Leylas Sicht
Warum ist er hier? Warum ist er zurück gekommen? Warum tut er mir das an!? Als ich die Türe schließe, breche ich weinend zusammen. Alle Erinnerungen, die ich verdrängt hatte, sind auf einmal wieder da. Der Schmerz, den ich fast vergessen hatte, kommt stärker zurück, als ich ihn je gespürt habe. Daniel ist sofort bei mir und nimmt mich in den Arm. Ich war ein Wrack als ich ihn kennen lernte, er war die helfende Stütze, die ich damals so dringend gebraucht habe. Aber ich habe ihm nie den wahren Grund erzählt, das konnte ich nicht, es tat zu weh. "Hey Leyla, was ist passiert? Wer war das an der Tür", fragt er mich besorgt und hilft mir wieder auf die Beine. Ich luke durch die Vorhänge am Fenster, Ben steht immernoch vor dem Haus. "Ist er etwa noch da!", meint Daniel wütend und steuert die Türe an. "Warte", versuche ich ihn aufzuhalten, doch er lässt sich nicht abhalten. Er reißt die Türe auf und stellt Ben zur Rede. "Was fällt Ihnen ein hier aufzutauchen? Was haben sie meiner Freundin angetan?" Ben wirkt völlig verwirrt und weicht einige Schritte zurück. "Ich..habe nichts getan. Ich wollte nur mit Leyla reden.." "Nur reden?! Sie ist zusammengebrochen wegen ihnen! Verschwinden Sie einfach und lassen Sie sich nie wieder bei uns blicken!" "Leyla, es tut mir Leid..", erklärt Ben noch bevor Daniel die Türe schließt. Ich atme einmal tief durch und muss mich kurz setzen. "Kanntest du den Typen?", fragt Daniel mich und setzt sich neben mich. Ich weiche seinem Blick aus und nicke nur. Er soll nicht wissen, wie sehr mich Bens Auftauchen verletzt. "Mama, war das Ben?", strahlt Zoe mit Lena auf dem Arm. "Du hast ihn gesehen?", seufze ich kaum hörbar und lächle schmal. Ich hatte außer Niklas niemandem erzählt, was damals passiert ist, nicht einmal meiner Tochter. Kein Wunder, dass sie sich freut, Ben wieder zu sehen. Eigentlich will ich den Kontakt zu Ben so gut es geht vermeiden, aber ich kann es Zoe nicht verbieten, sonst müsste ich ihr sagen warum und soweit war und bin ich auch nach all den Jahren noch nicht. "Wenn du willst, kannst du zu ihm, vielleicht erwischst du ihn noch" "Ist gut, darf ich Lena mitnehmen? Wir wollten gerade sowieso in die Stadt" Ich stocke kurz, nicke dann aber doch. Als Zoe und Lena aus der Tür gehen kommt Daniel aus der Küche. "Sind die Mädchen in die Stadt?" "Ja..", erwirdere ich knapp und gehe ebenfalls Richtung Küche. Wenn ich Daniel sagen würde, dass Zoe zu Ben gegangen ist, hätte er sie aufgehalten. "Und was machen wir jetzt wo wir alleine sind?", meint Daniel und kommt langsam auf mich zu. Er umschließt mich mit seinen Armen und küsst sanft meinen Nacken. Doch alles, an das ich denken kann ist meine Vergangenheit mit Ben und die schreckliche Zeit nachdem er gegangen war. Ich versuche meine Gedanken wieder umzulenken, jedoch gelingt es mir nicht. Sein Auftauchen hat alles verändert und sollte er bleiben, muss ich mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen,ob ich will oder nicht. Ich befreie mich aus Daniels Armen und beginne meine Schuhe und Jacke anzuziehen. "Wo willst du denn jetzt hin?", will Daniel wissen und hilft mir in meine Jacke. "Ich muss einfach mal raus, nachdenken" "Soll ich dich begleiten?" "Nein, besser nicht", sage ich schnell und eile aus der Türe nach draußen. Wenn ich jetzt nur wüsste wo Zoe und Ben hingegangen sind, dann könnte ich ihnen aus dem Weg gehen. Gedankenverloren irre ich durch die Innenstadt und stoße plötzlich mit einem Mann zusammen. "Tschuldigung", murmle ich kaum hörbar und will schon weitergehen als eine bekannte Stimme mich anspricht.Bens Sicht
Nach einer ziemlich klaren Ansage von Leylas Freund mich von ihr und ihrem Haus fernzuhalten, setze ich mich etwas abseits der Gera auf eine Bank. So hatte ich mir meine Rückkehr ganz und gar nicht vorgestellt, eher im Gegenteil. Aber ich hatte wohl zu viel erwartet. In den 3 Jahren hatte such nicht nur mein Leben komplett verändert, sondern auch das aller anderen und das habe ich wohl nicht bedacht. Trotzdem habe ich gehofft, wenigstens ein paar Sätze mit Leyla sprechen zu können aber das kann ich ja jetzt gegessen. Sie hat mich komplett aus ihrem Leben verbannt, was ich einerseits verstehen kann, andererseits aber dennoch nicht ihre Reaktion von vorhin erklärt. Plötzlich werde ich von einer Stimme, die meinen Namen ruft aus den Gedanken gerissen. Ich wirble herum und sehe eine strahlende Zoe mit Kinderwagen, die auf mich zukommt. Zoe war mir auch sehr ans Herz gewachsen, es war genauso schmerzhaft sie zu verlassen wie Leyla. Wir fallen uns glücklich in die Arme und setzen uns dann nebeneinander auf die Bank. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe Ben. Es ist so schön, dich zu sehen" "Ich freue mich auch sehr, Zoe. Es ist viel zu lange her, dass ich das letzte Mal hier war" "Erzähl mal, wie geht's Dir? Wo lebst du? Wie geht's deiner Tochter?" Die Fragen sprudeln nur so aus ihr heraus und ich versuche, alle zu beantworten. "Ich lebe seit 3 Jahren in Hamburg mit Tina meiner Freundin und ihrer Tochter Malina.." Zoe mustert mich. "Mit ihrer Tochter? Ich dachte..." "Ja, das dachte ich auch aber wir ich erfahren habe, war das gelogen. Sie wollte nur, dass ich mit ihr gehe und mein altes Leben hinter mir lasse" "Oh scheiße" "Und bei dir? Wie ich sehe ist viel passiert" "Ja das ist Lena meine kleine Schwester", lächelt Zoe und nimmt die Kleine auf den Schoß. "Sie wird bald 2 Jahre alt" Lena ist wirklich süß und hat jetzt schon das Gleiche Lächeln wie Leyla. "Sag mal, weißt du warum Leyla mich nicht sehen will? Ich meine es ist klar, dass sie sauer auf mich ist aber so? Ich komme nicht an sie heran" "Ich weiß auch nicht was damals passiert ist, sie hat sich mir auch nicht anvertraut. Aber sie hat sich wochenlang in ihrem Zimmer eingeschlossen und wollte keinen sehen, bis sie irgendwann Daniel auf einem Stadtfest kennen gelernt hat. Er ist nett und so aber hat für mich nie so eine Vaterrolle eingenommen wie du damals" Diese Worte machen mich gerade glücklich und zugleich traurig, da ich einfach alles aufgegeben hatte was schön war. "Ich würde so gerne mit Leyla sprechen aber ich darf nicht mehr zu euch" "Lass ihr bitte Zeit Ben und bedräng sie nicht, sonst verschließt sie sich nur noch mehr. Ich war schon glücklich, dass sie wieder gelebt hat nach dieser Zeit und jetzt kamen durch dich alle Erinnerungen wieder. Ich hab einfach Angst, dass sie sich wieder so aufgibt wie damals.." Ich nicke Zoe zu und lege besorgt eine Hand auf ihre Schulter. "Tut mir Leid, dass durch mich wieder alles so schwer geworden ist, dass ist das Letzte, das ich erreichen wollte. Aber ich habe sie einfach so vermisst..." "Du konntest es ja nicht wissen" Sie lächelt leicht und hilft Lena auf den Boden. "Lass uns doch noch ein bisschen in der Stadt rumlaufen ich bin sicher, du hast das alles hier sehr vermisst" "Ohja dass kannst du laut sagen" Grinsend gehe ich einige Schritte, bis mein Blick auf Lena fällt, die lächelnd vor mir steht und ihre Arme zu mir streckt. Grinsend nehme ich die Kleine auf den Arm und gehe mit Zoe zusammen durch die Innenstadt. Am Anger warten wir auf die Straßenbahn, als plötzlich jemand gegen mich läuft. Ich drehe mich um und schaue geradewegs in Leylas wunderschönes Gesicht. "Mama, was machst du denn hier?", fragt Zoe ihre Mutter, dich sie sagt zunächst garnichts. Ihre Blicke liegen weiterhin aufeinander und zum ersten Mal spüre ich keine Abweisung ihrerseits. Mein Herz fängt immer schneller an zu schlagen als sie das Wort ergreift.
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Beyla Story
FanfictionNachdem Ben mit Entsetzen feststellen muss, dass Malina, die er die letzten Jahre großgezogen hatte nicht seine leibliche Tochter ist, kehrt er nach 3 Jahren wieder nach Erfurt zurück. Die letzten Jahre hatte er sich immer zurück zu Leyla gesehnt un...