"Darf ich Sie etwas persönlicheres Fragen, Herr Leutnant?", meine ich, als ich ein Stückchen Zucker in meiner Teetasse versenke. Er grinst nur kurz frech auf:"Wir sollten es erstmal dabei belassen." Langsam versuche ich das Thema auf eine mir noch immer wichtige Frage zu lenken:"Wo waren gestern Nachmittag, Abend und Nacht die ganzen Leute?" "Auf diese Frage finde ich immer noch keine Antwort.", erklärt er,"Wir sind gestern um die 13 Uhr hier einmarschiert - von den Aufnahmen nach,die ich gesehen habe, war überall die Hölle los." "Wo kann ich diese Aufnahmen finden?", frage ich ihn nun. Er lächelt:"Die sind bestimmt schon im Internet, irgendein Grenadier wird immer Kopf und Kragen riskieren um auf YouTube ein paar Abonnenten und Klicks abzusahnen."
Ich schnappe mir mein Handy und suche auf der Plattform danach, werde schnell fündig. Der Leutnant neben mir schlürft ungeduldig an seinem Kaffee, als ich etwas im Video sehe, was mich schockiert.
"Da bin ich!",sage ich beunruhigt. "Erzähl' keinen Quatsch!", antwortet der große Typ mir, steht auf und stützt sich mit den Armen auf meine Stuhllehne, sodass er mir über die Schulter schauen kann. Ich traue mich nicht meinen Kopf auch nur einen Zentimeter in seine Richtung zu bewegen, da ich Angst habe mich in seinen Augen zu verlieren.
Zügig spule ich das Video zurück und zeige mit meinem Fingernagel auf mich.
Während andere Leute um mich herum sind,scheine ich niemanden davon zu bemerken.
"Unmöglich...",haucht er, ich muss eine Gänsehaut verbergen, die er jedoch bemerkt.
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Pyongyang Nights
Short StoryJaewoo ist vor seinen Verfolgern entkommen, indem er vor rund 5 Jahren nach Nordkorea geflüchtet ist. Dort hat er sich eine Existenz aufgebaut und lebt ein glückliches Leben als Geschäftsmann im Zentrum der Hauptstadt Pyongyang. Jedoch meint es das...
