Kapitel 5 - Der nächste Morgen

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- John -

Sherlock war erst heute Morgen zurückgekommen. Ich lag die ganze Nacht wach im Bett und dachte über den vergangenen Tag nach. In letzter Zeit fand ich kaum noch Ruhe, ständig überlegte ich wie es wohl sein würde, wenn Sherlock die Ampulle nicht rechtzeitig finden würde. Ich würde ihn verlieren. Für immer. Ein schwaches Grinsen jagte mir über das Gesicht. Sherlock wusste, wie er Menschen von sich abhängig machte. Auch seine Schwester musste diese schlaflosen Nächte durchgemacht haben, als sie über die schmerzliche Tatsache nachdachte, ihren Bruder nie wieder sehen zu können.

Seine sanften Schritte huschten über den roten Teppich im Wohnzimmer, begleitet von einem regelmäßigen Atmen. Dieser Mann hatte keine Angst. Er war die Ruhe in Person. Als ich hörte, wie er sich in seinen Stuhl fallen ließ, beschloss ich den kläglichen Versuch, ein wenig Schlaf zu erhaschen aufzugeben und begab mich fast geräuschlos zu meinem Gefährten. „Davina. Sie wurde entführt.", sagte er knapp. Mir stockte der Atem. „Entführt? Von wem?!", fragte ich mit zitternder Stimme. Er starrte ins Leere und murmelte vor sich hin. Ich konnte kein Wort verstehen, doch irgendetwas in seinen Zügen verriet mir, dass er besorgt war. Ob die Besorgnis seiner Schwester galt, wagte ich nicht zu behaupten. Sherlock war nicht der Mensch, der sich von Gefühlen ablenken ließ. Davina war für ihn wahrscheinlich weniger eine Schwester, als eine alte Bekannte. „Wir müssen zur Polizei!", rief ich irgendwann in die erdrückende Stille, die nur ab und zu von seinem schnellen Geflüster durchbrochen wurde. „Nein. Die können uns auch nicht weiterhelfen. Ich werde das alleine regeln, halte dich einfach aus der Sache raus.", bemerkte er eiskalt und griff nach seiner Violine. Schlagartig begann er zu spielen und lockte dabei die verrücktesten Töne, aus diesem altehrwürdigen Instrument.

Ich seufzte und schlenderte langsam in die Küche, wo ich mir erstmal einen Kaffe machte. Ich trank hastig davon, da ich diesen Energieschub gerade wirklich nötig hatte. Mein Blick wanderte durch die Küche und blieb an der Uhr hängen. Es war bereits 9 Uhr morgens, meine Tochter musste also schon in der Schule sein. Ich bekam sie zurzeit kaum noch zu Gesicht. Ein leises Seufzen huschte über meine Lippen. In diesen Momenten fehlte mir Mary besonders. Sie war mein Fels in der Brandung gewesen, mein Ein und Alles.

Mein Bruder, Sherlock. || BBC Sherlock FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt