11. Die Verbündete

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Emilies Sicht


Mit jedem Schritt den ich tat, schoss unerträglicher Schmerz durch meinen ganzen Körper. Gekrümmt zog ich mich die Wände der Häuser entlang, die zu meinem Ziel führten. Zumindest vermutete ich das. Die Leute warfen mir schräge Blicke zu, doch keiner wollte mir helfen oder gar mit mir sprechen, dass einzige was ich bekam waren angeekelte Blicke. Was sollte ich auch anderes erwarten? Man konnte mich unter den weiten Klamotten, dem dicken Schal, der Sonnenbrille und dem Sonnenhut kaum erkennen. Es war auch besser so, denn es wäre eher schlecht, wenn jetzt ein Journalist verkünden würde, dass ich zurückgekehrt war. Emilie Agreste, Frau von Gabriel Agreste, dem bekanntesten Mann in ganz Paris. Mein Herz zog sich bei dem Gedanken daran, dass ich nun gegen ihn stand, zusammen. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn aufhalten oder zumindest Ladybug helfen. Als er die Gesundheit unseres eigenen Sohnes zu gefährden, war Schluss für mich.

Auch wenn viele denken, ich wäre tot, ich war es nicht. Ich war nur verschwunden seit dem Vorfall. In einem tiefen Schlaf um mich vor dem Tod, den ich so oder so erfahren würde, zu schützen. Jetzt hatte ich aber noch eine Chance und diese Chance trug den Namen Meister Fu.

Ich atmete schwer, als ich die nächste Straßenecke erreichte. Musste ich nun rechts oder links abbiegen? Ich schüttelte resigniert den Kopf. Anscheinend war ich zu lang weg gewesen, ich hätte früher versuchen sollen, gegen alles zu rebellieren. Meine Beine wurden langsam schwer und ich wollte noch bevor ich zusammenbrach bei Meister Fu sein. Die Passanten rasten nur so an mir vorbei. Einer von ihnen musste sich hier auskennen oder wenigstens eine Karten-App auf dem Handy haben. Wenn ich mich nur an seinen normalen Namen erinnern könnte...

Ein Werbeplakat für Massagen zierte die nächste Straßenlaterne und ein Name schoss durch meinen Kopf: Mr. Chans Massagen

,,Entschuldigung? Entschuldigen Sie!'', rief ich einem der Passanten hinterher. Der Mann in seinem karierten Hemd drehte sich verwundert um. ,,Ja Madame?'', fragte er. Ich trat näher an ihn heran. ,,Könnten sie mir vielleicht den Weg zu Mr. Chans Massagen zeigen? Ich habe einen Termin bei ihm und finde den Weg nicht mehr.'', erklärte ich dem Mann im mittleren Alter und er lächelte. ,,Da haben Sie aber Glück, dass seine Wohnung nur ein paar Meter von hier entfernt ist. Biegen Sie hier einfach rechts ab und laufen Sie bis zum 10. Haus. Dorf finden Sie sein Therapiezimmer.'', wies er mich zurecht und drehte sich schon wieder um. ,,Merci Monsieur!'', rief ich ihm noch hinterher bevor ich um die Ecke bog und mich meinen Weg weiter zwang.

Mit jedem Schritt schien ich mehr zu erschaffen. Ich hatte wohl die Härte der Krankheit unterschätzt, als ich blindlings ausgebrochen war. Mein Magen zog sich zusammen und unerträglicher Schmerz pulsierte über meiner rechten Hüfte. Nur noch 6 Häuser. Ich quälte mich weiter und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, aber er war zu stark. Nur noch 4 Häuser. Ich verzog vor Schmerz das Gesicht und biss mir auf die Lippe. Ich hatte schon so lang durchgehalten, da durfte ich nicht kurz vom Ziel zusammenbrechen. Nur noch 2 Häuser. Ich keuchte auf. Mein linkes Bein gab nach und ich stütze mich an der Wand. ,,Komm Dusuu, das halten wir durch. Nur... nicht...nachgeben.'', murmelte ich zwischen gepressten Lippen. 

Unter wackeligen Schritten stolperte ich am letzten Haus vorbei und erreichte mein Ziel. Mit schmerzverzerrte Miene presste ich mich gegen die Tür und ich fiel on die Wohnung herein. Mein Gesicht küsste den Boden und neuer Schmerz durchfuhr meinen Körper. Ich hob meinen Kopf und sah ein leeres Wartezimmer. Ich wollte aufstehen, doch ich konnte nicht mehr. ,,Mr. Chan?'', krächzte ich. Ein tiefblauer Kwami flog aus meiner Tasche und ließ sich vor meinen Augen nieder. Es war Dusuu und sie sah genauso geschwächt aus wie ich. Dann flitzte etwas grünes an mir vorbei und blieb bei Dusuu stehen. ,,Dusuu! Ich dachte du wärst verloren! Wie geht es dir?'', fragte der Kwami sofort, dann drehte er seine großen Kulleraugen zu mir. ,,Und ist das deine Besitzerin?'', fragte er nun. 

,,Wayzz, lass unsere Gäste erst einmal ankommen.'', die bekannte Stimme von Meister Fu ertönte aus dem Nebenzimmer und nur ein paar Momente später stand auch schon der ältere, kleine Mann im Türrahmen und sah mich leicht überrascht an. ,,Emilie? Du hattest die ganze Zeit das Pfaumiraculous? Was ist denn überhaupt mit dir passiert?'', fragte er  und half mir auf. ,,Komm mit.'', meinte er kurz und half mir mich ins Nebenzimmer aufs Bett zu schleppen. Ich entspannte meinen Körper so gut es ging und versuchte mich zu sammeln. Meister Fu stellte mir währenddessen eine Tasse Tee auf den Tisch. Ich schloss die Augen und einen Moment konnte ich nichts mehr hören. Alles war still, doch dann durchbrach Meister Fu die Stille: ,,Deine Aura ist ganz aufgewühlt, als würde dich etwas von Innen beunruhigen. Doch jetzt kann ich es sehen. Ein mächtiger, dunkler Zauber, der dich zerstören will. Sowas habe ich noch nie gesehen, aber ich glaube ich kann ihn von dir nehmen. Ich muss nur im Buch der..''. ,,Es ist ein Lüge.'', unterbrach ich ihn. Verwundert sah mich der alte Mann an. ,,Was ist eine Lüge?'', fragte er verwirrt. ,,Die Miraculous sind nicht unzerstörbar. Der Kampfanzug mag es sein, aber nicht die Schmuckstücke. Es wurde zerstört, mein Miraculous.'', krächzte ich schwach. Die Schmerzen wurden langsam unerträglich. Meister Fu strich sich nachdenklich über den kleinen Bart und streckte dann seine Hand aus. ,,Also ist das die dunkle Aura. Wenn ein Miraculous zerstört wird, werden auch langsam Besitzer und Kwami zerstört.'', murmelte er leise. ,,Gib mir dein Miraculous, ich werde einen Weg finden es zu reparieren.'', er streckte die Hand aus und mit einem letzten Blick auf Dusuu gab ich ihm die Brosche. Ich wollte Dusuu eigentlich nicht gehen lassen, aber wenn ihr Leben gerettet werden soll, dann musste ich sie ihm geben. 

,,Hast du einen Zauber, der das alles retten kann?'', fragte ich interessiert. Der alte Mann sah mich von der Seite an. ,,Ich denke schon, aber dafür musst du ruhen. Trink das und wir sehen uns hoffentlich gesund wieder.'', sagte der Hüter und reichte mir den Tee. Mit jedem Schluck wurden meine Lider schwerer und die tausenden Wörter, die aus mir herauswollten und tobten, verschwanden und ich glitt langsam in die Traumwelt hinab. ,,Meister Fu... ich...es lauert Gefahr. Ladybug braucht Unterstützung. Bitte helfen sie ihr, wenn ich es nicht schaffe.'', sagte ich noch halb bei Bewusstsein. ,,Keine Sorge, nachher wirst du mir alles erzählen können. Ich würde selbst gern wissen, wie es zu all dem gekommen ist.'', sagte er ruhig. ,,Gute Nacht, Emilie.'', flüsterte der Hüter ihr noch zu, bevor sie in der Schwärze versank.

Doch ein Gedanke schwirrte noch immer in ihrem Kopf umher. Gabriel hatte Adrien erwähnt. Adrien war auf der falschen Seite und nun müsse er ihn dazu besinnen wieder auf ihrer Seite zu kämpfen. 

Gabriel scheute nicht vor den grausamsten Methoden zurück und dass war das, was mir Angst bereitete.


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Moin, heute melde ich mich mal wieder aus einer anderen Sicht :) Emilie wird jetzt auch ein bisschen öfter vorkommen und bald werden auch wieder die Akumas losgelassen ;)

Wusstet ihr schon, dass Akuma auf deutsch Teufel heißt? Ich nicht...

Ich wünsche euch ohne weitere Umschweife einen schönen, restlichen Abend und nur so nebenbei: weil ich nächste Woche auf Klassenfahrt bin, werde ich Sonntag das neue Kapitel veröffentlichen :)

Bis bald!

Eure miraculous-stories :)

Miraculous - Schatten von ParisWhere stories live. Discover now