11 - Saras Patient

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Hagrids Hütte gehörte zu den Orten, die sich während ihrer Abwesenheit kein Stück verändert hatten. Sara fühlte sich wie zu Hause, als sie im nach wie vor viel zu großen Sessel saß und Bücher durchblätterte. Darum war sie wohl auch ruhig, obwohl sie das Rezept, das sie suchte, bisher nicht gefunden hatte. Irgendwo würde es schon sein und zur Not musste sie nur in den Kerker gehen und Severus darum bitten.

Ein wenig Zeit hatte sie Silberschwinge mit dem verschaffen können, was sie vorrätig hatte, doch eine dauerhafte Lösung war das nicht. Bisher hatte sie auch keine gefunden und schlug in dem festen Glauben, dass dort alles drin stand, das Buch von Severus auf.

Doch sie fand nichts. Die Symptome waren eindeutig, sie wusste, welche Pflanze die Vergiftung hervorgerufen hatte. Doch das Rezept für das Gegenmittel stand nicht im Buch. Das irritierte sie, denn sie war sich sicher, dass es einst dort gewesen war. Hatte sie es nicht sogar einmal angewandt? Hatte sie es damals vielleicht in einem anderen Buch gefunden, das sie nun nicht zur Verfügung hatte?

Sie beschloss, einfach in den Kerker zu gehen, anstatt noch mehr Zeit zu verschwenden. Er würde ihr schon helfen, zumindest würde er wissen, wo das Rezept zu finden war.

Sara fand ihn im Klassenraum, wo er gerade Zutaten auf den Tischen verteilte, und half ihm, bevor sie sich auf eine Ecke seines Pults setzte und ihn anlächelte. „Ich möchte dich um etwas bitten", sagte sie.

Mit einem Blick forderte er sie auf, fortzufahren.

„Ich hatte gestern im Wald einige sehr interessante Begegnungen", fing sie an und überlegte, ihm von Sirius zu erzählen. Jedoch entschied sie sich dagegen. Nicht nur, weil die Angelegenheit mit Silberschwinge momentan wichtiger war, sondern auch, weil sie nicht wusste, was er anstellen würde, wenn er erfuhr, dass Sirius auf dem Gelände war. Er würde sie nicht einmal ausreden lassen, wahrscheinlich überhaupt nicht glauben, dass er unschuldig war.

Nein, sie war wegen des Tranks hier und nur darum sollte es ihr gehen.

„Eine davon war ein Hippogreif namens Silberschwinge", fuhr sie also fort. „Offensichtlich ist er in einen Strauch Brandwurz geraten, ich weiß nicht, unter welchen Umständen. Eigentlich hält sich jegliches Getier instinktiv davon fern, aber trotzdem, er nicht, und nun hat er eine ganz hässliche Wunde an der linken Flanke."

Severus hob die Brauen. „Du solltest das Rezept kennen."

„Eben nicht. Auch wenn ich es dachte, aber als ich es gebraucht habe, muss ich es wohl woanders hergenommen haben." Sara holte ihr Buch aus dem Umhang hervor und reichte es ihm. „Das Rezept ist nicht da, ich versteh es auch nicht, aber du siehst es ja. Nicht." Sie wartete ab, während er das Inhaltsverzeichnis studierte.

„Vielleicht hättest du es einfügen sollen." Sie fand den Tadel in seinem Blick noch viel schlimmer als den in seinen Worten. Er reichte ihr das Buch, stand auf und bedeutete ihr mit einer Geste, ihm zu folgen.

Sara verstaute das Buch wieder in ihrem Umhang und folgte ihm zu einem Schrank mit Büchern. „Vorfälle mit Brandwurz sind wirklich sehr, sehr selten", verteidigte sie sich. „Ich konnte ja nicht damit rechnen, auf so einen schweren Fall zu treffen. Wäre es nicht so eine große Wunde, hätte ich das auch mit meinen anderen Mittelchen hinbekommen."

Er schien nicht überzeugt. „Ich dachte, bei all den Reisen auf dem Kontinent würdest du lernen, dass man mit allem rechnen muss."

Sie überging den Spott, das Gefühl, wieder ein Mädchen von elf Jahren zu sein, das zu oft gerührt hatte. Lieber sah sie es als Ratschlag, als Aufruf zur Vorsicht, auch wenn sie den schon unzählige Male gehört hatte. Es war wohl auch nicht der letzte. „Ich werde es mir merken", versicherte sie ihm.

Entgegen aller PrinzipienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt