04 Zuflucht im Nebel

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„Wirst du mir auch schreiben?", fragte sie und verstaute die übrig gebliebenen Zutaten in den Regalen der kleinen Tränkeküche. Dabei kannte sie die Antwort eigentlich schon, aber sie weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben, dass vielleicht eine andere kommen würde.

Nun kam gar keine. Kein Wort, nicht einmal ein Laut. Als sie fertig mit Einräumen war und sich umdrehte, stand er nur da und schaute sie mit unergründlicher Miene an. „Sonst muss ich so viele Briefe schreiben, bis du mir schreibst, dass die Briefe dich nerven." Im Vorbeigehen lächelte sie ihn an und sammelte dann die Fläschchen und Phiolen mit den fertigen Tränken ein. Ein paar mussten noch eine Weile stehen, aber sie hatte ja noch Zeit, wollte erst am nächsten Tag aufbrechen. Bis dahin erwartete sie noch Besuch von Sirius.

Maggie war schon am Tag zuvor da gewesen, als sie es geschafft hatte, sich ein kleines bisschen Zeit zu nehmen. Sie hatte davon erzählt, wie sie den ganzen Tag nur im Büro saß, Dokumente bearbeitete und wie sehr sie darauf wartete, bei Verhören dabei sein zu dürfen. Im Moment steckte sie noch mitten in dieser öden Anfangsphase und wünschte sich daher dringend interessante Briefe aus allen Gegenden des Kontinents. Sara hatte ihr fest versprochen, ihr Bestes zu tun.

Auch dazu sagte er nichts, aber sein Blick veränderte sich ein bisschen, als er ihr ins Wohnzimmer folgte.

„Ich weiß schon, du wirst mir schreiben, wenn es etwas gibt, das sich lohnt, mir mitzuteilen." Sie nahm den Blick nicht von ihm, während sie ihre Vorräte auf dem Tisch aufreihte, wo auch schon ein paar andere Dinge lagen, die ihr wichtig waren. Fotos, die Augureyspange von Sirius, die sie noch immer hin und wieder trug, und selbstverständlich das Tränkebuch.

Er nickte kaum merklich.

„Ach, du kannst mir auch schreiben, wenn es nichts zu sagen gibt, weißt du? Damit ich weiß, dass du noch da bist, und..." Als sie fertig war, hielt sie inne und sie standen sich gegenüber.

„Sara." Er schaute sie ernst an.

Tränen rannen ihr über die Wange, und einmal mehr hatte er das vor ihr selbst mitbekommen. „Verzeih." Sie wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht und konnte sich tatsächlich wieder beruhigen. „Manchmal möchte ich einfach gern von dir lesen."

Es herrschte Stille, während sie sich weiterhin gegenüberstanden und sich anschauten. Angenehme Stille, es war alles gesagt, bedurfte keiner weiteren Worte.

„Ich sag das nicht gern, aber vielleicht solltest du ..." Bald würde Sirius kommen und dann wollte er ganz sicher nicht mehr da sein. Im Moment konnte sie sich nur wenig vorstellen, das unangenehmer war als die beiden im selben Raum, darum erwartete sie nun auch beinah einen höhnischen Kommentar.

Aber es kam keiner.

„Ich versuche, an Weihnachten hier zu sein, wenn es sich einrichten lässt." Auch wenn dann Sirius da sein würde, aber den konnte sie zur Not zu Lily und James vorausschicken, wo sie die Feiertage wahrscheinlich verbringen würden.

Lächelnd wartete sie auf eine Antwort irgendeiner Art, eine Geste oder nur einen Blick.

„Komm bloß in einem Stück wieder", sagte er nur und disapperierte.

Gerade rechtzeitig, bevor Sirius aus dem Kamin gestolpert kam und fragte, warum sie die Wand anstarrte.

„Severus war bis eben hier", antwortete sie, weil sie keinen Grund sah, warum sie ihm das verschweigen sollte. „Er hat mir mit ein paar Tränken geholfen, die ich lieber mitnehmen wollte. Für alle Fälle." Sie deutete auf den Tisch.

Sirius warf seinen Umhang auf die Lehne des Sessels, der ihm am nächsten stand. „Dann bin ich ja froh, dass er weg ist", sagte er, ohne zu lächeln.

Entgegen aller PrinzipienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt