POV: Jin:
Völlig verwirrt schaue ich ihn an. Was hat er gerade alles gesagt? Hat er sich wirklich bei mir entschuldigt? Soll ich ihm verzeihen? Immerhin hat er mir danach mein Leben gerettet und ist nicht so wie Yoongi und Hoseok einfach abgehauen. Namjoon hat mich auch nicht getreten. Bisher mochte ich ja nur den Namjoon mit dem ich geschrieben hatte, aber wenn das so weiter geht mag ich diesen Namjoon irgendwann auch noch. „Geht's dir nicht gut?" Panisch sieht er mich an. „Nein, alles bestens. Ich habe nur etwas darüber nachgedacht. Ich verzeihe dir." Erleichtert lächelt er mir zu. „Vielen Dank. Wie lange bleibst du noch im Krankenhaus?" „Der Arzt sagte, mindestens drei Wochen." „Solange? Warum?" „Mein Körper ist offenbar etwas überanstrengt worden in der letzten Zeit." Betroffen schaut er weg. Bestimmt fühlt er sich verantwortlich, obwohl er die wenigste Schuld von seinen Freunden hat. Außerdem kommen ja auch einige Wunden von meinen Kunden. „Ich werde dir jeden Tag die Hausaufgaben bringen und mit dir zusammen alles nachholen, wenn das für dich in Ordnung ist." Überrascht über sein Angebot lächle ich ihn leicht an. „Gerne. Wenn es dir nicht zu viele Umstände macht." „Natürlich. Kann ich dir morgen irgendetwas von dir zu Hause aus mitbringen?" Okay, langsam ist seine Freundlichkeit gruselig. Aber trotzdem freue ich mich wie ein kleines Kind. „Ich bräuchte eventuell einige Klamotten und so etwas. Aber nur wenn du wirklich willst!" „Ja. Dann müsstest du mir deinen Wohnungsschlüssel geben. Keine Sorge, ich werde auf ihn aufpassen und nur alleine deine Wohnung betreten." „Alles gut. Hab vielen Dank." „Das ist doch das Mindeste was ich tun kann."
POV: Namjoon:
Wir reden noch ein wenig bis wir uns verabschieden und ich samt seinem Wohnungsschlüssel nach Hause laufe. Ich wollte ja Tae wegen seinem Jungkook noch etwas fragen, um herauszufinden ob er tatsächlich Jeonghans bester Freund ist. Vielleicht sollte ich ihn lieber 'Unknown' nennen? Jeonghan ist ja sehr wahrscheinlich nur ein ausgedachter Name. „Tae? Kann ich reinkommen?" „Ja klar." Ich mache die Tür auf und gehe in sein Zimmer hinein. „Was gibt's denn, Joonie?" „Ich habe eine Frage wegen Jungkook. Kannst du ihn mal fragen ob er früher hier einen besten Freund hatte und wie er hieß?" „Ja schon. Aber zurzeit geht es schlecht. Er ist voll im Umzugsstress." „Er zieht jetzt schon her?" „In zwei Wochen." „Naja, dann kann das auch noch bis dahin warten. Willst du ihn eigentlich unseren Eltern vorstellen?" „Natürlich. Sie müssen ihn einfach akzeptieren!", erklärt er mit freudestrahlenden Augen. Ich hoffe, er wird nicht enttäuscht. „Ich bin mir sicher, sie werden ihn toll finden." Zwar stimmt das nicht wirklich, aber ich möchte nicht, dass er sich unnötige Sorgen machen muss. „Ich muss noch was erledigen... Bis dann." Damit verschwinde ich aus seinem Zimmer und gehe in meins. Seufzend klappe ich den Laptop auf und rufe über Skype meine beiden Freunde an. „Wie geht's Jin?", will Yoongi als erstes wissen. „Er musste operiert werden und bleibt für drei Wochen im Krankenhaus. Im Übrigen hat er uns nicht verraten, sondern gesagt, dass er nicht sehen konnte wer ihn zusammengeschlagen hat." „Wow. Das hätte ich nicht gedacht.", gibt Hoseok kleinlaut zu. „Wir müssen aufhören ihn fertig zu machen. Echt... Heute ist er beinahe gestorben!" Sie überlegen eine kleine Weile. „Vielleich hast du recht." „Ja. Wir könnten ja mit ihm ausmachen, dass wir ihn in Ruhe lassen solang er uns nicht verpetzt." Soviel Einsicht hätte ich ihnen gar nicht zugetraut. „Danke Leute." „Sag mal Joonie, magst du ihn vielleicht ein ganz kleines bisschen?" „Bist du verrückt, Yoongi?! Ich habe nur kein Bock jemanden fertig zu machen. Das ist alles!" „Reg dich doch nicht so auf. War nur ein Scherz." „Nicht witzig man." „Sorry... Ich wusste ja nicht wie aggressiv du darauf reagierst." „Ich muss Schluss machen. Es gibt Abendbrot. Bis dann." Hoseok legt auf. „Ich muss auch los. Ich wollte mich noch mit Jimin treffen." „Bis später." Ich sollte mal langsam alles was ich heute verpasst habe nachholen. Ich hasse Nachholen noch mehr als Schule an sich. Genervt schlage ich meine Hefter auf und lese mir die Aufgaben durch, die mir Yoongi vorhin noch geschickt hat. Nach einiger Zeit habe ich es endlich geschafft. Dann muss ich Jin morgen das Zeug von heute und von morgen beibringen. Nachdem ich meine Anziehsachen zurechtgelegt habe gehe ich schlafen. Aber irgendwie kann ich mich nicht so richtig entspannen. Mich quälen furchtbare Albträume. Jin stirbt wegen uns, Jeonghan oder 'Unknown' bringt sich um bevor ich ihn retten kann und ich sterbe auch beinahe. Schweißgebadet wache ich auf. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es erst kurz nach um fünf ist. Schlafen kann ich jetzt wohl komplett vergessen... Sehr langsam mache ich mich fertig für die Schule und zocke noch ein bisschen bis ich loslaufe. Warum hatte ich solche Träume? Es lässt mich einfach nicht los. Ich bin nicht der Typ für sowas. Eigentlich sind mir alle Menschen bis auf Tae und meine Freunde scheißegal. Aber seit ich mehr mit Jin und 'Unknown' zu tun habe ist es anders. Das macht mir irgendwie etwas Angst. Ich kann doch nicht Jin und jemanden den ich nicht kenne ins Herz schließen, oder doch? Sollte ich nicht so engstirnig sein? Warum ist die Antwort so verdammt kompliziert?! So ein Dreck... Fluchend kicke ich ein paar Steine über den Bordstein. Ich muss jetzt einfach eine rauchen! Schnell hole ich meine Schachtel und ein Feuerzeug aus meiner Jackentasche und zünde eine Zigarette an. Damit müsste ich auch aufhören. Zumindest irgendwann. Vielleicht nehme ich das in Angriff, wenn der ganze Stress vorbei und alles wieder friedlich ist. „Guten Morgen, Joonie! Rauchst du schon wieder?" Kopfschüttelnd läuft Hoseok mir entgegen. „Du bist doch nicht besser." Grinsend zeige ich auf seine Hand in der er eine Zigarette hält. „Was haben deine Eltern eigentlich wegen der Nachhilfe gesagt?" „Sie waren nicht gerade begeistert. Ich soll mir Mühe geben und wehe ich scheibe noch eine vier. Dann bekomme ich Riesenärger." „Oh man, du Armer. Musst du nicht heute schon hin?" „Joa. Ich gucke mal wie es so ist... Wenn es mir reicht gehe ich einfach wieder." Das ist typisch Hoseok. Er weiß wie viel Ärger er bekommt, wenn er etwas nicht macht und ihm ist es trotzdem egal. Hoffentlich ändert er sich irgendwann. In der Schule passiert nicht Aufregendes. Am Nachmittag besuche ich Jin um ihn die Hausaufgaben zu erklären und um ihm die von mir geholten Sachen aus seiner Wohnung vorbeizubringen. Die nächste und auch die übernächste Woche vergehen wie im Fluge. Yoongi und Jimin wollen sich vor Yoongis Eltern als Paar vorstellen, Hoseok besucht mehr oder weniger fröhlich jeden Dienstag und Freitag die Nachhilfeschule und meine Freizeit geht hauptsächlich für Jin und Tae drauf. Heute ist der große Tag für meinen kleinen Bruder: Jungkook zieht endlich hierher! Das bedeutet, dass ich ihn auch wegen der Sache mit 'Unknown' fragen kann. Deswegen gehe ich mit Tae zusammen zu seinem ersten Treffen mit seinem Freund. „Bist du Taehyung?", fragt uns ein Junge der genauso groß wie Tae ist schüchtern. „J-ja. Du bist Jungkook, oder?" Die Miene von Jungkook hellt sich auf und er fällt Tae um den Hals. „Endlich sehen wir uns richtig!" Tae erwidert die Umarmung und wirbelt ihn mit sich zusammen herum. Die zwei sind echt süß. „Achja, das ist mein großer Bruder Namjoon.", erklärt er als sie sich voneinander lösen. „Freut mich dich kennenzulernen, Jungkook." „Danke. Freut mich auch." Höflich reicht er mir die Hand und verbeugt sich sogar leicht. Er scheint echt in Ordnung zu sein. „Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?", fragt Tae lächelnd. Strahlend willigt Jungkook ein. Ich nicke nur. Wir setzen uns in Bewegung. Zuerst lasse ich die beiden miteinander reden und sage nur etwas, wenn sie mich fragen. Sie haben sich eine Menge zu erzählen, aber das stört mich keineswegs. Irgendwann richte ich dann mein Wort an Jungkook. „Du sag mal... Hattest du früher hier vielleicht einen besten Freund namens Jeonghan?" „Nein, ich kenne niemanden der so heißt." Also war es wirklich ein falscher Name. „Ich habe leider meinen besten Freund aus den Augen verloren. Sein Name ist Jin. Obwohl er eigentlich Seokjin heißt." Jin?! Das ist doch nur ein Spaß! Ich habe damals ihn angeschrieben, ernsthaft?! „Alles in Ordnung, Joonie?" „Was? Ja, alles bestens. Ich glaube ich kenne diesen Jin. Wenn du willst kannst du mir deine Handynummer geben und ich bringe sie ihm." „Echt? Oh mein Gott, danke! Ich hatte schon Angst ich würde ihn niemals wiedersehen! Wie geht es ihm?" „Zurzeit liegt er im Krankenhaus. Er hat ziemliche Probleme und ich denke er könnte dich gerade echt gut gebrauchen." Wir reden noch ein wenig über Jin bis ich beschließe die beiden endlich alleine zu lassen. Soll ich ihn auf die Sache mit Jeonghan ansprechen? Wenn Jin und Jeonghan dieselbe Person sind, weiß ich ja schon eine ganze Menge über ihn. Moment mal. Sagte Jeonghan nicht er wäre in seiner Schule vergewaltigt worden? Oh Gott! Wahrscheinlich war Yoongi oder Hoseok das. Und ich habe noch geschrieben: Ich hasse solche Menschen. Er muss sich ganz schön verarscht vorgekommen sein. Ich war so ein Idiot! Gerade jetzt wo ich mich langsam besser mit ihm verstehe kommt sowas. Ich werde Jin wohl morgen am Montag darauf ansprechen. Heute wollte ich mich noch mit Hoseok treffen. Yoongi ist ja mal wieder beschäftigt. Mit Blick auf mein Handy stelle ich fest, dass es schon fünfzehn Uhr ist. Ich habe eine halbe Stunde Zeit um zu unserem Treffpunkt zu laufen. Wir wollten im Park an den Skateboard Rampen ein wenig trinken und quatschen. Er will mir irgendwas erzählen. Ich beeile mich so schnell es geht bei ihm zu sein. „Hi Joonie!" „Du bist ohne mich die Rampe hochgeklettert? Also wirklich..." Gespielt empört sehe ich ihn an. „Na komm." Ich schmeiße meine Tasche mit Schwung zu ihm nach oben bevor ich auf die andere Seite der Rampe laufe und losrenne. Das letzte Stück muss Hoseok mich hochziehen. „Endlich..." Erschöpft lasse ich mich neben ihm fallen. „Von was bist du denn so fertig?" „Heute ist Jungkook, der Freund von Tae endlich hergezogen und ich habe die beiden ein bisschen begleitet um ihn näher kennenzulernen." „Und wie ist er?" Hoseok öffnet zwei Dosen Bier und reicht mir die eine rüber. „Danke. Er ist ziemlich nett und ich habe etwas Interessantes herausgefunden." Vielsagend grinse ich ihn an. „Er ist der beste Freund von Jin." „Achso?" Überrascht sieht er mich an. „Ja." „Irgendwie habe ich das Gefühl es geht bei dir immer um Jin. Gibt es da etwas was ich erfahren muss?" „Nein, das ist reiner Zufall!" „Sicher?" „J-ja! Naja, ach verdammt. Ich weiß nicht..." Frustriert nehme ich einen Schluck von meinem Bier. „Hat sich der kleine Namjoon etwa verliebt?" Grinsend boxt er mir in die Seite. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich war noch nie so richtig verliebt." „Aber du hattest doch schon Beziehungen." „Ja, aber ich habe niemanden davon wirklich geliebt. Es waren eher Probebeziehungen. Zumindest habe ich das so gesehen." „Oh man... Joonie. Du brauchst ganz dringend Hilfe. Weißt du was? Wir machen einen Verliebt-Sein-Test. Warte, ich werde mal was googlen." „Ich kenne die Anzeichen." „Trotzdem. Träumst du von ihm?" „Ja." „Denkst du oft an ihn?" „Schon irgendwie. „Willst du ihm immer helfen?" „Äh, ja." „Bist du oft ohne es zu müssen in seiner Nähe?" „Ja." „Was fühlst du, wenn du an ihn denkst?" „Ich möchte ihn besser kennenlernen und ihm ein wenig helfen." „Sorgst du dich ständig um ihn?" „Naja, ja." „Herzlichen Glückwunsch. Du bist verliebt." „Nein! Das kann nicht sein!" Mit großen Augen schaue ich ihn an. „Entweder du hast die ganze Zeit gelogen oder der Test ist kaputt." „Fuck! Ich will mich nicht verliebt haben!" „Das sucht man sich doch nicht aus. Ob du verliebt bist oder nicht entscheidet dein Herz. Da kannst du dich nicht wehren, Junge." „Verdammt." Verwirrt werfe ich einige Steinchen die hier oben rumliegen die Rampe hinunter. „Das ist doch nicht schlimm.", versucht Hoseok mich zu trösten. „Ach nein? Was soll das denn mit Jin und mir werden? Er ist gut in der Schule, er ist Schülersprecher, er ist perfekt und doch gleichzeitig so zerbrechlich. Und dann bin da ich... Dumm, ich rauche, ich trinke zu viel, ich bin hässlich und ein totaler Loser." „Zieh dich nicht so runter Namjoon! Du bist ein toller und wunderbarer Mensch! Ich wette Jin wird das auch erkennen. Und wenn du dich selbst so nicht magst, musst du dich ändern." „Liebe ist anstrengend, oder?" „Ja. Aber das ist es wert, glaube mir." „Seit wann kennst du dich denn mit der Liebe aus?", frage ich leicht spottend. „Also... Naja." Verlegen schaut er weg. „Nicht dein Ernst?! Du hast dich auch verliebt? In wen?" „Sie ist in meiner Nachhilfeschule und ein wirklich wunderbarer Mensch. Seit einer Woche treffen wir uns und seit ich sie kenne bin ich nicht mehr aggressiv. Ich glaube ich liebe sie, aber ich habe echt Angst es ihr zu sagen. Sie ist toll und wir haben sogar das gleiche Hobby: tanzen." „Rauchst du wegen ihr in letzter Zeit so wenig?" „Ja." „Guter Einfluss. Wie heißt sie denn?" „Teja." „Du musst ihr deine Liebe gestehen." Er überlegt einige Minuten. „Na gut. Aber nur unter einer Bedingung." „Welcher?" „Du gestehst danach auch Jin deine Liebe." „A-aber das kann ich doch nicht machen!" „Natürlich kannst du. Deal?" Lächelnd hält er mir seine Hand hin. Seufzend ergreife ich sie. „Deal. War es eigentlich das was du mir sagen wolltest?" „Ja. Trinken wir heute vielleicht lieber nur ein Bier? Ich will mich nicht wirklich betrinken." „Deine Teja muss echt ein Engel sein, wenn sie es geschafft hat dich zur Vernunft zu bringen. Du musst sie mir mal irgendwann vorstellen, okay?" „Gerne. Nachdem ich ihr meine Liebe gestanden habe." Ich nicke grinsend. Hoseok lernt jemand Normales kennen. Das ist echt unglaublich. Seine bisherigen Loverinnen haben alle eher gerne Party gemacht und ihn in irgendeine Scheiße reingezogen, deswegen freue ich mich für ihn. Jetzt muss sie nur noch ja sagen und alles ist perfekt. Wir bleiben noch ein bisschen im Park und reden über dies und das bis wir uns voneinander verabschieden und ich mich auf den Weg nach Hause mache. Während ich laufe klingelt plötzlich mein Handy. Es ist Tae. „Was gibt's Taetae?" „Du musst ganz schnell kommen!", schluchzt er in sein Handy. „Oh Gott. Was ist passiert Kleiner?" „I-ich habe Jungkook unserer Mutter vorgestellt." Ich ahne das Schlimmste und tatsächlich bestätigt sich meine Vermutung: „Sie ist komplett ausgerastet und hat mich rausgeschmissen! Ich bin gerade bei Jungkook. Soll ich dir die Adresse schicken?" „Ja. Ich beeile mich." Nachdem ich die Adresse bekommen habe renne ich einfach los. Warum hat er nicht auf mich gewartet?! Ich hätte dabei sein müssen! Zum Glück wird Jungkook aufpassen, dass sich Tae nicht wieder etwas antut. Nach einigen Minuten bin ich bei der Wohnung von Jungkook angekommen. Oder besser gesagt: das Haus. Verwirrt schaue ich auf die beiden Klingelschilder auf denen jeweils 'Jeon' steht. Auf einmal kommt mir Jungkook entgegen. „Ich wohne oben." „Alleine?" „Ja. Meinem Vater gehört das ganze Haus und er überlässt mir die obere Wohnung damit ich meine Privatsphäre habe." „Cool." „Komm erstmal hoch. Tae ist total aufgelöst." Mit schnellen Schritten folge ich ihm. „Namjoon!" Sobald Tae mich sieht wirft er sich mir weinend in die Arme. „Du hättest auf mich warten sollen, Pabo!" „Es tut mir leid. Was soll ich denn jetzt machen?", schluchzt er in mein Ohr. Beruhigend tätschle ich ihm den Kopf. Nach einiger Zeit hört er endlich auf zu weinen. „Tae? Lässt du Jungkook und mich kurz allein?" „Okay." Er tapst in die Küche. Fragend sieht Jungkook mich an. „Ich will ihn nicht zwingen zu unseren Eltern zurückzukommen. Ich weiß nicht ob es deinem Vater recht ist, aber kann er bei dir bleiben?" „Du meinst so richtig bei mir einziehen und so?" Ich nicke. „Tatsächlich habe ich ihn sicherheitshalber schon gefragt. Er sagte ich könnte aus meiner Wohnung alles machen was ich will. Immerhin habe ich hier insgesamt fünf Zimmer. Eins ist das Wohnzimmer und das andere gehört mir. Also stehen noch drei Räume leer." „Super. Ich denke es wäre das Beste, wenn ich mich so schnell wie möglich darum kümmere, dass seine Sachen hierherkommen." „Danke. Willst du eigentlich bei deinen Eltern bleiben?" „Naja, nicht so wirklich. Ich habe festgestellt, dass ich mich in einen Jungen verliebt habe. Also könnte es auch schwierig werden, wenn wir zusammenkommen." Das es sich bei diesem Jungen um Jin handelt, behalte ich erstmal für mich. „Wenn du willst kannst du auch hierbleiben. Ich weiß wir kennen uns noch nicht so gut, aber ich denke du bist ziemlich wichtig für Tae." Überrascht sehe ich ihn an. „Vielen Dank. Wenn du einverstanden bist, gerne." „Sollen wir Tae herholen?" „Klar." Jungkook geht in die Küche und kommt mit Tae zusammen wieder. „Tae. Wir haben was entschieden." Fragend guckt er uns an. „Wir ziehen zusammen zu Jungkook." Mit großen Augen schaut er uns abwechselnd an. „Ehrlich?" Glücklich fällt er uns beiden um den Hals. „Danke." Wenn es Tae gut geht, geht es mir auch gut. Ich tue alles für ihn. „Ich werde mich auf den Weg machen und mich um alle Formalitäten wegen des Umzugs kümmern. Bleibst du morgen erstmal zu Hause?" „Ist vielleicht besser." Ich verabschiede mich von den beiden und gehe zu unserem Haus. Es wird kein leichtes Gespräch mit meiner Mutter werden. Mit schweren Schritten betrete ich das Wohnzimmer. „Hast du es schon von deinem Bruder gehört?", fragt meine Mutter gefühlslos. „Ja." „Weißt du warum er plötzlich auf Jungs steht? Das ist doch krank!" Vor Wut balle ich meine Hände zu Fäusten. „Ich denke er steht schon immer auf Jungs. Daran ist überhaupt nichts krank! Du hättest ihn unterstützen müssen!", werfe ich ihr vor. „Ich hätte gar nichts müssen! Es ist seine Schuld, wenn er plötzlich mit so etwas Dummen anfängt!" „Du bist einfach unmenschlich! Es ist doch nicht seine Schuld, dass er schwul ist!" „Soll ich ihn therapieren lassen, oder was?!" „Nein! Du sollst ihn verdammt nochmal einfach akzeptieren!" „Nein! Ich will ihn nie wiedersehen!" „Gut, na schön. Er dich auch nicht." „Dann wäre das ja geklärt. Geh in dein Zimmer." „Nein. Ich habe etwas entschieden." „Und was bitteschön?!" „Ich ziehe mit ihm zusammen zu seinem Freund." „Das wirst du nicht!" „Ich bin siebzehn!" Sie denkt nach. „Wir klären das jetzt mit deinem Vater." Sie nimmt ihr Handy und ruft ihn an. Schnell erklären wir die Situation. Er regt sich ziemlich auf. Aber zu meiner Freude ist er auf Taes und meiner Seite. Er erlaubt uns von unserer Mutter wegzugehen und kümmert sich um die Anmeldung, dass wir einen neuen Wohnsitz haben. Meine Mutter ist total schockiert. „Wir gehen noch heute." „Warum verlässt du mich auch noch? Reicht es nicht, dass Tae geht?!" „Du hast ihn doch rausgeworfen!" Ohne ein weiteres Wort gehe ich die Treppe hoch in mein Zimmer und rufe einen Umzugsservice an. Zu meinem Glück können sie noch heute kommen. Ich fange an Taes und meine Sachen einzupacken und informiere ihn über alles. Nach einer Stunde ist der Lieferwagen da. Meine Mutter lässt sich während sie unsere Möbel und Kartons einpacken nicht mal blicken. Bevor ich losmache gehe ich noch einmal zu ihr. Sie sitzt auf dem Sofa und trinkt Wein. „Ich gehe jetzt. Hier ist der Schlüssel." „Kommst du wenigstens mal zu Besuch?" Sie sieht mich mit einem leeren Blick an. „Wenn du Tae akzeptierst besuche ich dich mit ihm zusammen." Ich lasse sie alleine und gehe aus dem Haus. Irgendwie fühlt es sich komisch an, wenn an einem Tag dein komplettes Leben auf den Kopf gestellt wird. Zuerst habe ich rausgefunden, dass Jeonghan Jin ist, dann bin ich offenbar in ihn verliebt, meine Mutter schmeißt Tae raus und ich ziehe mit ihm zu seinem Freund. Es ist ein wenig viel. Aber jetzt ist es zu spät für Bedauern. Ich fahre zusammen mit dem Umzugswagen zu Jungkooks Wohnung. Mittlerweile ist es schon um zehn. Jungkook, Tae und ich helfen dabei alle Möbel hochzuschleppen. Die Rechnung übernimmt glücklicherweise unser Vater. Er hat mir nach dem Telefonat eine Nachricht geschickt in der er mir seine Bankdaten genannt hat und, dass er ab jetzt uns jeden Monat etwas Geld auf mein Konto schicken wird damit Tae und ich alles was anfällt bezahlen können. Ich hätte nie gedacht, dass er sich so um uns kümmert, aber es freut mich. Vielleicht ist er doch nicht so schlimm wie ich früher angenommen habe. Nach dem ganzen Stress packe ich schnell meine Klamotten und alles aus und lasse mich in mein Bett fallen. Kurz darauf schlafe ich ein. „Joonie, aufwachen. Du kommst zu spät." Müde schlage ich die Augen auf. Tae steht lächelnd neben meinem Bett. „Wie spät ist es denn?", frage ich verschlafen. „Es ist halbsieben." „Was?! Shit!" Panisch springe ich auf, scheuche Tae aus meinem neuen Zimmer und ziehe mich um. In Windeseile habe ich meinen Rucksack gepackt und gehe in die Küche. Jungkook sitzt schon mit Tae am Tisch. „Willst du noch was essen?", fragt er höflich. „Ja. Ich trinke einen Kaffee und esse Müsli." „Dachte ich mir." Grinsend deutet Tae auf eine Tasse und auf eine Schüssel die auf dem Tisch stehen. Ich bedanke mich und beginne zu essen. „Hat Papa es dir eigentlich schon gesagt?" Fragend sehe ich ihn an. „Er hat unsere Schulen informiert, dass du ab jetzt alles selbst unterschreiben und uns selber krankmelden darfst!", erklärt er freudestrahlend. „Das heißt aber nicht, dass du jetzt jede Woche zu Hause bleibst!", erwidere ich mit strengem Unterton. „Okay okay, hatte ich auch nicht vor." Nach ein paar Minuten schnappe ich meine Sachen und verlasse die Wohnung. Jungkook bleibt heute zusammen mit Tae zu Hause. Die beiden sind sowas von süß zusammen. Ich freue mich wahnsinnig für sie. Und um ehrlich zu sein, wünsche ich mir so eine Beziehung auch. Am liebsten mit Jin. Aber das würde ich niemals vor anderen zugeben! Ich bin nicht der Typ für kitschiges Zeug. „Hey Namjoon!", ruft Yoongi mir entgegen. „Hi!" „Du siehst heute viel entspannter als sonst aus." „Ja, kann sein." Schnell erzähle ich ihm alles von Jungkook, Tae und meinen Eltern. „Und du hast das einfach so alles entschieden." „Mehr oder weniger schon." „Krass. Hast du's schon Hoseok erzählt?" Ich schüttle mit dem Kopf. „Das hole ich sofort in der Pause nach." Auch Hoseok ist nach meiner Erzählung beeindruckt. Der weitere Schultag verläuft ruhig. Nachmittags geht mein erster Weg wie immer ins Krankenhaus.
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My little princess♡
Romance*Abgeschlossen* Jin und Namjoon können sich kein bisschen leiden. Jin ist als Schülersprecher sehr gewissenhaft, was Namjoon einfach nur nervig findet. Beide denken, dass das Leben des jeweils anderen perfekt ist, aber stimmt das wirklich? Außerdem...