Frustriert nehme ich mein volles Handy von der Ladestation, packe meinen Rucksack, schnappe mir meine Jacke und klappere die Wohnungen von Bekannten und Freunden ab - doch niemand scheint zu Hause zu sein.
Langsam wird es dunkel und ich beschließe umzukehren. So verwirrt und verzweifelt war ich noch nie. Eine Träne fließt mir über die Wange. "Wo sind denn alle?", sage ich mir immer wieder, "Wo sind denn alle?"Nun ist es schon dunkel, die Straßenlaternen und Propagandabanner spenden mir Licht, als ich den Weg nach Hause finde. Es ist schon 22:54 Uhr und mein Blick fällt erneut auf des helle Großmonoment. Durch die Scheinwerfer und den leichten Nebel erstrahlen die Bronzestatuten in einem mysteriösen Glanz. Ich bleibe für einem Moment stehen und betrachte das Ganze aus weiter Entfernung, als mir eine Silhouette ins Auge fällt.
Halluziniere ich etwa, oder steht dort ein Mensch, mutterseelen allein, mitten in der Nacht, vor den riesigen Figuren? Mir wird mulmig, als ich mich der Person immer weiter nähere. Wer mag das nur sein?
Als ich auf dem Platz angekommen bin erkenne ich, dass die Person eine Militärische Uniform trägt und wohl größer ist als ich. Nun kann ich schlussfolgern, dass es sich wohl um einen Mann handeln muss, der mich noch nicht bemerkt hat.
Mein Blick fällt erneut auf die Bronzefiguren und ich muss feststellen, dass die von mir am Nachmittag abgelegte Rose fehlt.
Als ich wieder ein paar Meter auf ihn zugehe sehe ich seine Uniform deutlicher und muss kurz nachdenken. "So zieht sich hier doch keiner vom koreanischen Militär an... Von Kopf bis Fuß ist der Kerl in Schwarz gekleidet -das passt hier absolut nicht rein.", stelle ich fest. Mit einem erneuten Blick erkenne ich eine rote Armbinde, auf der ein Symbol ist, welches ich nicht erkennen kann.
Wieder trete ich näher -dieses Mal schimmern mir blonde Haare entgehen. "Das kann kein Koreaner sein. Doch was sollte ein Tourist, Geschäftsmann oder erst Recht ein Nicht-Koreanischer Soldat oder Offizier hier machen?",schießt es mir durch den Kopf.
Mit ein paar weiteren, mutigen Schritten erkenne ich nun seine Uniform deutlicher - sie entstammt der deutschen Allgemeinen SS des zweiten Weltkrieges.
Egal wie man diese Situation dreht und wendet, hier passt nichts, und ich wiederhole, nichts zusammen. Nichts hier ergibt einen Sinn.
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Pyongyang Nights
Short StoryJaewoo ist vor seinen Verfolgern entkommen, indem er vor rund 5 Jahren nach Nordkorea geflüchtet ist. Dort hat er sich eine Existenz aufgebaut und lebt ein glückliches Leben als Geschäftsmann im Zentrum der Hauptstadt Pyongyang. Jedoch meint es das...