Jay und Arya/ Der Lehrer One - Shots

Das perfekte Date II

Die Gören spielen mit gezinkten Karten, das kann der Lockenkopf spüren. Ihre Vorstellung von einem Date lautet wie folgt:

1. Essen gehen
2. Bowling spielen(wo sie natürlich gewinnen)
3. In die Bar
4. Zurück in die Wohnung
5. Chillen und Küsse verlangen

Ganze drei Stunden sind die Vier unterwegs gewesen und lassen nicht locker, die beiden Film - Experten mächtig in den Wahnsinn zu treiben. Egal, ob Jay und Arya sich nach einer Flucht umsehen oder einfach nur reden - Ghana und Fatma folgen ihnen auf Schritt und Tritt. Der pure Horror.

Der Amerikaner lässt sich jedoch nicht unterkriegen und tastet heimlich nach dem Papier in seiner Jeans. Die beiden werden sich wundern.

Wieder zuhause bleibt Arya noch nicht einmal Zeit, sich kurz zu duschen, so geschwitzt ist er. Im Gegenteil, Ghana zieht ihn am Kragen seines Shirts zur Couch und schubst ihn unsanft auf das Polster. Fatma steht unbeeindruckt daneben und beobachtet, wie sie nun langsam über die weichen Konturen seiner Muskeln streicht, sein Kinn anhebt...

Der Perser schnellt hoch, seine Pupillen weiten sich. Sein entgeisteter Blick huscht automatisch von Ghana zu Fatma und wieder zurück, ihm wird schwindlig. Er hätte die zwei Flaschen Bier doch lieber sein lassen sollen...

Sie ist ebenfalls neben der Spur, gluckst vor Freude: „Liebster, wasch...geht...ab bei dir...Arya..." Sie wirft den Kopf in den Nacken, bricht in Gelächter aus. „Grad neben der Spur...is schön da...komm auch..."

Während dem ganzen Trubel im Wohnzimmer hat sich Jay im Schlafzimmer verschanzt. Er studiert noch einmal den Spruch, der die Rettung für ihre weitere Existenz auf YouTube sein könnte und gerät dabei ins Grübeln. Was, wenn es nicht klappt, wie beim letzten Mal? Was, wenn...etwas passiert, was man nicht mehr rückgängig machen kann?

Müdigkeit legt sich schwerfällig auf sein Haupt und Jay sinkt rücklings auf die Matratze von Aryas Bett. Alles, was ich will, bist du!, summt er leise die Zeile eines alten, deutschen Songs und schließt kurz die Augen.

Arya ist...mehr als ein Bro. Er ist mehr als alles, was er sich jemals mit ihm vorgestellt hat. Mehr als Film Geek.

Jay ist wirklich in ihn verliebt. Sein Lächeln, seine Wärme...all das möchte er spüren, bis an sein Lebensende. Die ganze Leidenschaft, mit der er seine Gitarre spielt - er möchte es ganz doll. Und vielleicht wird er von ihm noch was lernen...

Doch irgendwie kriegt er es nicht hin, ihm seine Gefühle zu gestehen. Er spürt, dass er es irgendwann tun muss, aber er weiß gar nicht, wie er das anstellen soll. Gibt es nicht dafür auch einen Zauber, einen, der alles leichter machen kann?

Arya dagegen hat es nicht gerade leicht. Ghana liegt immer noch auf seiner Brust und brabbelt unsinniges Zeug vor sich hin, sein Schädel rumort. Wie viel hat er bloß getrunken?

„Wenn du's genau wissen willst: Zwei Flaschen Wodka und das auf Ex!", meldet sich Fatma zu Wort, die gelangweilt die Szenerie beäugt. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss kurz für kleine, unschuldige Mädchen..." Sie verschwindet zur Toilette, Arya verdreht die Augen. Wohl eher für kleine Zicken.

Da tritt Jay aus der Tür des Schlafzimmers und stoppt abrupt, als er Ghana erblickt. Sie schnurrt wie eine anhängliche Katze, während ihre spitzen Nägel unsanft über Aryas Haut kratzen, Blut rinnt hervor. Hilf mir, fleht sein Blick, selbst Fatma macht keine Anstalten. Sonst häutet sie mich...

Er flüstert ihm ins Ohr: „Keine Sorge, Bro. Ich habe den perfekten Spruch, den die beiden nicht so schnell vergessen werden...“ Zur Verstärkung seiner Worte wedelt Jay mit dem Zettel in seiner Hand, macht sich aber kurz darauf wieder aus dem Staub. Sein Double hat ihr Geschäft erledigt und lächelt Arya zu, verschränkt die Arme. „Spiel ihr doch was vor!“, meint sie und deutet mit einer raschen Bewegung ihres Kinns in die Ecke hinter der Couch. Dort ruht seine Gitarre in der halb geöffneten Tasche, wartet auf ihren nächsten Einsatz. Dem Perser bricht der kalte Schweiß erneut aus, was, wenn alles nur ein Trick ist? Ghana blufft bestimmt nur, sie ist gar nicht betrunken... Aber warum labert sie dann die ganze Zeit?

Fatma ist unbeeindruckt, schnippt sich einen imaginären Fussel von ihrem Top. Arroganz lässt grüßen!

„Dadurch wird sie bestimmt ruhiger, vertrau mir!“ Pff, sie ist die Letzte, der er auch nur ansatzweise glauben kann...aber wo sie Recht hat, hat sie Recht.

Während er also nach hinten langt, um das Instrument hervor zu holen, greift sie ihm endlich mal unter die Arme. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Gegenteil, Ghana rutscht wie in Zeitlupe von ihm herunter und wird behutsam neben ihm platziert, ihre Lider flattern. „Arya...wasch losch...ich bin ein Vögelchen...“, lallt sie und Fatma schüttelt vorwurfsvoll den Kopf: „Trink beim nächsten Mal etwas dezenter, okay?“ Und mit einem stechenden Seitenblick auf Jays Bro fügt sie hinzu: „Wird's bald mit dem Stimmen? Wir haben nicht den ganzen Abend Zeit...“ Sag ich doch. So was von arrogant, diese Tussi!

Der Lockenkopf döst im Nebenzimmer vor sich hin, als er plötzlich leise, vertraute Töne aus dem Wohnzimmer hört. Neugierig lugt er durch den Spalt in der Tür - und sein Herz setzt ganz kurz aus: Arya sitzt dort auf dem Sofa und spielt seine Gitarre! Und er ist nicht alleine, Ghana liegt neben ihm! Sogar Fatma hört zu. Verdammt! Wut brodelt in ihm, denn er weiß: Eine von ihnen täuscht etwas vor. Sie beide haben das klug eingefädelt, von Anfang an. Sie wollen Jay und Arya kriechen sehen, um Gnade winseln. Doch er hat was, was die beiden Zicken nicht haben - das Zauberbuch! Denn irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass gleich alles eskalieren wird...er soll Recht behalten.

Der Perser lässt seine zittrigen Finger über die Saiten streichen, als wäre der Teufel hinter ihm her. Die Melodie ist ihm unbekannt, er spielt einfach drauflos. In seinem Inneren brodelt es vor unterdrücktem Hass. Hass auf Ghana, Hass auf Fatma - Hass auf diejenigen, die ihnen all das nehmen wollen, was Jay und ihm lieb ist. Niemand kann ihnen drohen. Oder vielleicht doch...?

Nachdem Arya geendet hat, klatscht diese Hexe auch noch und rümpft die Nase: „Bravo! Also ich hätte das definitiv besser gekonnt...aber egal. Hat's dir auch gefallen, Schwester?“ Ghana nickt, lässt einen Rülpser hören. „Klaro, Schätzchen...k - kannischauchmal? Bitteee...“ Ihre viel zu pink lackierten Krallen versuchen, ihm die Gitarre zu entreißen, er schiebt ihre Hand weg: „Hör auf. Das ist meine, verstanden? Fatma, tu was...“ Das hätte er besser bleiben lassen sollen.

Jays weibliches Ich beugt sich vor, nimmt ihrer Kollegin das Instrument aus der Hand - und bricht Aryas geliebte Gitarre sauber über dem Knie in zwei Hälften. Korpus und Hals fallen zu Boden, das sanft bearbeitete Holz zerschmettert.

Zuerst passiert gar nichts. Im nächsten Augenblick jedoch färbt sich sein blasses Gesicht erst puterrot, dann weiß wie eine nackte Wand. Schluchzer bahnen sich den Weg zu seiner Kehle und Arya sinkt auf die Knie, verbirgt seine Tränen im weichen Stoff seines Hemdes. Er wird nicht ausbrechen. Er muss stark sein. Doch es gelingt nicht.

Fatma lacht schadenfroh und klatscht ihre Kollegin ab, die jetzt gesund und munter aufsteht: „Upsi, was war das denn? Sorry, aber ich sollte das nächste Mal wirklich besser aufpassen, meinst du nicht?“ Gespielt schockiert betrachtet sie die kaputte Klampfe zu ihren Füßen, wo Arya zu retten versucht, was noch geht. Es geht nicht mehr, nie mehr.

„Trauert da etwa jemand? Wie dumm von mir, Liebster...uns natürlich. Gut gemacht, Schwester!“, grinst Ghana und lacht weiter, sodass sie beinahe umkippt. „Übrigens, es war sehr schön mit euch - ihr könnt schon mal euer Grab schaufeln...“ Sie tritt Arya mit voller Wucht auf die Finger und rauscht, mit Fatma im Schlepptau, aus dem Raum in den Flur. Jemand muss sie aufhalten.

Jay hat bis jetzt alles mit angesehen und stürzt zurück ins Wohnzimmer, zieht Arya in eine feste Umarmung. „Sch...don't cry, I'll be there...“, wispert er, seine abgehackten Schluchzer erinnern den Amerikaner an ein verängstigtes Baby. „Denen zeigen wir's...und wenn wir dabei abkratzen!“