Nächste Lektion für das Leben:
'Wenn du ein zwei Meter großes Tier im Wald siehst, bleibe nicht stehen und nähere dich auch nicht dem Wesen.'
Das musste sich Aurora für das nächste Mal unbedingt merken, wenn sie nicht wieder in Lebensgefahr schweben wollte.
Denn genau das tat sie.Als hätte der Tag nicht schon generell merkwürdig angefangen, da sie nicht wie üblich in ihrem Bett sondern in einem großen Wald aufwachte, verfolgte sie gerade ein riesiges Wildschwein.
Wie sie das geschafft hatte?
Das wüsste Aurora selber gerne.
Sie war sich zu hundert Prozent sicher, nicht in einem Wald eingeschlafen zu sein. Wie sie da hingekommen war, konnte sie sich einfach nicht erklären, zudem es in der Nähe ihres Zuhauses keine so großen Flächen von Bäumen gab.
Glücklicherweise war ihren beiden Freunden, Anthony und Julius, die sie (wortwörtlich) seit ihrer Geburt kannte, das gleiche passiert, sodass sie sich nach langer Zeit der Verwirrung und Überlegung gemeinsam auf den Weg nach Hause machten, welches sich jedoch als relativ schwer erwies, weil sie keine geringe Ahnung davon hatten, wo sie sich gerade befanden.
"Ich verstehe es einfach nicht.", murmelte Julius immer wieder, während sie sich hoffnungslos im Wald umschauten.
Es ähnelte beinahe schon einem Labyrinth.
Ehe man sich für einen Weg entschied, wurde die nächste Herausforderung schon erwartet.
"Wie kann das überhaupt möglich sein? Und wo sind wir überhaupt?", er musterte ihre Umgebung skeptisch.
So gerne Aurora die Antwort zur Verfügung gehabt hätte, es schien physikalisch einfach unmöglich.
Sie hasste es auf die Fragen ihrer Freunde keine Erklärungen parat zu haben, zumal sie unter ihnen den klügeren Kopf spielte.
Eines war sie sich aber bewusst: Kein Mensch könnte es je geschafft haben, drei vierzehnjährige Jugendliche aus einem Waisenheim zu schmuggeln, sie in nur sechs Stunden über 1000 Kilometer weit zu fahren und dann im Dschungel abzusetzen.
Sie hatte genug Vorträge von Lamiya über ihr Land anhören müssen, um so etwas zu wissen.
So tief in Gedanken versunken wie sie war, bemerkte Aurora gar nicht, dass die beiden Jungen vor ihr angehalten hatten und lief kurze Zeit später in Anthony rein.
"Oh, tut mir Leid... warum bleibt ihr denn auch so plötzlich stehen?", fragte sie und stellte sich neben ihnen. Als Aurora allerdings keine Antwort bekam, schaute sie eindringlich zu ihnen hoch.
'Das war der Nachteil, wenn Jungen in die Pubertät kommen', dachte sie, 'Man kann sie dann nicht mehr ärgern, dass sie kleiner als einen selbst sind.'
Ihre weit aufgerissenen Augen verwirrten sie jedoch für einen Moment und ein kalter Schauer jagte ihren Körper entlang, welcher so unerwartet kam, dass sie für einen stabilen Blutkreislauf sich an Anthonys Arm festhalten musste.
"Was... was ist das?", Julius' Stimme zitterte. Hatte Aurora da gerade etwa Angst heraushören können?
Normalerweise war Julius dieser Typ von Mensch, der nicht viel Reaktion zeigte und nur unter engen Leuten (zumindest öfter als bei anderen) offen war.
"Was ist was?", fragte Aurora, nachdem sie ihren Kloß runtergeschluckt hatte, noch total wirr im Kopf, folgte dabei ihren Blicken und wäre fast an ihrer eigenen Zunge erstickt.
Ok, was war das.
Keine fünf Meter vor ihnen lag ein Haufen von Fell... oder der Rücken eines abnormalen großen Tieres.
Leider stimmte die zweite Möglichkeit, als die drei sich dem komischen Wesen näherten, um es genauer zu betrachten.
Aurora kannte sich nicht mit den ganzen Arten von Wildschweinen aus, aber sie vermutete stark, dass dieses hier eine Ausnahme, was die Größe und Körperform anging, gewesen war.
Es hatte überall langes Fell außer im Gesicht, welches ihn aussehen ließ, wie das Löwenähnliche Wesen aus "Phantastische Tierwese und wo sie zu finden sind 2".
Am liebsten hätte Aurora sich gewünscht, diesen Vergleich nicht aufgestellt zu haben, denn kaum hatte sie den Rest seines misslungenen Körpers mit etwas anderem misslungenen gleichgestellt, wachte, leider Gottes, das Viech auf.
Und sie kam schlussendlich zu den Entschluss, dass es schlafend harmloser aussah und sie ihn so besser leiden konnte als wach - seine finsteren Augen spiegelten nämlich übelste Finsternis und grausamen Tod wieder, durch die große Nase atmete er im Sekundentakt etwas ein, Aurora konnte sich nicht zwischen Sauerstoff und ihrem eigenen Geruch entscheiden. Sein Fell zitterte vermutlich vor Aufregung. Entweder durch Freude, weil er wieder fressen durfte, oder durch Wut, da drei Jugendliche, die hier eigentlich nicht sein sollten, ihn beim Schlafen gestört haben.
Sie wichen alle zurück.
"Wehe du schreist jetzt, Aurora.", sagte Anthony, so leise er konnte, dennoch zu spät.
Julius hatte eine kräftige Stimme, aber dass er so hoch schreien konnte, wusste Aurora nicht. Der Junge steckte voller neuer Überraschungen.
"Vergiss einfach, was ich gesagt habe,... RENNT!"
Und das noch rechtzeitig, denn Aurora verspürte kurz darauf etwas stechendes ihren Rücken entlanglaufen und war für Anthonys rechtzeitige Aussage mehr als nur dankbar.
Sie durfte sich beim Wegrennen keine Gedanken darüber machen, dass sie gerade eben fast gestorben wäre, stattdessen musste sie dafür sorgen, nicht gefressen zu werden und den Bäumen und Wurzeln auszuweichen, die im Schatten ihrer eigenen Blätter standen und es Aurora somit schwerer machten, ihre eigenen Füße zu sehen.
Normalerweise hatte sie keine so intensiven Probleme mit der Dunkelheit gehabt, jedoch stellte sich dies an diesem Ort anders heraus.
"Wohin laufen wir, Jungs?", keuchte sie schon fast. Ausdauer war noch nie eines ihrer Stärken gewesen.
(A/N Ich fühle Aurora so hart nh, ich hab einfach null Ausdauer)
"Keine Ahnung.", beantwortete Julius hilfreich wie eh und je, "Irgendwann wird es uns bestimmt nicht mehr jagen."
Zehn Minuten waren bestimmt schon vergangen und es verfolgte sie noch immer.
Zu ihrem Glück hatten sie einen guten Vorsprung geleistet, weswegen Aurora ihren Atem für ein paar kleine Pausen beruhigen konnte.
Aber, was auch immer dieses Ding war, Ausdauer und Grenzen kannte es offensichtlich nicht.
Während sie rannten, verspürte Aurora Ereignisse in ihrem Körper, die indirekt sagten, sie solle sich einfach vom Vieh fressen lassen, um den Qualen zu entkommen.
Die Schmerzen hatten ihre eigenen Regeln. Jeder Atemzug tat Aurora weh, der stechende Schmerz in ihrer Lunge und an ihren Seiten war kaum zu ertragen, die schwarze Punkten vor ihren Augen verdeckten ihr fast schon die Sicht. Sie beobachtete oftmals, wie sie für ein paar Sekunden das Bewusstsein verlor und nichtsdestotrotz schnell wieder vorwärtsrennen musste, um nicht an einem unehrenhaften Tod zu sterben.
"Kommt her!", Julius zerrte die beiden hinter einen großen Baum, "Wenn wir so weiter machen, dann werden wir in kürzester Zeit wirklich von dem Ding gefressen werden."
"Wir haben jetzt immerhin ein bisschen Zeit gewonnen... ich schiebe die kurze Wache und ihr könnt euch ausruhen.", meldete sich Anthony freiwillig, während sich Aurora gegen den gewaltigen Baum anlehnte.
"Wie kannst du denn noch stehen?", sie drückte beide Hände auf ihre Lungen und kniff die Augen zusammen.
"Deswegen.", er deutete auf die Wunden auf ihrem Arm und Hals, "Ihr seid beide nicht für so lange Strecken geeignet."
Ein kurzer Blick nach links zeigte Aurora einen halb ohnmächtigen Julius, der vor lauter Schmerzen seinen Kopf auf ihre Schultern gelegt hatte.
Dann schaute sie wieder in die Augen des Jungen vor ihr und nickte, welches er ihr gleichtat, dabei ein paar Schritte zurückging und sich einen kurzen Blick hinter dem Stamm erspähte.
Diese Zeit nutzte Aurora aus.
Das alles war definitv zu viel und vor allem zu schnell gewesen.
Kaum hatte sie die erste Überraschung verdrängt, verfolgte die zweite sie schon seit Ewigkeiten.
Was sie aber am meisten beunruhigte, war der Ort, an dem sie gestrandet waren. Er schien eine uralte Macht aus, die Menschen offenbar nicht leiden konnte und sie deswegen von einer Missgeburt jagen ließ. Die Bäume stellten den Wald nicht viel friedlicher dar, zudem sie ungefähr so groß waren wie das Empire State Building in New York.
Aurora wusste, dass hier etwas nicht stimmte. Es war anders.
Solche massiven Naturgestalten befanden sich weder in ihrem Land noch überhaupt auf der ganzen Welt.
Ihr Herz raste.
Was, wenn das gar nicht die Erde war, sondern eines dieser Planeten, von denen die Wissenschaftler immer zu meinen glaubten, Menschen könnten in hundert Jahren auf ihnen leben.
Schnell schüttelte sich Aurora den Gedanken ab.
'Nein', sagte sie sich, 'Das ist wahrscheinlich einfach nur der Regenwald...'
Jedoch wuchsen hier keine Pflanzen, die aus Afrika oder Südamerika stammen könnten, es waren größtenteils Laubbäume, die auch in Europa lebten.
Je mehr Aurora darüber nachdachte, desto verzweifelter wurde sie nach jeder unglaubwürdigen Vermutung.
Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Gefährten, bei dem einer halb beim Bewusstsein war und der andere so aussah, als würde er sich auf einen Kampf vorbereiten.
Ihrer Meinung nach passte der Begriff "Freunde" nicht zu ihnen, sie waren viel mehr als nur "freundschaftlich Bekannt".
Sie waren beide die einzigen im Waisenheim, die früher mit ihr gesprochen hatten (zwar nicht oft, aber mehr als alle anderen), bevor sie ihren ganzen Mut gesammelt hatte und allen, die sie heutzutage Familie nannte, förmlich ins Gesicht spuckte, sie würden sie ignorieren. Evan, der Älteste unter den ingesamt fünfundzwanzig Waisenkindern, hatte daraufhin geantwortet, es täte ihnen sehr Leid und sie würden nun dafür sorgen, dass jeder gleich behandelt werden würde.
Und das taten sie auch.
Aurora konnte sich ein Lächeln trotz ihrer jetzigen Lage nicht verkneifen, als sie wieder an diesen Tag dachte, zudem genau dieser alles ins Positive veränderte. Ihr Vertrauen zu anderen, ihr Erscheinen, ihr ganzes Leben.
Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl von Wichtigkeit zu spüren bekommen und es war genauso wertvoll wie ein Stück Diamant.
Neben ihr stöhnte Julius plötzlich so laut auf, dass Aurora nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken konnte.
'Was musste er denn auch so tun, als ob er einen halben Orgasmus bekommen würde.'
"Wie geht es dir?", fragte sie jedoch ruhig, da ihr bewusst war, dass Menschen, die unter großem Trauma standen und erst neu zu Bewusstsein gekommen waren, mit etwas für sie beruhigend klingenden Sachen starten mussten.
Dort hatten sie alle Erfahrungen gesammelt, denn einem aus ihrer Familie/Waisenheim waren grausame Geschehnisse passiert und er musste deswegen noch immer bei den ganzen Rückblicken an diese Zeit sein Essen rauswürgen.
Er hieß Loren, aber Aurora wollte ungern wieder an die Geschichten erinnert werden, die er ihnen, nachdem der Pädophile gefasst worden war, erzählt hatte und wandte sich wieder dem Jungen neben ihr zu.
Seine wahrscheinlich schwarzen, verwuschelten Haare waren gelassen auf seinem Kopf angebracht, welches ihn mit seinem oversized Hoodie und seiner Jeans wie ein Kleinkind aussehen ließ und Aurora somit zum Schmunzeln brachte.
"So ni fu ni fa.", murmelte er müde.
"Was?", erwiderte sie verdutzt. Sie hatte so einiges verrücktes von ihm in den letzten Jahren gehört wie "Scheiß mir die Wand an und nenn mich Jochen!", welches er immer benutzte, wenn etwas schockierendes passiert war, aber solches hatte sie von ihm noch nie zu hören bekommen.
"Das ist Spanisch für So La La oder naja, klingt halt lustiger als im-..."
"Habt ihr das gehört?", unterbrach Anthony ihr Gespräch.
Auch seine hellen, welligen Haare hingen nach dem ständigen Laufen leicht vom Kopf herab. Seine Jeans war an einigen Stellen aufgerissen und zeigte dadurch tiefe Wunden, die Aurora weggucken ließen, zudem sie kein Blut sehen konnte.
Im Gegensatz zu Julius trug er ein weißes Tom Tailor T-Shirt.
"Was?", fragte Aurora, gesellte sich dabei zu ihm und schaute sich um, jedoch war weit und breit nichts zu sehen.
"Seid mal beide still.", sagte Julius, weswegen für kurze Zeit nur das Rauschen des kühlen Sommerwindes durch die Blätter die Stille besiegte.
Aurora war so sehr damit beschäftigt gewesen, ihr Leben zu retten, dass sie der Melodie der Natur gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte- als ADHS-Kind war das auch nicht anders zu erwarten.
Ein raues Grunzen ertönte.
Sofort fuhren sie nach hinten.
"Haben wir heute Glück oder so? Ach, ich liebe mein Leben.", kommentierte Anthony diesen Anblick sarkastisch.Ihr alter Freund war wieder da und schoss keine zwei Meter von ihnen entfernt blindlings auf sie zu.
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Wenn ihr euch fragt, warum Aurora Sachen oder Geschehnisse oder selbst die beiden Jungen nicht so oft oder fast sogar gar nicht beschreibt... werdet ihr schon bald erfahren.
Ich habe auch ein paar Andeutungen und Tipps in diesem Kapitel hinterlassen, also wer weiß :)Also ich werde versuchen so oft und schnell wie möglich zu schreiben, aber erwartet nicht zu viel von mir lol
Da ist noch etwas, was sich Schule nennt 😬Alle Namen bzw Leute, die hier genannt werden, gehören zu den fünfundzwanzig
Und ja da kommen so Anime oder YouTube oder Film oder andere References vor
Ein Leben ist kein Leben ohne die Welt von heute, wo es Memes anstatt fliegende Autos gibt🤷♀️
Ich schwöre, wenn die Leute von früher unsere Welt jetzt sehen, weiß ich nicht, ob sie verstört wären, heulen würden oder sich wieder umbringen würden.
Ok, zu viel Internet für heute.
{1943 Wörter}
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The New Generation
FantasyDas Leben als Waisenkind war nie einfach gewesen, zudem man öfters ein Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch wurde. Selbst die Erwachsenen schienen keine Interesse an ihnen zu haben, welches schließlich dazu führte, dass die Gruppe aus fünfundzw...