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Jamie und ich sitzen hinten, Dad und Mom vorne. Wir albern herum, machen Witze und lenken uns ab von dem, was uns erwartet, wenn wir endlich bei unserer Tante angekommen sind.

Jamie und ich diskutieren mittlerweile darüber, wen wir aus der Schule mögen und wen nicht. Jamie mochte Marcus, der nach meinem Geschmack ein Spur zu arrogant war, aber ich ließ ihr die Freude, ein wenig über ihn zu schwärmen. Wir sind viel zu vertieft in unser Gespräch, als dass wir die Panik unserer Eltern bemerkt hätten. Und dann kommt der Aufprall, mit dem alles um mich herum kurzzeitig schwarz wird.

Kurze Zeit später öffne ich meine Augen, um mich herum ohrenbetäubende Stille.

Ich drehe den Kopf nach links, sehe Jamie bewusstlos im Gurt hängen. Der Versuch, meinen Arm zu bewegen, gelingt, weshalb ich meine Hand nach Jamie ausstrecke, um sie wachzurütteln.

Keine Reaktion.

Von vorne nehme ich eine Bewegung war, Mom ist ebenfalls wach. Ihr Schluchzen als sie Dad sieht ist fast noch schlimmer als die Stille davor. Erneute rüttle ich an Jamies schlaffem Körper, versuche ihren Puls zu ertasten.

Kein Puls.

In der Ferne hört man ein Martinshorn, und kurz darauf ist die Unfallstelle hell erleuchtet.

Ich realisiere, dass wir aus dem Auto rausgeholt werden, und dann die leblosen Körper von Jamie und Dad.

Und dann ist alles schwarz.

Schweißgebadet wache ich mit einem Schrei auf. Panisch taste ich nach dem Lichtschalter, bis die kleine Lampe auf meinem Nachttisch das Zimmer in ein warmes Licht taucht.

Ich springe aus meinem Bett und schaffe es noch halb in meinem Traum gefangen, in Jamies Zimmer zu gehen und das Licht anzuschalten.

Nichts sieht anders aus als ich es in Erinnerung habe, seit Derek plötzlich hinter mir stand. Auf eine seltsame Art und Weise beruhigt mich der Gedanke an den Neuen soweit, dass ich mich wieder ins Bett lege, nachdem ich das Licht in Jamies Zimmer ausgeschaltet habe.

Im Bett will ich eigentlich schlafen, doch mir fällt ein Gegenstand auf dem Schreibtischstuhl auf, den ich nach genauerem hinsehen als ein Handy identifizieren kann. Es müsste Dereks sein, sonst war niemand in meinem Zimmer außer mir und Mom. Ich schalte es an, und seltsamer Weise hat er keinen Pin oder eine derartige Sperre in seinem Handy, weshalb ich, wie ferngesteuert, auf die Kontaktliste gehe und meine Nummer einspeichere. Dann lege ich es in meine Tasche, damit ich es morgen nicht vergessen kann. Dann schalte ich das Licht wieder aus, und falle wenige Minuten später in einen traumlosen Schlaf.

Mein Wecker reißt mich gefühlt keine Minute, nachdem ich eingeschlafen bin, wieder aus dem Schlaf.

Müde räkle und strecke ich mich, bevor ich mich aufsetze und meinen Wecker ausschalte. Ein kurzer Blick auf mein Handy sagt mir, dass ich mich etwas beeilen sollte, weshalb ich mich relativ schnell anziehe und mit meiner Tasche ins Erdgeschoss gehe. Dort mache ich wie jeden morgen Mom ihre Tasse Tee und mir meinen heißgeliebten Kaffee, der mich etwas wacher werden lässt. Kaum habe ich die Tasse ausgetrunken, kommt Mom in die Küche und trinkt wortlos ihren Tee. Ich lächle ihr zum Abschied kurz zu, bevor ich mir meinen Autoschlüssel schnappe. Mit einem knappen "Bye!" verlasse ich das Haus und fahre zur Schule.

An der Schule steht Derek etwas abseits, was mir einen kleinen Stich versetzt, ich habe das Bedürfnis, zu ihm hinzugehen und ihn etwas aufzuheitern. Doch ich widerstehe dem Drang und gehe mit keinerlei Regung an ihm vorbei, als hätte ich ihn nicht gesehen. Er sieht auf, als ich an ihm vorbeigehe, und will etwas sagen, doch ich bin schon an ihm vorbei in der Schule verschwunden.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt