Capitolo 3

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So wie es aussah,
hatte er seine „gute Vene" gefunden.
Da ich das ganze Prozedere schon kannte, hatte ich keine Angst und kein Problem damit einen Zugang zu bekommen, was Phil die Arbeit sichtlich erleichterte.

„Hast du Vorerkrankungen, die ich wissen müsste?", fragte er mich schließlich.
„Ich hab Asthma." antwortete ich nach etwas Überlegen.
„Und du rauchst?"
„Ja", erwiderte ich vorsichtig.
„Wieso? Das macht es nicht besser." blickte er mich mit fragendem Blick an.

„Vielleicht möchte ich das ja auch gar nicht...", flüsterte ich kaum hörbar, zuckte jedoch gleichzeitig mit meinen Schultern, in der Hoffnung, dass Phil das nicht gehört hatte.

„Ist ja auch erstmal egal. Möchtest du dich erst ausruhen oder mir direkt erzählen was da vorhin passiert ist und warum du nicht mit einem RTW zur Klinik willst? Und deine Eltern müssen wir auch noch verständigen."

„Ich leg mich vielleicht lieber erstmal ein bisschen hin. Die wissen dass ich erst spät nachhause komme von daher..." antwortete ich unsicher.

Er lächelte: „Dafür hätte ich auch plädiert. Dann komm, mach's dir mal gemütlich. Willst du ne Jogginghose haben? Die Infusion wird bald auch ihre Wirkung zeigen, dann geht's schnell bergauf."

Als ich zustimmend nickte holte er eine lockere Hose und warf mir diese zu. „Brauchst du Hilfe?"
Ich schüttelte schnell den Kopf. Ich würde das schon alleine hinkriegen. Bloß nicht vor irgendwem anderen.

Phil verstand direkt und meinte, er würde mir noch einen Pulli raussuchen, ich glaubte aber einen sorgenvollen Ausdruck in seinen Augen erkennen zu können, welches bei seinem Beruf, seiner allgemein sympathischer Person und meiner Wenigkeit wohl kein Wunder war.

Allerdings hatte ich jetzt ein neues Problem. Wie sollte ich mit dem Zugang an der Hand aus meinem eigenen dünnen Shirt rauskommen? Verzweifelt blickte ich Phil an, der mich mit verschränkten Armen grinsend beobachtete. Er hielt eine Schere hoch. „Die benutzen wir dafür im Rettungsdienst. Ich hab das total verplant, sorry."

Hieß das er muss mich aus meinem Pulli rausschneiden? Nicht im Ernst oder? Augenverdrehend schaute ich ihn an. „Ist hier quasi ne Übung, was?"

„Interpretier das wie du willst oder ich komm rüber und wir haben das olle Teil ganz schnell im Müllsack stecken und du kannst pennen.", schmunzelte er.

Müde ließ ich mich zurück in die Kissen fallen, ehe ich ihm zustimmte. Ich brauchte diesen Pullover wohl oder übel für später, wenn ich nachhause laufen würde. Und wirklich Kraft hatte ich immer noch nicht zurückerlangt.

„Dreh dich gerne um wenn du dich unwohl fühlst. Keine Angst.", sagte Phil einfühlsam, als er sich vor mich kniete. Ist er Psychiater oder so? Wie kann jemand sonst so ruhig sein? Was stand noch gleich auf seiner Karte?

Mein Gehirn fühlte sich immer noch sehr gefrostet und langsam an, was wahrscheinlich auch der Grund war, weshalb ich nicht aufpasste.

Wie Phil mein Shirt mit Blick auf meinen Rücken aufschnitt.

Wie er den Stoff entfernte und entsetzt aufkeuchte.

Wie ich realisierte, dass er freie Sicht auf meine Narben und alte Wunden hatte.

Und wie ich still anfing zu weinen.

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Irgendwie bin ich derzeit nicht so begabt darin lange Kapis zu schreiben. :D
Vllt. ergibt es später mehr Sinn, dass ich immer zwei kurze Kapitel zu einem längeren zusammenfasse. Mal sehen wie ich das handhabe.

UND MORGEN FRÜH BIN ICH TOT.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt