Kapitel 3

508 18 1
                                    

Bens Sicht

Die Momente des Bangens gehen in die nächste Runde. Gefühlte Ewigkeiten stehe ich zitternd vor dem Fenster des OP - Waschraums und hoffe, dass ihr Herz nicht wieder aufhört zu schlagen. Ich beobachte die Ärzte, wie sie weiter versuchen alle Blutungen zu finden und zu stoppen aber noch ist ihr Zustand immernoch sehr kritisch. Die Türe hinter mir öffnet sich und Kate kommt zu mir herein. Sie stellt sich neben mich und legt ihre Hand auf meine Schulter. "Wie sieht es aus? Wie geht es ihr?", fragt sie mich besorgt. "Sie hatte einen Herzstillstand aber Dr. Walther konnte sie zurückholen. Aber sie verliert so viel Blut..." "Hey, es wird schon alles gut gehen. Sie ist stark, sie schafft das" Im Moment bin ich mir dessen aber überhaupt nicht sicher. Auch wenn die OP gut läuft, weiß niemand wie sie den Herzstillstand verkraftet hat. Ihr Gehirn wurde fast eine halbe Stunde nicht mit Sauerstoff versorgt, dass könnte schwere Folgen hinterlassen haben. Kate bemerkt offenbar meine Zweifel, denn sie zieht mich in ihre Arme. "Du kannst hier jetzt nichts machen Ben. Geh zurück zu deiner Tochter, ihr kannst du jetzt am meisten helfen" Zustimmend nicke ich, schaue noch einmal zu Tina und wende mich dann wieder der Tür zu. Grübelnd schlendere ich durch die Gänge zurück zur Notaufnahme in der mir meine Tochter freudestrahlend in die Arme läuft. Ich nehme sie auf den Arm und trage sie in ein Behandlungszimmer. Wenigstens bei ihr muss ich mir sicher sein, dass es ihr gut geht, auch wenn die anderen sie schon untersucht haben. "Hast du Kopfschmerzen oder tut dir irgendwas weh?" "Nein alles gut. Wie geht es Mama?" Ich zögere bei meiner Antwort. Was sollte ich ihr sagen? Sie ist noch zu klein um das alles richtig zu verstehen und das würde ihr zu viel Angst machen" "Mach dir keine Sorgen mein Schatz. Der Mama geht's bald wieder gut, sie muss nur ganz viel schlafen in den nächsten Tagen" "Können wir mal zu ihr?" "Jetzt noch nicht. Die Ärzte sind noch dabei sie wieder gesund zu machen" Eine bessere Erklärung fällt mir spontan nicht ein aber Malina scheint auch nicht weiter darüber nachzudenken. Die Ergebnisse von Malina zeigen auch keine Auffälligkeiten was mich wieder ein bisschen aufatmen lässt. Nach Stundenlangem Warten öffnet sich endlich der OP und Dr. Walther zieht mich beiseite. "Wir konnten ihre Freundin soweit stabilisieren aber ihr Zustand ist immernoch sehr ernst. Wir müssen die Nacht abwarten, wenn sie Morgen aufwacht sehen wir weiter" "Ich danke Ihnen, vielen Dank" "Gehen Sie mit ihrer Tochter nach Hause und schlafen sie ein paar Stunden. Viel mehr können Sie jetzt auch nicht mehr tun und außerdem hat ihre Tochter immer noch Geburtstag" Malinas Geburtstag hatte ich in der ganzen Aufregung völlig vergessen. Auch wenn mir heute so garnicht nach feiern zumute war, sollte Malina trotzdem noch einen schönen Geburtstag haben. Zusammen mit meiner kleinen Prinzessin komme ich in der Wohnung an, in der alles für eine kleine Party vorbereitet wurde. Lichterketten hängen an den Wänden und auf dem Tisch steht eine wunderschöne Einhorntorte. "Happy Birthday Süße", meine ich zu Malina und setze mich zusammen mit ihr an den Tisch. Das sollte ihr Besonderer Tag werden, den sie mit uns beiden feiern sollte, doch dieser Unfall hatte den ganzen Tag komplett auf den Kopf gestellt. Trotzdem versuche ich, den Tag noch so schön wie möglich zu machen, damit sich Malina immer daran erinnern kann. Am Abend lege ich sie ins Bett und küsse sie auf die Stirn. "Schlaf schön Malina. Morgen besuchen wir deine Mama im Krankenhaus und du wirst sehen, alles wird gut" Lächelnd schließt sie die Augen. "Gute Nacht, Daddy" Ich schaue ihr noch eine Weile beim schlafen zu und schließe dann leise die Türe hinter mir. Meine Gedanken fahren immer noch Achterbahn und ich habe keine Ahnung an was ich gerade denken soll. Am liebsten würde ich davonlaufen, einfach ganz weit weg um den Kopf freizubekommen und mir über einige Dinge klar zu werden. Denn obwohl ich mir Sorgen um Tina mache, kreisen meine Gedanken immer noch um Leyla und unsere gemeinsame Zeit. Und noch immer frage ich mich warum Leyla selbst nach all der Zeit so present in meinem Leben ist. Wir haben schon so lange keinen Kontakt mehr..wahrscheinlich weiß sie garnicht mehr wer ich überhaupt bin. So oft war ich schon davor, ihre Nummer zu wählen und anzurufen doch jedes Mal habe ich mich dagegen entschieden. Sie will mich bestimmt nicht mehr sehen, ich habe sie verlassen, was denkt sie denn von mir wenn ich mich jetzt melde? Schnell lege ich das Handy wieder aus der Hand und mache es mir auf der Couch bequem. Es dauert nicht lange bis ich eingeschlafen bin. Am Morgen werde ich durch meinen schmerzenden Nacken geweckt. Offenbar habe ich die ganze Nacht auf der Couch verbracht. Ich mache mich im Bad kurz frisch und wecke dann Malina. Wir frühstücken zusammen und machen und dann auf den Weg in die Klinik. Malina ist schon ganz aufgeregt, sie freut sich riesig ihre Mutter endlich wieder zu sehen. Am Eingang warten Kate und die anderen schon auf uns. Sie nehmen uns herzlich in Empfang und Eric und die anderen kümmern sich gleich um Malina. Kate und ich gehen noch einige Schritte. "Wie sieht es aus? Wie geht es Tina?" "Sie ist aufgewacht vor einer guten Stunde. Es geht ihr gut, keine Sorge" Doch irgendetwas liegt ihr noch auf dem Herzen dass sehe ich" "Und was ist noch?" "Was meinst du?" "Du hast deinen 'ich hoffe er sieht nicht dass etwas nicht stimmt' Blick" "Meinen was?" Lächelnd bleibe ich stehen. "Komm schon ich seh wenn dich etwas beschäftigt. Also was ist los" "Es ist nicht meine Aufgabe es dir zu sagen..sondern Tinas" Allmählich weckt sie meine Neugierde. "Kate?" "Es geht um Malina..." "Ist etwas nicht in Ordung mit ihr? Ihre Untersuchungsergebnisse waren doch gut?" "Ja Ben mit ihr ist alles Ok aber..." Sie stockt und traut sich offenbar nicht weiterzusprechen. "Kate raus damit!" "Malina sie..Sie ist nicht deine Tochter..."

Beyla StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt