- vier -

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Unschlüssig stand ich in dem kleinen Raum des heruntergekommenen Häuschens und fuhr mir mit den Fingern durch meine zerzausten Haare. Eigentlich war es ganz gemütlich, die Asche im Feuer glühte sogar noch ein wenig, aber ich hatte trotzdem ein ungutes Gefühl im Bauch. Ich schaute mich ein wenig im Zimmer um und entdeckte eine Kiste, aus der ein Stück Stoff hing. Nachdenklich sah ich an mir herab. Meine Kleidung war ziemlich mitgenommen. Schmutzig und zerissen bedeckte sie nur noch wenig von meinem Körper und war zudem auch noch voll mit getrocknetem Blut. Ich öffnete die Kiste und entdeckte einige Kleidungsstücke, die meisten für Männer, aber auch ein paar für Frauen. Anscheinend hatte der Bauer mit seinem Sohn doch nicht alleine gelebt. Von hier aus konnte ich riechen, dass die Kleidungsstücke noch vor kurzem im See gewaschen wurden und zog ein weites braun-graues Kleid mit langen Ärmeln hinaus. Aus Spaß versuchte ich es mir so schnell wie möglich überzuziehen und zwei Sekunden später stand ich wieder frisch gekleidet vorm Spiegel. Außerdem schnappte ich mir noch einen braunen Gürtel, um das etwas zu lange Kleid hochzuraffen. Mit ein paar Nadeln steckte ich mir meine roten Haare zu einem Knoten auf dem Kopf zusammen und setzte mir zum Schluss noch einen grauen Filzhut auf. Ich lächelte mein Spiegelbild zufrieden an. Nun war ich wieder fast die alte und man würde mich nicht mehr auf der Straße von einer einfachen Bäuerin unterscheiden können. Doch da war noch mein altes Kleid, das zusammengeknüllt auf den Boden lag. Ich musste es verschwinden lassen, bevor noch jemand bemerkte was ich bin oder viel mehr was ich getan habe. Plötzlich hörte ich einen schrillen Schrei und kurz darauf ein lautes Schluchzen. Es kam von draußen um genau zu sein... Ich zuckte zusammen. Es kam von den Leichen! Ich hatte sie ohne nachzudenken einfach liegen lassen. Und jetzt hat sie jemand gefunden. Starr blieb ich im Zimmer stehen und lauschte dem Geschehen. Es sind noch zwei Männer hinzugekommen, die nun mit der Frau redeten. "Vielleicht war es ein grober Dieb!Nun gehen Sie erstmal nach Hause und ruhen Sie sich aus. Wir werden Sie noch begleiten.", sagte eine Männerstimme. "Ich danke Euch ", schluchzte die Frau "Folget mir doch, bitte". Ich hörte schwere Schritte aufs Haus zukommen. Angst stieg in mir hoch. Zwar hatten sie keine Chance gegen mich, aber es musste nicht das ganze Dorf erfahren, was aus mir geworden ist. Schließlich war es immer noch irgendwie meine Heimat. Und außerdem wäre es bestimmt nicht von Vorteil wenn sich mein eigenes Essen gegen mich verschwört, das würde die ganze Sache nur unnötig komplizierter machen. Ohne groß nachzudenken griff ich nach meinem alten Kleid und legte es in die Glut der Feuerstelle in der Hoffnung, dass es sich wieder entzünden würde. Die Tür ruckelte und ich sah mich panisch im Raum um. Ich entdeckte eine kleine Tür, die in eine Kammer führte und zwängte mich hinein. Die Frau betrat mit den Herren das Haus. Offensichtlich hatte sie gemerkt, das etwas nicht stimmte. Angestrengt bemühte ich mich möglichst leise zu atmen, als mir aufeimal wieder einfiel, dass ich es garnicht mehr brauchte. "Hier ist eine Person, das spüre ich", sagte die Frau. Im Gegensatz zu vorhin klang ihre Stimme nun schroff und abgehackt. Ich ging noch eine Schritt zurück, um mich mehr gegen die Wand zu pressen. Da spürte ich aufeinmal etwas pelziges unter meinem Fuß. Eine Katze jaulte laut auf und fauchte mich an.

Blutiges VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt