02 - Auffällig Unauffällig

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Es war heiß in Hagrids Hütte, obwohl er alle Fenster geöffnet hatte, um die kühle Luft aus dem Wald einzulassen. Aber vielleicht lag es auch bloß an der Aufregung, die Sara gepackt hatte, nachdem der Tag der Durchführung endlich gekommen war. Die Prüfungen standen unmittelbar bevor, beim letzten Hogsmeadebesuch ihres Schullebens hatte sie sich alles besorgt, was sie brauchte. Es hatte sich eine gewisse Wehmut eingestellt, als sie mit Maggie in den Drei Besen gesessen hatte und sie sich zwischen Lernstoff und Butterbier darüber unterhalten hatten, dass diese Phase ihres Lebens, die so voller schöner und schrecklicher Momente gewesen war, bald vorbei sein würde.

Sie hatten beide schon ihre Pläne, Maggie wollte ins Ministerium, Aurorin werden und sich am liebsten auch zum Animagus ausbilden lassen. In dieser Hinsicht machte Sara sich wenig Sorgen und war ganz zuversichtlich.

Und auch wenn Sara immer unterwegs sein wollte, wollten die Mädchen sich doch so oft wie möglich sehen und natürlich in jeder freien Minute schreiben. Genauso wie sie Hagrid weiterhin schreiben würde, der auch immer wieder Geschichten aus dem Wald zu berichten hatte.

Nun saß sie hier, knabberte an einem Keks so groß wie ihre Hand und wagte einen allerletzten Versuch, wie um zu zeigen, dass sie nie aufgegeben hatte und dass doch alles beim Alten war. „Zauberstabholz, hm?", fragte sie und grinste schief. „Brauchst du da vielleicht Hilfe?"

Hagrid war gerade dabei, ihr Tee nachzuschenken, und blickte sie jetzt unter seinen dichten Augenbrauen hervor an. „Nee, denke nicht. Mach mir aber auch Sorgen um deine Augen, die wirst du doch brauchen für Zauberkunst. Nicht dass du falsch zielst und plötzlich den Prüfer schweben lässt oder so."

Natürlich hatte sie nicht mehr ernsthaft mit einer Zusage gerechnet, und er hatte ihr ja so oder so versprochen, sie demnächst wieder einmal mitzunehmen, aber der Vollständigkeit halber seufzte sie trotzdem enttäuscht. „Du hast doch sicher nichts gegen Besuch einzuwenden, oder? Später, wenn ich mal wieder Lust habe, herzukommen."

Seine Miene hellte sich auf und vor lauter Freude bemerkte er nicht, dass seine Tasse schon voll war, setzte den Unterteller unter Wasser. „Wäre mir ne Freude, dich immer mal wieder hier zu haben. Also nur keine falsche Scheu. Kannst auch hier übernachten, wenn Fangs Schnarchen dich nicht stört."

Wie zur Demonstration lächelte Sara breit und rutschte etwas tiefer in ihren Sessel, in dem sie sicher auch bequem schlafen konnte, kraulte Fang hinter den Ohren, dessen Kopf auf ihrem Schoß lag.

Nachdem sie Hagrid noch ein bisschen darüber erzählt hatte, warum sie sich gar keine Sorgen um den Verlauf ihrer Zaubertrankprüfung machte, fand sie, dass es Zeit war, den Plan in Angriff zu nehmen. Also verabschiedete sie sich und schlenderte über die Wiese, zum Schloss, betrachtete all die Türme und Fenster. Dieses Schloss war ihr zu einem zweiten Zuhause geworden, und vor allem in den letzten Jahren zu einem lieberen als ihr echtes.

In der Eingangshalle fand sie Maggie, die mit ein paar Fünftklässlern und Cecilia vor der Großen Halle stand und auf sie zukam, als sie Sara entdeckte. „Da bist du ja wieder", sagte sie breit grinsend und hakte sich bei ihr ein. „Wie war's?"

„Schön wie immer. Auch wenn heißer Tee in der Hitze nicht so angenehm ist." Sie ging die Treppe nach oben und prüfte ihre Taschen, ob sie auch alles dabei hatte. Die Karte, natürlich geschlossen und im Moment nur ein leeres Stück Pergament, und zwei Dutzend Stinkbomben, die sie bei Zonkos gekauft hatte. Auf Maggies fragende Blicke hin hatte sie nur gegrinst. Die wollte sie da nicht mit hineinziehen. Allerdings entdeckte sie auch noch einen Brief von Sirius, den sie am Morgen bekommen hatte. Den sollte Filch am besten nicht finden, auch wenn er nichts mit der Karte zu tun hatte, wäre es ihr mehr als unangenehm.

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