-zwei-

326 15 0
                                    

Bevor ich mich umentscheiden konnte, hatte ich schon die kühle Winterluft eingesogen. Für einen Moment schreckte ich zurück, es roch noch schlimmer nach Urin und Stuhl als sonst. Doch da war noch ein anderer, süßlicher Duft. Ich spürte ein Brennen in meiner Kehle. Wie ein Lauffeuer breitete er sich aus. Von den Häusern links und rechts neben mir, sogar aus dem 10 Meilen entfernten Wald kam mir noch der leichte Geruch von Blut entgegen. Dabei war es gerade ersteinmal Morgen, was ist wenn heute Nachmittag das ganze Dorf voller Menschen war? Ich versuchte mich zu beruhigen und schloß für einen kurzen Moment meine Augenlider. Der süße Duft hatte mich so eingehüllt, dass ich nicht einmal mehr die schweren Schritte des torkelnden Mannes der auf mich zukam bemerkte. Langsam öffnete ich die Augen. Der übergewichtige Herr bog gerade in die Gasse ab. Er trug weiße Strumpfhosen, die seine Waden allerdings nicht vorteilhaft betonten. Seine Kleidung war aus bunten samtenen Stoff. Ich vermutete, dass es ein reicher Kaufmann war. Letzte Nacht hatte er wohl zu viel gefeiert, denn er hielt einen hölzernen Krug, aus dem bei jedem seiner schwankenden Schritte ein Tropfen Rotwein fiel, in der Hand. Ich starrte auf die rote Flüssigkeit, mein Geist benebelt von dem betörenden Duft seines Blutes. Nicht mal eine Sekunde später stand ich vor ihm. "Holde Maid" , lallte er. "Es ist mir eine Ehre..." "Oh mir auch", erwiderte ich und lächelte während ich meine scharfen Eckzähne entblößte. Der Mann zwinkerte noch einmal perplex, bevor ich sie genussvoll in seine Halsschagader schlug. Das süße Blut rinn mir meine Kehle hinunter.

Blutiges VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt