Kapitel 4

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Am Freitag hatte er wieder einmal einen Termin beim Psychologen. Als er losfuhr, zündete er sich noch schnell eine Zigarette an.
Er rauchte schon seit vielen Jahren und ihm war bewusst, wie schlecht dies für seine Gesundheit war. Doch trotzdem konnte er nicht aufhören. Ohne seine Zigaretten wurde er immer schnell unruhig. Ja, man konnte sagen, er war abhängig.

Nach 20 Minuten war er da. Er machte den Motor aus, stieg aus und schlug die Wagentür zu.

"Hallo! Ich habe heute viel zu erzählen." Er trat in das Büro des Psychologen Berndt Drulingen.

"Guten Tag! Dann fangen Sie mal an. Aber nehmen Sie vorher bitte auf dem Sofa Platz." Er machte eine Handbewegung und bedeutete ihm, sich zu setzen.

"Also...", fing Raiden an. Er erzählte von der alten Dame und dem Zettel mit seinen Initialen. "Und das Komische war, als ich später bei einer Frau geklingelt habe, um mich zu erkundigen, wo die alte Dame wohnte, meinte sie, sie würde sie nicht kennen. Und sie schien sich ziemlich sicher zu sein. Und dann war da noch dieses Klopfen, das ich gehört habe und wenig später war es dann die alte Dame, die bei mir geklopft hat. Ich habe sie gefragt, ob sie vorher schon einmal geklopft hatte, aber sie meinte nein. Und bei dem ersten Klopfen hatte ich das Gefühl es käme aus einer anderen Richtung."

Berndt runzelte die Stirn.

"Naja, zu dem Klopfen. Sind Sie sicher, dass Sie sich das nicht eingebildet haben?"

"Erst dachte ich das auch, aber hinterher war ich mir ziemlich sicher, dass es wirklich passiert ist."

"Ich würde erstmal sagen, machen Sie sich darüber keine Sorgen. So etwas kann mal vorkommen, aber sagen Sie Bescheid, falls es noch einmal vorkommen sollte."

"Ok."

"Und jetzt zu der alten Dame und dem Zettel. Machen Sie sich auch hier keine zu großen Sorgen. Die Dame kann schließlich nicht auf dem Nichts auftauchen und dann wieder verschwinden. Vielleicht wohnt Sie ja in der Nähe oder doch in dem Gebäude und die Frau hat sich getäuscht und die Dame verbringt einfach viel Zeit in ihrer Wohnung. Kennen Sie denn nicht ihren Namen?"

"Nein, ich verfluche mich, dass ich sie nicht danach gefragt habe."

"Nun gut, ich muss schon zugeben, dass es komisch ist, dass sie behauptet ihre Enkelin habe einen Zettel mit einer Morddrohung gefunden. Haben Sie schonmal daran gedacht, dass jemand aus ihrem Umkreis oder Bekanntschaft etwas gegen Sie haben könnte und deswegen ihre Initialen auf den Zettel geschrieben haben könnte."

"Ja, ich habe darüber auch schon nachgedacht, aber mir würde jetzt auf Anhieb niemand einfallen, der etwas gegen mich haben könnte. Aber es gibt bestimmt jemanden. Ich werde in nächster Zeit mal aufpassen und sage Ihnen nächstes Mal, ob ich jemanden weiß."

"Gut, dann sehen wir uns nächste Woche. "

Raiden wollte gerade gehen, als Berndt ihn zurückrief. "Warten Sie! Vielleicht liegt es einfach daran, dass sie einsam sind. Da können Halluzinationen oder ähnliches auftreten. Vielleicht brauchen Sie einfach nur jemanden, der Ihnen Gesellschaft leistet. Jemand, mit dem Sie zusammen wohnen können."

So langsam machte ihn das sauer. Dass alle wissen wollten, warum er alleine lebte. "Ich brauche niemanden!", rief er und verschwand dann ohne sich noch einmal umzusehen.

Das Klopfen - du kannst nicht entkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt