FÜNF
Melek:
Endlich bleiben wir stehen, irgendwo in einem Vorort von Berlin. Ich spüre die besorgten Blicke meiner Großmutter auf mir ruhen. Jetzt ist es an der Zeit etwas zu sagen. Doch sie legt mir eine Hand auf den Mund, nimmt mich stattdessen in die Arme. Ich spüre ihre Tränen auf meinem Shirt. Mir ist kalt, aber ich sage nichts. Sicherheit geht doch vor oder etwa nicht? Kurz drücke ich sie an mich und dann geht es weiter. Immer weiter. Ab ins Ungewisse. Was ich nicht ahnen konnte, dass ich in Berlin genauso verloren bin, wie in meiner ehemaligen Heimatstadt Dresden. Doch das ist eine andere Geschichte, die ich euch ein anderes Mal erzählen werde.Irgendwann halten wir an. Jemand reicht meiner Großmutter etwas. Dann geht es weiter. Vor einem kleinen Häuschen bleiben wir stehen. Ob wir schon da sind? Soll ich doch was fragen? Oder lasse ich es lieber bleiben?
„Das ist unser neues Zuhause. Du wirst hier schon deinen Anschluss finden, meine Liebe", sagt sie und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Ich nicke nur. Ich hätte ja was sagen können, aber mein Mund ist wie zugeklebt. Keine Worte kommen aus ihm. Keine Worte verlassen mich. Sie bleiben in mir stecken, klammern sich mit aller Macht an meine Haut. Dies geht ganze 4 Wochen so. Ich merke, wie sie sich Sorgen um mich macht. Ich höre manchmal ihre Gedanken. Aber trotzdem kann ich nichts sagen. Außerdem habe ich ein neues Handy. Doch zu Alice und Ian darf ich keinen Kontakt halten. Denn dies würde bedeuten, dass ich doch gefunden werde. Daher lasse ich es bleiben.
Nach 1000 gefühlten Qualen habe ich Laura und Lynn kennengelernt. Sie sind anders als Alice und Ian. Aber ich habe trotzdem Spaß mit ihnen. Wir haben unsere Schule gemeinsam beendet und wohnen zurzeit in einer WG. Es ist lustig. Aber manchmal auch anstrengend. Sie besitzen auch Fähigkeiten. Genau wie ich. Bestimmt werden Alice und Ian uns finden.
„Melek?", ruft Laura. Ich seufze. Was sie wohl von mir will?
„Was ist!", rufe ich zurück.
„Da wartet jemand auf dich!", mischt sich Lynn ins Geschehen mit ein. Ich seufze wieder und verlasse mein Zimmer. Den Stock lasse ich einfach in der Ecke stehen. Und als ich ins Freie trete, spüre ich mehrere Augenpaare auf mir ruhen.
„Du hast dich nicht verändert", sagt eine bekannte Stimme.
„Ian?", frage ich und habe Tränen in den Augen. „Bist du es wirklich?"
„Wer soll es denn sonst sein?", will er mit spöttischer Miene wissen. Langsam setze ich einen Schritt vor den anderen. Dann stehe ich vor ihm und schlinge meine Arme um seinen starken Körper. Wieder laufen mir Tränen über das ganze Gesicht.
„Und was ist mit mir?", fragt Alice. Auch ihre Stimme zittert. Ich lasse von Ian ab und drehe mich in ihre Richtung. Wir fallen uns in die Arme. Tränen laufen über unsere Gesichter. „Willst du mich erdrücken, liebes?"
Ich nicke einfach und umarme sie erneut. Es ist 4 Jahre her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Jetzt bin ich 20 und wir sehen uns alle wieder. Das ist eine schmerzhafte Zeit ohne die beiden Verrückten gewesen. Aber jetzt wird bestimmt alles gut.
„Wollt ihr nicht reinkommen?", unterbricht uns Laura schließlich. Ohne weitere Worte zu verlieren, begeben wir uns ins Warme. Wir reden, lachen und weinen miteinander. Wir 5 sind ein gutes Team. Und ich hoffe, dass dies für immer so bleiben wird.
„Wisst ihr, was ihr werden wollt?", frage ich in die Runde?
„Nein", sagen die anderen gleichzeitig. „Aber du weißt es?"
„Ich will mal Privatdetektivin werden", sage ich mit einem Grinsen im Gesicht. Etwas Unverständliches verlässt den Mund von Ian. Daraufhin beginnen wir alle noch herzhafter zu lachen. Wir liegen auf dem Boden und kugeln uns förmlich.
„Wenn du das wirklich wirst, dann wollen wir dir zur Seite stehen", sagt Alice.
„Dann lasst uns die Wette abschließen", sagt Lynn. Wir erheben unsere Gläser und prosten einander zu. Ich hebe das Glas an meine Lippen und trinke.
Das war meine Geschichte. Mein erster Fall folgt wenige Jahre später. Außerdem warten weitere Katastrophen auf mich und meine Freunde. Ob wir diese lösen und gemeinsam durchstehen können? Wer weiß das schon.
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Meine Kindheit (Secret Cases, Band 0)
FantasyHabe ich die Wahl? Kann ich entscheiden, was ich tun darf und was nicht? Nein! Mein ganzes Leben lang haben andere darüber entschieden, was ich sagen soll und was nicht. Aber in einem Punkt konnten sie mich nicht aufhalten. Wie mein früheres Leben w...