andeuten El hätte einen Selbstmordversuch hinter sich? Verdammt, es gab noch so viel zu ergründen.
Hey, ich wollte nur mal klarstellen, dass ich nicht suizidgefährdet bin ^-^ Ich liebe mein Leben, habe allerdings hin und wieder die Schattenseiten zu Gesicht bekommen.
Dankeschön für diese hundert wunderbaren Reads <3
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Bad Boy. Rawwr.
RomanceElaine hasst Logan Black auf den ersten Blick. Währenddessen er bezahlen würde um sie ins Bett zu kriegen. Als Elaine in ihrer Jungs-WG auf Logan tritt, ist er nackt. Definition von nackt: Keine Klamotten anhaben. Okay, er hatte ein kurzes Handtuch...