Was ein Hundeleben!

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Am nächsten Morgen schaute ich als erstes auf mein Handy, um zu checken, ob Chiara irgendwelche Neuigkeiten von Mrs. Locksmith geschickt hatte. Tatsächlich hatte sich unsere Vermieterin wohl mit Caroline in Verbindung gesetzt und Caroline hatte ihr tatsächlich die Erlaubnis abringen können, für sechs Wochen mit Hund einzuziehen. Ich freute mich riesig, denn Caroline war wirklich nett gewesen und auch der Labrador, den sie Schlumpf genannt hatte, war ein liebenswertes Tier. Ich hatte Hunde schon immer geliebt, aber mir nie einen angeschafft, da ich mich einfach hatte entscheiden müssen, ob ich viel Geld fürs Motorradfahren aufbringen wollte, oder das Geld in einen Hund stecken wollte. Das im Zusammenspiel mit der schwierigen Wohnungslage für Hundehalter und meiner Überzeugung, dass ein Hund einen Garten brauchte, hatten zu meiner Kawasaki geführt, statt zu einem Welpen.

Befriedigt legte ich das Handy wieder auf den Nachttisch, schlug die Bettdecke zurück und schwang mich aus dem Bett. Mein Blick fiel auf die Digitaluhr, welche auf dem kleinen Schreibtisch in der Ecke des Hotelzimmers stand und blinkend die Wettervorhersage, die Temperatur draußen, sowie im Zimmer und die Luftfeuchtigkeit im Zimmer anzeigte. 22°-27°C, das war verdammt warm für Ende März. Gut, aber das war definitiv das Wetter für meine Pluderhose! Ich zog also das rote Stück aus dem Regal, in das ich meine Klamotten geräumt hatte, und griff nach einem schwarzen Top dazu. Mit allen Klamotten, die ich brauchte, ausgerüstet, ging ich ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Ich liebte Hotelduschen, wenn es ein gutes Hotel war! Und das Hotel hier war gut. Die Dusche hatte zwei Brausen, ein Radio stand im Bad und die Handtücher des Hotels waren flauschig und riesig! Nichtsdestotrotz beeilte ich mich mit Duschen und Fertigmachen, so dass ich um viertel vor neun mit feuchten Haaren, aber leicht geschminkt mein Hotelzimmer verließ.

Was stand für heute nochmal in der Tabelle? Heute Mittag Burger, da war ich mir sicher, aber das Frühstück wollte mir einfach nicht mehr einfallen.

Der Gedanke verschwand aus meinem Kopf, als ich einige Meter vor mir eine wohlbekannte Gestalt hocken sah, die gerade mit einem Hund spielte. Es war ein schöner Hund, mein Liebhaber-Halbwissen würde sagen, es war ein American Staffordshire Terrier, doch ehrlich gesagt war mein Blick auf Noahs Schultern geheftet, die unter seinem engen, weißen Shirt ein herrliches Muskelspiel boten. Erst nach einer kleinen Weile, die mir im Nachhinein ewig vorkam, aber sicher nicht länger als ein paar Sekunden dauerte, fiel mir auf, dass ich wie angewurzelt stehen geblieben war. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange und riss mich zusammen. Ja, Noah war heiß, und wenn ich nicht asexuell gewesen wäre, hätte ich sicherlich wilde Gedanken gehabt, wobei ich das schlecht beurteilen konnte, denn ich hatte solche Gedanken in meinem Leben noch nie gehabt. So stellte ich mir nur vor, wie wahnsinnig toll es wäre, wenn mich diese Hammer-Arme umschließen würden, oder ich mich an seinen Rücken kuschelte... Ja, das war so ziemlich das, was mir gerade durch den Kopf schoss, aber ich hatte mich ja jetzt zusammengerissen, und ging, ganz entspannt, weiter auf ihn zu. Der junge Mann, der neben ihm stand und mit Noah redete, der mir nebenbei nicht aufgefallen war, wegen meiner karussellfahrenden Gedanken, sah mich zuerst.

„Hey, Noah, ich glaube, Mary-Jane ist da!" Noah hörte auf, mit dem Hund zu toben und drehte sich zu mir um.

„Hey MJ!", begrüßte er mich und wandte sich an seinen Kumpel. „Okay, ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, ob sie Mary-Jane heißt, aber ich nenne sie einfach so, bis ich es herausgefunden habe." Der Kumpel zog seine Augenbrauen hoch.

„Immerhin sind wir über Bikerbabe hinaus, Noah, ich bin begeistert. Jetzt haben wir ewig über meinen Namen diskutiert, aber ich kenne deinen noch nicht!", lächelte ich schließlich Noahs Freund an. Noah öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sein Kumpel war schneller.

„Ich bin Lenny, Noahs Cousin." Er hielt mir die Hand hin und ich schüttelte sie.

„Noahs Cousin, also bist du Lenny Hunter?" Er nickte.

„Wie er leibt und lebt! Du bist also die Texterin, der meine Mum so vertraut, dass sie sie ein Buch schreiben lässt, obwohl sie Werbetexterin ist?" Ich deutete eine Verbeugung an.

„In der Tat." Lenny nickte begeistert. Mir fiel auf, dass er seine Augen das gleiche Blau hatten, wie das rechte Auge von Noah. Seine Haare waren ein bisschen blonder, als das hellbraun von seinem Cousin, aber die Gesichtszüge ließen keinen Zweifel daran, dass die beiden verwandt waren.

„Ich schreibe auch, allerdings Kurzgeschichten und Novellen. Vielleicht hast du schonmal von den Roy Thompson Krimis gehört?" Ich riss den Mund auf.

„Wow, das ist Wahnsinn! Ja, klar, ich habe die ersten drei gelesen!" Lenny grinste bis über beide Ohren und setzte an, noch etwas zu sagen.

„Okay, ihr Nerds, ich muss MJ jetzt leider entführen, sie schreibt nämlich gerade über meine Rezepte!" Damit legte er mir einen Arm um die Schultern und zog mich Richtung Küche. „Danke, dass du Hulk nimmst!" Lenny schaute erst ein bisschen verwirrt, als Noah mich so wegzog, dann packte er die Leine des Hundes und winkte.

„Irgendwann will Hulk nicht mehr zu dir zurück, weil ich ein viel lieberer Kerl bin!" Noah lachte nur und ging weiter.

„Nett, dein Cousin", kommentierte ich und verdrängte das Gefühl von Noahs Arm, der immer noch auf meinen Schultern lag.

„Findest du? Ich finde ihn ein bisschen sexistisch. Ich wette, er guckt dir gerade auf den Hintern, den man durch den dünnen Stoff deiner Hose vermutlich wunderbar sehen kann." Ich zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

„Und dass meine Hose beinahe durchsichtig ist, weißt du so genau, weil...?" Noah grinste zu mir herunter und zog mich ein bisschen enger an sich.

„Ich bin auch nur ein Mann, Mary-Jane." Ich stieß Luft aus.

„Deine Versessenheit darauf, mich Mary-Jane zu nennen, ergänzt sich perfekt mit der Tatsache, dass du deinen Hund Hulk genannt hast. Wer ist jetzt der Nerd?" Noah zuckte mit den Schultern, was sich komisch anfühlte, da ja seine eine Schulter über meiner hing.

„Marvel ist was anderes, als Roy Thompson Krimis. Und außerdem hat mir nicht gefallen, dass Lenny mit dir geflirtet hat." Ich schob seinen Arm von mir.

„Das muss ja auch nicht dir, sondern mir gefallen, Steinzeitmensch!" Als wir endlich die Küche erreichten, war unser Gespräch beendet, da Niko schon auf einem der Barhocker saß. Also wirklich, was hatte Noah denn? Erst einen Flirtdeal mit mir abschließen, dann sich darüber aufregen, wenn andere mit mir flirteten? Der Gedanke, dass ich Noah etwas bedeuten konnte, schlich sich in mein romantisches Herz und ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken gleich wieder zu verjagen. Menschen wie er wollten keine Beziehung, in dem der Höhepunkt der Leidenschaft heftiges Rummachen waren.  Denn genau das bedeutete Asexualität für mich. Ich liebte die Vorstellung von Leidenschaft und Liebe, aber Sex war mir nun einmal völlig gleichgültig.

Noah Richards und ich würde niemals passieren, das musste mein Herz verstehen.

Früher, als jemals zuvor, es ist seit 11 Minuten Sonntag, also hier das Sonntags-Kapitel! Frohe Ostern!

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