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Mein Gesichtsausdruck ist vollkommen neutral, als ich die Türe öffne und Derek vor mir steht.

"Hey, ich weiß, dass du vermutlich nicht mit mir reden willst, auch wenn ich nicht weiß, warum, aber ich soll einen schönen Gruß von meinen Eltern und meinen Geschwistern ausrichten und das hier vorbeibringen..."

Er hält den Korb hoch, den er in der linken Hand hält.

"...und euch fragen, ob ihr am Samstag vorbeikommen wollt. Wir feiern sozusagen eine Party, um die ganzen Nachbarn kennenzulernen."

Überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch, bevor ich den Korb entgegennehme und mich bedanke.

"Dankeschön, Mom und ich werden uns überlegen ob wir kommen. Ich sage dir dann Bescheid."

Derek nickt, doch er bleibt stehen, verabschiedet sich nicht, so als wolle er noch etwas sagen.

"Was ist denn noch?"

Er scheint zu überlegen, ob er wirklich fragen soll, überwindet sich schlussendlich doch noch dazu, die Frage zu stellen.

"Was für einen Vorfall meinte das Mädchen in Englisch?"

Es war klar, dass er diese Frage stellen würde. Ich reiße mich zusammen, lasse meine Stimme kalt klingen, als ich ihm antworte.

"Vor ein paar Monaten hatte meine Familie einen Autounfall, den mein Dad und meine Zwillingsschwester nicht überlebt haben. Danke nochmal für die Einladung."

Damit wende ich mich von Derek ab, schließe die Tür hinter mir und stelle den Korb auf den Küchentisch, bevor ich weiter koche.

Mom kommt nur ein paar Minuten später nach Hause, ich kann hören wie sie ihre Schlüssel auf dem Sideboard im Eingang ablegt und ihre Schuhe auszieht. Dann kommen ihre Schritte stetig in meine Richtung.

"Hey, meine Große. Wie war dein Tag?"

Mom begrüßt mich wie immer fröhlich, staunt nicht schlecht als sie den Korb mit den Sachen von Derek entdeckt.

"Von wem ist das?"

"Hey Mom, der Tag war okay. Der Korb ist von Derek, einem unserer neuen Nachbarn, wir sind am Samstag Abend bei ihnen eingeladen. Sie wollen ihre Nachbarn kennenlernen und schmeißen eine Grillparty."

Mom nickt nur und fragt, wie alt Derek ist.

"Er ist 17 und geht mit mir in die Klasse. Ich habe ihn heute kennengelernt, wir sitzen nebeneinander."

Mom wirkt überrascht, denkt vermutlich, dass ich mich jemandem geöffnet habe, nicht mehr das eiskalte Mädchen bin, das niemanden an sich ranlässt, zu dem ich seit Dads und Jamies Tod geworden bin. Aber ich bin nicht mehr die Rose, die alle gekannt haben, sondern ein eiskaltes Mädchen, das alle von sich wegstößt, um nicht mehr derart verletzt zu werden. Mom zieht bloß eine Augenbraue hoch, weshalb ich die Augen überdrehe.

"Was ist?"

Mom schmunzelt nur.

"Sieht er denn gut aus?"

Meine einzige Reaktion ist ein knappes Schulterzucken, was Mom aber wahrscheinlich als ein Ja interpretiert, doch ich habe dazu schlichtweg keine Meinung, ich will nicht irgendjemanden als gutaussehend empfinden, das würde doch nur darauf rauslaufen, dass ich mich irgendwann verliebe, und dass will ich nicht. Liebe bedeutet für mich nur noch, dass man verletzt wird.

"Nein, eigentlich nicht. Besser gesagt, es ist mir egal."

Sie scheint nicht überzeugt, aber das ist mir egal, genauso wie Dereks Aussehen.

"Mom, deckst du den Tisch? Ich bin fertig mit kochen."

Mom nickt, holt zwei Teller aus dem Regal und deckt den Tisch.

Kaum liegt der Untersetzer auf dem Tisch, stelle ich die Pfanne mit dem Gemüsereis auf den Tisch und setze mich gegenüber von Mum hin. Wir wünschen uns einen guten Appetit, bevor wir essen.

Ich bin fertig, warte aber noch bis Mom fertig ist, und starre derweil auf den leeren Stuhl neben mir. Normalerweise würde Jamie dort sitzen, aber sie ist fort. Einfach so aus dem Leben gerissen worden. Gedankenversunken sitze ich weiterhin am Tisch, bemerke nicht, dass Mom auch fertig ist und begonnen hat, abzuräumen, bis sie sich räuspert. Einen winzigen Moment lang verwirrt sehe ich mich in der Küche um, realisiere die Situation und stehe auf, um Mom zu helfen, doch sie winkt ab.

"Lass gut sein, Lily, ich mach das schon. Du kannst nach unten gehen und derweil deine Hausaufgaben machen. Ich komme vorbei, wenn ich ins Bett gehe."

"Okay, Mom."

Ich verabschiede mich von ihr mit einer kurzen Umarmung und schnappe mir meine Tasche, bevor ich in den Keller in mein Zimmer gehe. Verwirrt bleibe ich stehen, wundere mich dass die Tür zu Jamies altem Zimmer offen steht. Langsam gehe ich hinein, und was ich sehe verschlägt mir den Atem.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt