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Die ersten Sonnenstrahlen des Tages schlichen sich durch die Gardinen von Marecs Zimmer und malten sanfte Lichtflecken auf den Boden.

Es war ein vertrauter Anblick, einer der vielen ruhigen morgen, doch heute war es irgendwie anders. Es lag ein Hauch von Veränderung in der luft, eine Möglichkeit, die Marec nicht einmal richtig benennen konnte.

Er lag auf seinem Bett, umgeben von einem Chaos aus Büchern und Zeichnungen - kleine Skizzen, die die Freiheit darstellten, die ihm schon ewigkeiten verwehrt blieb. Während er sich seine goldbraunen, lockigen Haare aus dem Gesicht strich, dachte er an das, was ihm bevorstand. Nur noch ein paar Monate bis zum Schulabschluss, und dann begann das Studium um da nach die Firma seines Vaters übernehmen zu können, ein weiterer Schritt in die Enge, die seine Eltern für ihn entworfen hatten.

Marec war 17, still und folgsam, wie es seine Eltern von ihm erwarteten. Er war es gewohnt, sich im Schatten zu bewegen, unauffällig zu sein und nie gegen die strengen Regeln seiner Familie zu verstoßen. Nach aussen hin war er immer freundlich und glücklich. In seinem Inneren jedoch war ein Sturm entfesselt, eine Rebellion, die nach Freiheit und Abenteuer dürstete. Tattoos, Piercings, wild gefärbte Haare- all das war für ihn ein unerreichbarer Traum, ein Symbol der Unabhängigkeit, das seine Eltern ihm gnadenlos verwehrten. Nur seine Karamellbraunen Augen mit kleinen grau blauen sprenkeln, verrieten einen Funken von dem, was er wirklich war. Doch nie jemand sah es. Nie würde es jemals jemand sehen.

An diesem Morgen stand Marec auf und sah in den Spiegel der an seiner wand hing. Das Bild, das ihn anstarrte, war nicht das, was er sein wollte. Das war einfach nicht er. Er seufzte leise und zog sich das bereit gelegt schlicht schwarze T-Shirt über den Kopf. Die Kleidung, die er trug, war nie selbst von ihm gewählt, sondern das Ergebnis der strengen Vorgaben seiner Eltern. Er wandte sich von den mitleid erregenden bild ab, als würde er sich selbst nicht länger ertragen können.

Ein kurzer Blick aus seinem Fenster und er sah auf der andere Straßenseite sein liebevolles Chaos stehen. Juli Reik, neben ihm seine Schwester Isabella Reik. Ein Junge, der ihm oft in der Schule begegnete, er hatte eine Ausstrahlung, die Marec nicht ganz deuten konnte. Juli war ein Freigeist, mit Tattoos, die seinen Körper schmückten, und Piercings, die seinen leicht markanten Gesichtszügen einen wilden Touch gaben. Sein Auftreten war das komplette Gegenteil von Marecs: offen, direkt, unerschrocken und irgendwie so unglaublich frei.
Marec bewunderte diesen Mut schon  immer aus sicherer Entfernung, er wusste aber, dass er sich nie trauen konnte, selbst so zu sein. Selbst wenn er nur daran dachte konnte er schon die schmerzen an seinem ganzen Körper spüren die sein Vater ihm dafür zufügen würde. Ein Schauer zog über seinen Rücken. Schnell schüttelte er seinen Kopf und wand sich ab.

Während Marec nun seinen Schulweg antrat, spürte er Juli und Izzy, die in einiger Entfernung hinter ihm gingen. Die Augen des Älteren folgten ihm, es überraschte ihn, sonst wurden er auch nie von anderen beachtet, schon garnicht von dem unglaublich hübschen und attraktiven Jungen der sich schon seit geraumer Zeit in sein Herz geschlichen hatte.
Ein Gefühl von Unbehagen mischte sich mit etwas, das Marec nicht deuten konnte. Ein Teil von ihm wollte sich umdrehen und den Blick erwidern, doch er blieb stumm und zwang sich geradeaus in die graue Einöde zu starren, die ihm so vertraut war.

Er wollte nicht, dass Juli oder überhaupt irgendjemand ihn so sah, nicht in einem Moment, in dem er mit seinen eigenen Ängsten kämpfte. Marec kannte die Regeln. Seine Eltern waren nicht nur streng; sie waren unbarmherzig. Ein falsches Wort, ein falscher Schritt, und die Konsequenzen würden verheerend sein. Die Schreie, die er oft hörte, wenn er versuchte, sich zu wehren, waren nicht einfach nur Bedrohungen - sie waren die Realität seines Lebens.

I'm go live, are you coming? (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt