Kapitel 4

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Bens Sicht
Kates Worte hallen auch Minuten später noch durch meinen Kopf. Mit eisernem Blick sitze ich auf einer Bank, die vor der Klinik steht, und starre vor mich hin. Meine kleine, heile Welt wurde gerade wie aus dem Nichts in tausende Trümmer gelegt. Diese Nachricht hatte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Alles war eine Lüge gewesen, jeder Moment, jeder Tag und sie hatte nie etwas gesagt. Innerlich zerbreche ich an dieser Nachricht, still und leise, Stück für Stück. In mir ballt sich langsam die Wut und Millionen Fragen schießen mir durch den Kopf. Irgendwann vernehme ich die glücklichen Rufe von Malina. Wie gerne würde ich auf ihre Rufe antworten, doch die Kraft dafür kann ich nicht aufbringen. Noch sitzt mir der Schock viel zu tief in den Knochen. Ich weiß nicht wie ich ihr gegenübertreten soll, als ihr Vater? Als diese Lüge? Das kann und will ich nicht! Malina setzt sich neben mich und klammert sich mit lächelndem Gesicht an meinem Arm fest. "Mami ist aufgewacht. Kate sagt sie muss noch ganz viel schlafen aber dann ist sie wieder gesund" Krampfhaft versuche ich zu Lächeln und mir nichts von meinem Jetzigen Zustand anmerken zu lassen auch wenn es mir mehr als schwer fällt. Ich würde ihr so gerne der Vater sein, den sie verdient aber jetzt kann ich das nicht mehr. Tinas Lüge hat alles zerstört. Ich setze Malina auf meinen Schoß und drücke sie fest an mich. Lieben werde ich sie immer keine Frage aber jetzt brauche ich erstmal Zeit für mich. Zeit um mir klarwerden ob ich es schaffe weiter Malinas Vater zu sein. Ich stehe vor einem Abgrund und bin kurz davor in ein tiefes Loch zu fallen. Ein Loch aus dem ich nicht mehr herauskomme wenn ich hineinfalle. Um ehrlich zu sein weiß ich garnicht warum ich kämpfen sollte um nicht hineinzufallen. Ich habe alles Wichtige in meinem Leben verloren, alles wofür es sich zu kämpfen gelohnt hätte. Mein Leben, meine Tochter... und Leyla. Langsam wird mir einiges klar. Tina wusste, dass ich Leyla nie verlassen hätte. Ich habe die Frau meines Lebens wegen einer Lüge verlassen. Die Vorstellung Leylas Herzen gebrochen zu haben versetzt meinem einen gewaltigen Stich, der mich kurz zusammenzucken lässt. "Alles ok Papa?", fragt Malina etwas ängstlich und klammert sich wieder fester an mich. Sie versteht das noch nicht und vielleicht ist das auch besser so. "Pass auf Malina, geh doch schonmal zu Kate ich muss kurz zu deiner Mama und mit ihr sprechen" "Okay" Freudig springt sie von der Bank und geht in Richtung Ärztezimmer. Auch ich stehe langsam von der Bank auf und schlage den Weg in Tinas Zimmer ein. Ich habe keine Ahnung was ich machen werde, wenn ich in diesem Zimmer stehe. Die Wut, die ich versucht habe zu verdrängen sucht sich langsam ihren Weg zurück in meinen Verstand. Als ich vor ihrem Zimmer stehe würde ich am liebsten schreiend reinstürmen aber den Gedanken verwerfe ich gleich wieder. Ich atme noch einmal tief durch und betrete dann das Zimmer. Als Tina mich sieht fängt sie leicht an zu Lächeln. "Wie geht's dir?", beginne ich zu fragen. "Ganz gut. Scheinbar habe ich das Schlimmste überstanden" "Warum hast du mich angelogen?", platzt es aus mit heraus. Fragend sieht sie mich an. "Ich habe dich nicht belogen" "Ach Nein? Und warum muss ich dann von meiner Freundin erfahren, dass Malina nicht meine Tochter ist?!" Nervös leider sie den Augsnkontakt zu mir, was meine Zweifel endgültig begräbt. "Es stimmt also! Warum? Warum hast du das getan?" "Ich...", beginnt sie zu sprechen aber findet scheinbar keine vernünftige Ausrede. Wie auch? Das, was sie getan hat ist nicht zu entschuldigen. "Ich hab für dich mein Leben aufgegeben. Ich habe die Frau, die ich wirklich aus ganzen Herzen geliebt habe verlassen um für meine Tochter da zu sein, um für dich da zu sein. Aber Nein, sie ist ja nicht mal meine Tochter! "Du wärst nie glücklich mit ihr geworden und warst es auch nicht, sonst hättest du nicht mit mir geschlafen" "Das war der größte Fehler, den ich ja gemacht habe. Ich will dich nie wieder sehen!" "Was ist mit Malina? Sie braucht dich!" "Ich weiß, aber fürs Erste muss ich hier weg. Weg von all den Lügen und weg von dir" Mit diesen Worten knalle ich die Türe guter mir zu und mache mich auf den Weg zum Ärztezimmer. Malina kommt aufgeregt auf mich zu und hält mir ein selbstgemaltes Bild entgegen. "Schau mal, für dich" "Wow, das ist ja schön geworden, danke mein Schatz", meine ich und nehme das Bild entgegen. Doch meine Laune ist weiterhin im Keller. "Kate könntest du für ein paar Tage auf Malina aufpassen. Ich muss hier mal raus" "Ja klar, ich hab sowieso frei" Ich knie mich zu Malina und erkläre ihr, dass ich für ein paar Tage weg muss aber sie bei Kate bleiben kann. Zuerst war sie traurig, aber dann verstand sie, dass es sein muss. Ein letztes Mal fällt sie mir in die Arme bis ich mich dann anwende und auf den Weg nach Hause mache. Ein paar Stunden später sitze ich im Zug nach Erfurt. Ich habe keine Ahnung was mich erwartet, wenn ich wieder nach Hause komme. Ob sie sich freuen werden? Immerhin bin ich damals einfach abgehauen und hatte mich nur noch ganz selten bei ihnen gemeldet. Aber ich freue mich mehr als alles andere auf Leyla. Ich hatte sie in jeder einzelnen Sekunde vermisst und die Vorstellung sie wieder in meinen Armen zu halten zaubert mir endlich wieder ein Lächeln ins Gesicht. Jedoch hatte ich keine Ahnung, was mich wirklich in Erfurt erwarten würde...

Beyla StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt