Liebe, Freunde, Eierkuchen!

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„Es ist alles gut, Monsieur Dupain", wandte sich Cat Noir an den Bäckermeister, „Sie wurden das Opfer eines Akumas."
Tom Dupain blickte verwundert in seine Richtung und stand auf.
„Ich?", er wies mit dem Zeigefinger auf seine Brust und verfing sich in den letzten klaren Erinnerungen.
„- Die geplante Sperrung der Straße! Das hat mich, zusammen mit der Steuererklärung, wohl übel erwischt", er strich sich die nasse und verschmutzte Schürze glatt. „Tut mir Leid für den Ärger, den ich damit verursacht habe, Cat Noir."
Cat Noir berührte ihn beschwichtigend am Ellenbogen. Für einen Schulterklopfer war er zu groß.
„Schon gut, Monsieur Dupain."
Tom Dupain zog ihn schwungvoll in eine Umarmung.
„Danke! Tausend Dank! Wie kann ich das wiedergutmachen? - Ich backe euch etwas Feines. Croissants? Kuchen? Kekse?", seine Vorschläge schienen nicht den Geschmack des Helden zu treffen. „Was esst ihr Helden denn so?"
Cat Noir kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Ich fürchte, mit Süßkram wurde ich heute reichlich eingedeckt, aber Danke."
Fragend blickte er Cat Noir an und zögerte. Er probierte sich an einem vorsichtigen „Fitnessbrot?"
„BLEEP!"
„Oh, die Zeit rennt mir davon. Ich könnte Sie bei Ihrer Bäckerei absetzen, wenn Sie wollen."
Tom nahm sein Angebot dankend an und entschuldigte sich noch einige Male für die entstandenen Unannehmlichkeiten.
Dort angekommen, fiel ihm seine Frau, Sabine, erleichtert in die Arme.
„Danke, Cat Noir!" Sie kuschelte sich eng an ihren Mann, als ihr Gesicht von Sorge überschattet wurde. „Wo ist Marinette?", suchend blickte sie um sich.
„Ich, äh, ich habe sie bei Verwandten abgesetzt."
„BLEEP!", er schaute nervös auf seinen Ring.
„Ich muss langsam los."
Es wäre ihm unangenehm, wenn er jetzt noch die Gerüchte der Presse geradebiegen müsste. Vier Augen schauten ihm verwirrt nach, als er über die Dächer verschwand.

Als er die Bäckerei hinter sich ließ, fielen ihn Meister Fus Worte wieder ein. Für einen kurzen Moment pausierte er auf einem der Dächer und zückte sein 'Katzophon', um eine weitere Nachricht auf Ladybugs Mailbox zu sprechen. Mit der anderen Hand hangelte er Meister Fus Zettel aus seiner Tasche.
„Hallo Pünktchen, ich bin's. Hör zu, ich hab nicht mehr viel Zeit. Meister Fu sagt, dass bei Tikkis Rettung ein neuer Kwami entstanden ist. Offenbar liegt das Miraculous hier in Paris. Ich habe jedenfalls den Eiffelturm und ein gleißendes Licht gesehen. Hawk Moth weiß vielleicht auch Bescheid. Vielleicht hast du also auch Bilder im Kopf? - Hoffentlich auch von mir! Hier ist Meister Fus Nummer: +33794368. Also dann, ruf mich an. – 'BLEEP' - oh je, bis bald!", er beendete das Gespräch und sprintete über Paris' Dächer nach Hause.
Er sehnte sich nach Schlaf und war froh, dass heute Freitag war. Die letzte Schulstunde war lange vorbei. Mit einem Hechtsprung landete er im Badezimmer. Hier war die Gefahr, entdeckt zu werden, am geringsten. Zögernd öffnete er die Tür zu seinem Zimmer einen Spalt.
Auf seinem Schreibtisch stand seine Schultasche.
„Verflixt!", sein Fehlen war nicht unbemerkt geblieben. Immerhin, da er das Schulgebäude über die Toiletten verlassen hatte, würde sein Vater ihm eher abnehmen, dass er krankheitsbedingt dem Unterricht ferngeblieben war.
„BLEEP!"
Er wühlte geschäftig in der Tasche und griff nach seinem Handy. Ihm wäre nicht geholfen, wenn sich die Verwandlung löste und er bewusstlos zusammensackte. Meister Fus Zettel stopfte er in die Tasche.
Einen Moment lang schwebte sein Daumen auf dem Anrufsymbol. Er eilte zurück ins Badezimmer und riss den Duschregler auf. Mit etwas Glück würde es das Piepen seines Ringes übertönen und das Fieber senken. Er vertraute darauf, dass sich Plagg verstecken würde. Wasser prasselte aus der Brause. Er startete den Wählvorgang und ließ sich an der Wand hinabgleiten. Lauwarmes Wasser prasselte auf seine Waden.
„Adrien. Hallo", erklang die Stimme seines Vaters. Er klang abgelenkt und verärgert. Ein Wirrwarr an anderen Stimmen drang durchs Telefon. Es schien, als würde er laufen.
„Papa? Ich bin Zuhause, im Bad."
„Wie bitte?", er klang irritiert und irgendwie alarmiert.
„Bitte, komm schnell. Mir geht es nicht g-" „BLEEP-BLEEP-BLEEP!", die Rückverwandlung setzte mit aller Macht ein. Plaggs Stärke wurde mit einem grünen Lichtstrahl von ihm davongespült. Mit dem Verblassen des Lichts übermannte ihn die Dunkelheit. Sein Handy glitt ihm aus der Hand und schlitterte über die Fliesen.
„Adrien?", Gabriel Agreste drückte das Telefon dichter ans Ohr. „Adrien? - Antworte mir!"
Nichts.
War das ein Rauschen am anderen Ende? Er war sich nicht sicher, die Presse umschwirrte ihn, wie ein Haufen Schmeissfliegen.
„ADRIEN!", unverfälschte Angst kroch in ihm hoch.
„Monsieur Agreste, was sagen Sie zu -", ein besonders lästiges Exemplar einer Reporterin fuchtelte mit dem Mikrofon durch das Gemenge.
„RUHE!", er funkelte die Reporterin wütend an, „Sie sind an INKOMPETENZ nicht zu überbieten! - ZUM WAGEN!", für einen Moment hielt sich der Presseschwarm eingeschüchtert zurück. Sein Bodyguard pflügte die Menschen rücksichtslos zur Seite. Sein Boss hatte gesprochen.
Er schlug Mikrofone und Arme beiseite und erreichte abgehetzt die Limousine. Monsieur Agreste zerrte unbarmherzig am Türknauf und war froh, als der Wagen ihn von den Paparazzi abschirmte. Er nötigte seinen Bodyguard, schneller zu fahren. Danach betätigte er den Kurzwahlknopf.
„Bon-", die Stimme Nathalie Sancoeurs wurde rüde von ihm unterbrochen.
„Nathalie, schauen Sie nach Adrien."
„Monsieur? Er ist nicht hier! Seine Ta-"
„Schauen Sie im Bad nach!", sprach er gefährlich ruhig durchs Telefon.
„Ja. Sofort, Sir." Er hörte, wie Stöckelschuhe über den Marmor wetzten, das Telefon übertrug das Rascheln ihrer Kleidung.
„Adrien?", er hörte, wie sie an die Tür klopfte.
„ÖFFNEN SIE SIE GEFÄLLIGST!", brüllte er ungehalten durchs Telefon.
Nathalie schluckte für ihn unhörbar und betrat das Zimmer.
„Sir, im Zimmer ist er nicht", beeilte sie sich zu sagen, um zu berichten, wo sie sich befand und was sie sah.
„Ich sagte doch: Er ist im BAD! Jetzt machen Sie schon!"
Schnurstracks lief sie auf den Vorraum zum Badezimmer zu. Sie öffnete die Tür.
„Er scheint unter der Dusche zu sein, Sir. Das Wasser läuft. Soll ich?"
„Schauen Sie nach, Nathalie!", er rieb sich ungeduldig die Stirn.
„Oh nein!", er hörte, wie das Telefon beiseite gelegt wurde.
Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter und ließ ihn frieren. „Was ist mit ihm? Nathalie?"
„Adrien! Aufwachen, Adrien!" Und dann einen kurzen Moment später: „Sir, er glüht förmlich vor Fieber und hat das Bewusstsein verloren. Er hat sich offenbar mit letzter Kraft unter die Dusche geschleppt."
„Rufen Sie den Arzt. Ich komme!"

***

„Es ist alles gut ...", hörte sie die gedämpfte Stimme Cat Noirs zu ihrem Vater sprechen.
Hektisch sah sie sich im Raum nach Kameras um.
Es handelte sich um einen vormals als Werkstatt genutzten Lagerraum, in dem jetzt vorwiegend Getränkekisten aufbewahrt wurden. Zur Straßenseite befand sich ein Rolltor, dass geschlossen war. An der gegenüberliegenden Seite war eine Kamera angebracht, die den Raum großflächig abdeckte.
„Mist!"
Panik brach in Ladybug aus, sie stolperte über einen Sechserträger Bier. Flaschen kullerten geräuschvoll über den gefliesten Boden. Keine Scherben.
„Wenn man Glück im Unglück hat ..."
Ihr Blick fiel auf den leeren Karton. Das würde gehen! Mit letzter Heldenkraft stülpte sie ihn der Kamera über und machte sie damit vorübergehend blind. Gerade rechtzeitig. Heldenanzug und Übergewicht verpufften mit pinkem Aufleuchten.
Marinette sank, sprichwörtlich erleichtert, auf den Boden und umklammerte ihre Knie. Der Spuk war vorbei. Sie würde sich hüten, sich jemals abfällig über das Körpergewicht anderer Menschen zu äußern. Mit der Rückverwandlung setzte auch eine gähnende Müdigkeit ein.
Tikki sauste verlegen um sie herum.
„Na, du Naschkatze?", Marinette unterdrückte ein Gähnen.
Tikki inspizierte verlegen die Fliesen am Boden.
„Es tut mir Leid, M-", Marinette schnitt ihr mit einer schnellen Bewegung das Wort ab und drückte den Zeigefinger auf ihre Lippen. Tikki tastete sich vorsichtig weiter vor und strich ihr über die Wange.
„In ein, zwei Tagen dürfte alles wieder beim Alten sein", sie wirkte nach wie vor etwas fülliger.
„Ein, zwei Tage, hm? Klingt gut. - Die brauche ich auch, um Schlaf nachzuholen. Lass uns nach Hause gehen. Der Weg ist lang genug. - Noch ein Keks gefällig?"
Tikki wirkte plötzlich blass um die Nase. „Nein, danke. Ich ... äh, faste!"
Vorsichtig schlich Marinette zur Tür zurück und lauschte. Es drangen keine Gesprächsfetzen mehr zu ihr hindurch. Zaghaft öffnete sie die Tür einen Spalt. Die Luft war rein. Müde trat sie den Heimweg an.

„Maman, Papa!", als sie ihre Eltern vor der Bäckerei entdeckte, aktivierte sie die restlichen Kraftreserven. Eine Menschentraube hatte sich davor eingefunden. Es funkelte und blitzte: Die Presse war mittlerweile auch vor Ort.
„Marinette!", ihr Vater wirbelte sie durch die Luft, wie er es zuletzt mit ihr als kleines Kind getan hatte.
„Es geht dir gut, Gott sei Dank!", ihre Mutter zog sie zu sich in die Arme. Es tat unendlich gut, sie beide wieder um sich zu haben. Ein Pressefotograf fing den glücklichen Moment mit zahlreichen Bildern ein. Ihre Eltern ließen es geduldig über sich ergehen.
„Marinette Dupain-Cheng", ereiferte sich eine Stimme, „schön, sie wieder als Familie vereint zu sehen. Möchten Sie sich zu dem Akuma-Vorfall äußern?"
Ein Mikrofon wurde ihr dreist unter die Nase geschoben.
„Üähm, was?!", Marinette wurde kreidebleich. Eine Kamera fing jede Regung ihres Körpers ein.
„In was für einem Verhältnis stehen Sie und Ladybug? Ist sie wegen Ihnen so spät eingetroffen?"
Marinette starrte mit untertassengroßen Augen in die Kamera.
„Ich ... ich verstehe die Frage nicht."
Tom Dupain drängte sich ins Bild.
„Es war eine lange Nacht und ein langer Tag. Sie entschuldigen uns jetzt, bitte", ohne eine Antwort abzuwarten, kehrte er ihnen den Rücken zu und dirigierte Frau und Tochter auf die Eingangstür zu.
Er seufzte, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Geräuschvoll drehte er den Schlüssel herum, damit kein weiterer Journalist spitze Fragen an sie richten konnte.
„Tz, was hat er damit gemeint?", er schüttelte ratlos den Kopf.
Marinette hatte so eine Ahnung, worauf die Frage abzielte. Sie zuckte mit den Schultern und entschied sich, nicht darauf einzugehen.
„Ich würde wirklich gerne nach oben in mein Zimmer gehen und schlafen. Ich bin seit heute Nacht auf den Beinen", erklärte sich Marinette und gähnte.
Ihre Eltern nickten verständnisvoll.
„Mich würde ja schon interessieren, wie ich so war – als Schurke", Tom beugte sich zu Sabine hinab und küsste sie auf die Nasenspitze.
„Du warst der grauenvollste Stutenkerl, den ich bislang gesehen habe", Marinettes Kiefer knackte.
„Wessen Sachen hast du an?", ihre Mutter blickte skeptisch auf den grauen Hoodie und die Jeans, die Marinette etwas zu groß waren.
„Äh, Alya. Ich bin vorübergehend bei ihr untergekommen. Ich brauche echt Schlaf", Marinette streckte müde die Glieder.
„Alya. Von ihr werde ich mir noch was anhören müssen." Müde schleppte sie sich die Treppe hoch. Ihre Eltern standen in enger Umarmung im Wohnzimmer und wünschten ihr eine gute Nacht.

Ihr Handy sirrte.
Alya.
Marinette verzog den Mundwinkel und rieb sich die müden Augen.
„Hallo Alya. Mir geht es gut", erwähnte sie gleich zu Beginn, um das Gespräch möglichst kurz zu halten.
„'Gut'?! Und damit kommst du jetzt an? Hast du eine Ahnung, wie oft ich versucht habe, dich zu erreichen?!", Alya schnaubte ins Telefon. Sie war außer sich.
„Ich – es tut mir Leid. Es war ... kompliziert."
„Es 'war' kompliziert? - Schöne Umschreibung, Marinette. Ich habe mir Sorgen gemacht! Ich dachte, du seist zu Keks verbacken!", wütete Alya.
„Es tut mir L-"
„Stattdessen turnst du wieder mit Cat Noir durch die Gegend. - Erzähl mir noch einmal 'da ist nichts'!"
„- Nein, Alya. Cat Noir ist nur ein – Freund?", so oft waren sie sich noch nicht begegnet, als das sie das sicher behaupten könnte. Alya war jetzt richtig in Fahrt.
„Ich hab dich schon bei kleineren Lügen ertappt, Marinette! Die Presse ist voll mit Bildern von euch zweien! Mein Favorit ist, wie ihr zwei eng umschlungen durch die Luft reist. Ziemlich eindeutig. - Ich will Details!"
„Alya, ich bin gerade erst wieder Zuhause", entgegnete Marinette nun sichtlich genervt.
„Aha. Allein?", der Ärger aus Alyas Stimme war für einen Moment verpufft.
„Ruf doch meine Eltern an und lass es überprüfen, wenn du mir nicht glaubst, Alya. Ja, allein. Es war ein ziemlich langer Tag für mich und ich würde jetzt gerne schlafen, bevor ich noch Dinge sage, die mir hinterher Leid tun." Sie war müde und gereizt. Alyas Forscherdrang wirkte sich nicht gerade positiv darauf aus.
„Tja dann – 'katzige' Träume, Mademoiselle", kicherte Alya ins Telefon. Sie konnte es nicht lassen.
„Gute Nacht, Alya. Ich melde mich morgen und bringe dir dein Handy zurück."
„Okay, kurze Verschnaufpause für dich. Aber morgen stehst du mir Rede und Antwort!"
Mit einem Stirnrunzeln legte Marinette ihr Handy beiseite und ließ sich aufs Bett fallen.
„Gute Nacht, Tikki." Sie schlüpfte lediglich aus den Schuhen und rollte sich zusammen.
Tikki bereitete die Decke über ihr aus. „Schlaf gut, Mari."

***

Das Blaulicht reflektierte grell auf dem Kalksandstein des Agreste Anwesens.
Der Notarzt rannte die Treppen hinauf und platzte in Adriens Räumlichkeiten. Die Rettungssanitäter eilten mit der Krankenliege hinterher, so schnell sie konnten.
Gabriel Agreste stand mit ernstem Gesicht neben dem Bett seines Sohnes, auf das sie ihn vorerst gelegt hatten und hielt seine Hand.
„Guten Tag, Doktor?", er blickte irritiert auf den farbigen Mann, der in Straßenkleidung vor ihm stand. Seine Rettungsweste zeichnete ihn als Besatzungsmitglied des Rettungswagen aus.
„Dr. Breston", der Arzt nickte ihm knapp zu.
„Gabriel Agreste."
Der Arzt ignorierte die ausgestreckte Hand und wandte sich seinem Patienten zu.
„Ich weiß", er ließ es wertfrei klingen.
Routiniert legte er Adrien die Manschette um und prüfte den Blutdruck.
„Blutdruck bei 80/50, das ist nicht viel. Sie haben ihn in der Dusche gefunden?"
„Ja, meine Assistentin. Das Wasser war lauwarm."
„Hm, gut. Das hält das Fieber in Schach."
Seine Hände tasteten unterhalb Adriens Kieferknochen nach der Arteria radialis, um die Füllqualität der Gefäße zu überprüfen.
„Herzschlag bei 120. Das ist zu hoch."
Der Doktor setzte mit geübten Griffen das Ohrthermometer an.
„39,9°C. Hatte Ihr Sohn Anzeichen einer Grippe?"
Gabriel Agreste stutzte.
„Nicht, dass ich wüsste. Aber in den kommenden Tagen hat er einige Termine."
„Streichen Sie sie! Was der Junge jetzt braucht, ist Ruhe. Alles andere ist grob fahrlässig", Dr. Breston taxierte ihn über seine Brille hinweg, bis Monsieur Agreste stumm nickte.
Mit dem Stethoskop horchte er Adriens Brust- und Rückenbereich ab.
Die Tür öffnete sich erneut. Zwei Sanitäter klappten eine Krankenliege aus.
„Muss das denn sein?", ereiferte sich Monsieur Agreste. Krankenhäuser waren ihm ein Gräuel.
„Die Lunge scheint in Ordnung zu sein. Liegen Allergien oder organische Beschwerden vor?", Dr. Breston überhörte seinen Einwand geflissentlich.
„Nur gegen Federn", entgegnete Gabriel Agreste.
Dr. Breston schnaubte. Er prüfte die Farbe von Mundschleimhaut und Zunge bei Adrien und schnupperte.
„Keine Infektion im Mandelbereich."
Er fuhr damit fort, die Lymphknoten im Hals- und Leistenbereich abzutasten und schüttelte den Kopf.
Adriens Augenlider begannen zu flattern.
Mit gestreckten Fingern drückte er tief in Adriens Unterbauch. Zuerst auf der linken Seite, dann auf der rechten.
„Keine Abwehrspannung. Insgesamt unauffällig."
Adrien holte stoßweise Luft.
Monsieur Agreste blickte fragend zu Dr. Breston. Er nickte ihm zu und drückte die Hand seines Sohnes.
„Er wird wieder. Ich werde ihm eine Infusion verabreichen und ihm Blut abnehmen." Er griff gezielt in seinen Arztkoffer und legte einen Zugang an Adriens linker Armbeuge. Er füllte drei kleine Röhrchen mit seinem Blut.
„P-Papa? Wo -", Adrien schlug die Augen auf. Sie wirkten glasig.
„Schh... es wird alles gut. Du bist Zuhause. Der Arzt ist gerade da", Gabriel Agreste beugte sich kurz zu ihm hinunter, wollte dem Arzt aber nicht in die Quere kommen. Dieser rückte sich gerade die Brille zurecht.
„Ich gebe Ihrem Sohn jetzt Ringerlaktat mit Novaminsulfat. Es senkt das Fieber. Ihr Sohn sollte viel trinken."
Einer der Sanitäter rollte einen Infusionsständer herbei. Der Doktor schnippte gegen den Infusionsbeutel und regulierte den Infusionsfluss am Rädchen.
„Es muss langsam laufen, damit der Bursche keinen Kreislaufkollaps erleidet. In etwa einer Dreiviertelstunde sollte es durchgelaufen sein."
„Danke, Doktor", die Worte fühlten sich ungewohnt in seinem Mund an. „Muss er wirklich ins Krankenhaus?"
Gabriel Agreste blickte besorgt von seinem Sohn zum behandelnden Arzt.
Dr. Breston seufzte und hob die Handflächen nach oben.
„Wer ist Ihr Hausarzt? Entweder sollte er morgen Früh nach Ihrem Sohn schauen oder er wird morgen Früh bei der ärztlichen Sprechstunde im Krankenhaus vorstellig. Muten Sie ihm nicht zu viel zu."
„Dr. Kelston. Ich werde ihn informieren. Wann wird es ihm wieder besser gehen?"
Dr. Breston holte hörbar Luft und nahm das Stethoskop ab.
„Er wird es ohne Schaden überstehen. Aber – um Himmels willen – geben Sie ihm auch die Zeit, gesund zu werden. Das hier kuriert sich nicht in ein paar Stunden. Sobald er fieberfrei ist, sollte er sich noch drei Tage schonen. Mindestens."
Er klappte seine Arzttasche zusammen und nickte den Sanitätern zu. Sie klappten die Krankenliege wieder zusammen.
„Das Fieber sollte nicht weiter steigen. Sollte sich sein Zustand verschlechtern, werden Sie im Krankenhaus vorstellig. - Alles Gute."
Er streckte Monsieur Agreste die Hand aus und drückte sie kurz.

***

Der Nachrichtensprecher wünschte noch einen schönen Abend, bevor der Spielfilm startete. Er schaltete den Fernseher aus. Tom und Sabine blickten sich mit großen Augen an. Einen Moment lang fehlte ihnen die Sprache. Die Aufnahmen und gezeigten Bilder in den Nachrichten waren recht eindeutig.
„Unsere Marinette? Du meinst sie -", Tom Dupain scheute sich davor, es auszusprechen.
„Meinst du, sie hatte es DESHALB vorhin so eilig, in ihr Zimmer zu gehen?", erwog Sabine Cheng.
„Vielleicht. Komisch. Ich dachte immer, sie wäre in diesen kleinen Blonden aus ihrer Klasse verliebt."
„Du meinst Adrien? Das dachte ich eigentlich auch. Ihr Zimmer ist voll mit Bildern von ihm."
„Nicht, dass es am Ende doch nur 'Fashion' ist", Tom versah das Wort mit Anführungszeichen in der Luft, „Irgendwie wäre mir der Bursche trotzdem lieber. Ich weiß nicht. Unsere Marinette liebt einen Superhelden. Ist das nicht auch gefährlich? Hoffentlich liegt die Presse mit dem Zorn Ladybugs daneben."
„Meinst du wirklich, sie würde Marinette etwas antun? Sie hat doch selbst gesagt, dass zwischen ihr und Cat Noir nichts weiter ist."
Tom zuckte mit den Schultern und nickte.
„Warten wir es ab. Der Kater ist nett, witzig, ja. - Aber all das Leder ...", das letzte Wort rollte über seine Zunge und fiel in die Stille. Ächzend hob er sich aus dem Sofa.

Neugierig spähte er durch Marinettes Luke und hörte, wie sie im Schlaf murmelte. Beruhigt ging auch er danach zu Bett.

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Liebe Leserinnen und Leser!

Aktuell schreibe ich noch am Ende der Fortsetzung dieser Fanfiktion, die den Namen "Countess of Boredom" trägt und auf Fanfiktion.de erschienen ist.
Sobald ich sie abgeschlossen habe, werde ich sie ebenfalls hier veröffentlichen.
Mir gefällt die Möglichkeit, auf Wattpad einen Kommentar zu einem Absatz zu hinterlassen und ich hoffe auf einen regen Austausch.
- Lasst mich wissen, solltet ihr einen Fehler aufspüren.

Vielen Dank!

Eure Lysi

Der CustomizerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt