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Nachdem Jyn mit der Reinigung der Wunde des Unbekannten fertig war, wollte dieser gehen, doch mehr als einen Zentimeter konnte sich dieser vom Tisch nicht erheben. Mit einem Skalpell in der rechten Hand, welches sie sich gegen die linke Handinnenfläche klopfte, wanderte sie bedächtigen Schrittes um den Tisch herum und beobachtete den Mutanten nachdenklich. Er kannte sie, doch sie ihn nicht. Da konnte irgendwas nicht stimmen. Ganz und gar nicht.

Einige Minuten verstrichen, in denen Jyn den Mann mit Metallarm bloß ansah und ihm anschließend ein weiteres Mal die Hände auf die Schläfe legen wollte, um zu erfahren, wer er war und woher er sie kannte. Doch gerade als sie die Hand auf seine Stirn legen wollte, schloss sich die metallische Hand um ihren Hals und schnürte ihr immer stärker die Luft ab.

"Wann lernst du endlich?", fragte der Mutant ruhig, neigte den Kopf seitlich und sah dabei zu, wie Jyn an dem Metall kratzte, damit er sie losließ, "Ich bin nicht mehr ganz menschlich. Deine Fähigkeiten funktionieren bei mir nicht komplett."

"Denkst du", erwiderte Jyn röchelnd, umfasste seinen Metallarm und spürte allmählich, wie sich sein Griff allmählich lockerte, "Alles ist miteinander verbunden. Alles ist ineinander verstrickt. Dein menschlicher Part sowie der Mechanische. Halb Mensch, halb Maschine, das macht dich aus und zu dem, was du bist. Dank Apocalypse, bin ich mehr Tod denn je und als jemals zuvor oder als noch vor ein paar Jahren der Fall war."

"Das ist neu", zu Jyns Überraschung ließ der Mann sie jetzt von sich aus los, drehte das Handgelenk aus Metall einmal in sich und schaute zu, wie der Abdruck an ihrem Hals allmählich verschwand, "Wir sehen uns, du kleines Monster. Ach, bevor ich es vergesse. Du bist erträglicher, wenn du nicht alleine bist, sondern bestimmte Leute um dich hast.... wohl eher, eine bestimmte Person."

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Nach der Begegnung mit dem unbekannten Mutanten brauchte Jyn Urlaub. Alleine deshalb, weil es keine einfache Begegnung war, sondern viel mehr. Von New York ging es direkt nach Manhattan. Eine der schönsten Städte überhaupt, ihres Erachtens, und in der sie eine lange Zeit gelebt hatte. Nein, hatte sie ja nicht. Vollkommen vergessen, dass es nie geschehen war. Von dort ging es dann auf, zur großen Tour durch die USA. Einmal quer durchs Land. Unter anderem Washington D.C., Alabama, Detroit, Los Angeles, San Fransisco, Miami, Oklahoma, Nashville, Dallas, Las Vegas, durch die Wüste Nevadas, Alabama oder auch Brownsville. Es waren um die sieben oder acht Monate gewesen, doch so genau ließ es nicht sagen, denn dafür, hatte sie die Zeit zu sehr genossen, um auf diese zu achten.

Bis dahin, zum aktuellen Zeitpunkt, war Jyn keinem einzigen Mutanten über dem Weg gelaufen, um aber ehrlich zu sein, es war ihr egal gewesen, ob sie nun welche traf oder nicht, von daher, hatte sie auch nicht sonderlich darauf geachtet. Punkt zwei auf ihrer Liste war Kanada gewesen und zu guter Letzt, Mexico. In Mexico wurde es interessant. Nicht ihretwegen; nicht wegen der Orte, in denen sie lebte oder den Menschen dort, sondern was hier die Runde machte. Überall, wo sie bisher war, rein gar nichts, bloß hier in Mexico. Hier war das Thema Mutant in aller Munde. Allgegenwärtig. Mehr indirekt als direkt. Genauer gesagt in Tapachula. Tapachula ist ein Ort nur wenige Kilometer von der Pazifikküste entfernt und liegt damit genau an der Grenze von Guentemala also Nordamerikas, um es endlich auf den Punkt zu bringen.

In der Nähe von Buenos Aires gab ein kleines Dorf namens Coona, das (in) drei geteilt war. Einmal in Dorfmitte, also das Zentrum, wo es ein paar Läden gab sowie, wo der Markt aufgebaut wurde und ein paar Unterkünfte für Reisende. Randbezirk, wo die meisten Dorfbewohner lebten und den Außenbezirk, noch etwas weiter außerhalb, der Industriebereich, wo die meisten der Dorfbewohner arbeiteten.

Hier gab nichts. Wirklich nichts. Es lag einfach nur auf Jyns Route und für einen kurzen Zwischenstopp, vollkommen in Ordnung. Gut, ganz so zufällig lag es doch nicht auf ihrer Route. Gerüchte über Gerüchte machten die Runde über dieses Dorf von merkwürdigen Geschehnissen beziehungsweise Ereignissen bis hin zu Menschen, bei denen die Umgebung vollkommen verrückt spielte. Ja, das klang doch perfekt, um diesem netten Örtchen mal einen Besuch abzustatten. Was hatte sie sonst groß zu tun? Noch ein paar Orte mehr, die sie von ihrer Karte streichen konnte. Langsam wurde die Welt klein. Noch kleiner als diese ohnehin bereits war.

Ein Zimmer, für einige Tage zum Übernachten, hatte Jyn schnell bekommen und auch erfahren, wo sie essen gehen konnte. In einem kleinen Gast- beziehungsweise Wirtshaus in der Nähe des Marktplatzes.

Dieser Ort..... finde erst mal ein Wort.... um es zu beschreiben.... wo man glaubt, die Zeit hätte nach Neunzehnhundert aufgehört weiterzulaufen. Fließend Wasser und Strom gab es, -welch ein Wunder- aber der Rest war.... war.... ein Bauerndorf? In diese Richtung eben.

Eigentlich wollte sich Jyn die Sache erst einmal in aller Ruhe ansehen und herausfinden, was an den Gerüchten wirklich dran war und was stimmte, aber das konnte sie vergessen. Selbst Schuld. Während des Essens schaute sie nämlich auf, zu einem Tisch weiter hinten, und ging zu den beiden Personen hinüber, die dort saßen. Fehler. Einfach mal lernen, die Klappe zu halten und sich aus allem rauszuhalten...... Ach, dies würde sowieso nicht funktionieren. Wenn es in über hundert Jahren nicht klappte, dann wird es das auch nie.

"An Ihrer Stelle würde ich mal zum Arzt gehen", schlug Jyn der Frau nüchtern vor, die an dem Tisch saß und zog diese, mit der Hand um ihren Hals gelegt, auf die Beine, um diese anschließend genauer zu begutachten, "Langsam wird es Zeit. Scheint chronisch oder erblich bedingt zu sein. Scheiße gelaufen."

Damit ließ Jyn die Frau wieder los und blies abwechselnd die rechte und linke Wange auf, während sie auf dem Weg zurück zu ihrem Tisch war. Kein Wort. Weder die Frau noch der Mann hatte ein Wort herausgebracht. Sterben würde die Frau so oder so, nur wusste die es jetzt auch.

Warum dies das Beste war, was Jyn hätte tun können, sollte sich im Laufe dieser Woche noch herausstellen. Wenn man es solches bezeichnen würde.

✔Einmal Tod ist nicht Tod genug - A X-Men Story✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt