10. Böse Überraschung

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Marinettes Sicht

,,Suchst du das hier?", fragte eine weibliche Stimme. Auch ohne zu sehen wer das war, wusste ich, dass es Amélie sein musste. Diese kalte, scharfe Stimme konnte nur ihr gehören. Endlich gewöhnten sich meine Augen an das Licht und ich erkannte Amélies selbstgefälligen Gesichtsausdruck als sie meine Umhängetasche in die Höhe hielt. ,,Gib sie mir wieder!", forderte ich sie auf und presste mich gegen das Gitter, um mit meiner Hand an die Tasche zu kommen. Wie erwartet war mein Arm zu kurz und ich konnte nur zusehen, wie sich diese Schlange von Mensch sich über mich lustig machte.

,,Du bist echt erbärmlich. Ich kann nicht nachvollziehen, wie du überhaupt dein Leben auf die Reihe kriegst.", meinte sie schnippisch und schwang meine Tasche hin und her. ,,Ich weiß gar nicht wieso du die überhaupt mit dir rumschleppst, da ist ja nichts drin.". Sie warf mir die Tasche vor das Gitter und drehte sich um. Ich griff schnell nach dem Stoff und zog die Tasche zu mir. Wenn die Tasche auch leer war... wo war dann Tikki? Einerseits war ich erleichtert, dass sie Tikki nicht erwischt hatte, aber andererseits hätte ich nun überhaupt keinen Anhaltspunkt mehr, wo sie sein könnte.

,,Wo ist mein Schulranzen?", fragte ich schließlich. Vielleicht hätte ich Tikki ja da rein gesteckt? ,,Wenn du deine Augen aufmachen würdest, würdest du sehen, dass er neben der Tür steht. Wir haben ihn durchsucht, aber scheint auch nichts interessantes drin zu sein. Glück gehabt.", antwortete sie kühl. ,,Wenn ich nichts Gefährliches bei mir habe und ich euch nichts Nützliches bringe, was mache ich hier dann?", brachte ich die Frage hervor, die die ganze Zeit in meinem Kopf schwirrte. Sie konnten nicht wirklich etwas von Ladybug wissen, oder? ,,Was will Hawk Moth von mir?", flüsterte ich nur noch leise und richtete meinen Blick kraftlos zu Boden. Wo war ich nur hineingeraten?

,,Du gefährdest unseren Plan.", sagte Amélie knapp. Mein Kopf schreckte hoch. ,,Welcher Plan? Und warum uns? Amélie, sag mir nicht, dass du eine Verbündete von Hawk Moth bist.", schockiert sah ich sie an. Sie wussten mein Geheimnis nicht, dennoch war ich anscheinend gefährlich für ihren Plan. Nur was war ihr Plan? Was hatte Hawk Moth vor? ,,Denkst du ich sag dir das so einfach? Hör auf zu Träumen Marinette, wir sind hier nicht in einem Film.", mit diesen Worten knallte sie die Tür zu und ich würde allein in der Dunkelheit zurückgelassen.

,,Super. Dafür dass ich Ladybug bin und Glück bringen soll, hab ich ganz schön viel Pech.", murmelte ich vor mir her. ,,Zum Glück kann ich dir da aushelfen.", piepste eine Stimme. Ich schrie erschrocken auf und fiel vor Schreck (vielleicht auch etwas Tollpatschigkeit) auf den Boden. Ich konnte weder sehen noch heraushören wer das war. Genau in diesem Moment wünschte ich mir Amélie zurück.... wobei, nein, ich war lieber mit irgendetwas eingesperrt als in Amélies Nähe zu sein.
,,Wer bist du? Ich habe keine Angst vor dir!", sagte ich mutig, jedoch schlotterten meine Knie. Der Tag war einfach zu viel für mich. ,,Hast du etwa Angst?", fragte die Stimme mit einem komischen Unterton. War das gerade etwa ein leises Kichern? Und schwang in der Stimme gerade wirklich Amüsement mit? Das Kichern wurde lauter und ich erkannte das Wesen endlich.

,,Tikki! Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein! Wo warst du überhaupt? Sie haben alles durchsucht und dich nirgends gefunden!", plapperte ich sogleich los. ,,Weißt du wie viele Sorgen ich mir um dich gemacht habe?", fragte ich und zog sie in eine Umarmung, was eher schlecht als recht ging, da ich sie nicht sehen konnte. ,,Oh Marinette, die hätten mich nie gefunden. Ich war schneller weg als sie an deinen Sachen waren. Mach dir keine Sorgen um mich, ich war schon in schlimmeren Situationen.", beruhigte mich der rote Kwami. Ich richtete mich wieder auf und ging zum Gitter. ,,Danke Tikki, aber erstmal müssen wir hier raus. Nur leider weiß ich nicht wie. Hier würde nur Chat Noirs Kataklysmus helfen...". Tikki antwortete nicht, ich spürte nur einen sanften Windhauch als sie an mir vorbeiflog. Kurz darauf öffnete sich die Tür vom Gitter mit einem Klacken und auch wenig später die Tür hinaus aus dem Raum. Nun konnte ich Tikki wieder sehen und sie strahlte mich mindestens genauso breit an wie ich sie. ,,Du bist die beste! Wenn wir hier raus sind, bekommst du die besten Kekse.", meinte ich freudig und schnappte meinen Schulranzen. Tikki versteckte sich wie gewohnt in meiner Umhängetasche und ich ging durch die Tür.

Miraculous - Schatten von ParisWhere stories live. Discover now