Kapitel 9

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Die ganze Fahrt war ziemlich langweilig, weshalb ich größten Teils Musik hörte und aus dem Fenster starrte, obwohl man durch die getönten Scheiben nicht viel erkennen konnte. Durch einen plötzlichen Ruck knallte mein Kopf gegen die Autotür, was mich schmerzvoll aus meinem Traum erwachen ließ. Irgendwie musste ich wohl zwischendurch eingeschlafen sein. Stöhnend rieb ich mir die pochende Stelle. Na das fing ja mal gut an! Ich blinzelte mehrere Male, ehe ich realisierte, dass wir soeben gehalten hatten. Bevor ich ausstieg nahm ich meine Kopfhörer aus den Ohren und warf einen kurzen Blick zu Luci, die auch eben erst aufgewacht zu sein schien.

Als ich die Autotür öffnete wehte frische Luft und Sauerstoff in den Wagen, was mich tief einatmen ließ. Sofort fühlte ich mich wacher. Euforisch stand ich auf, wobei mein Kopf beinahe die nächste Bekanntschaft mit dem Rahmen machte. Ich und das Auto würden wohl keine Freunde mehr werden. Erst jetzt sah ich mir meine Umgebung genauer an und...wow, einfach nur wow.

Direkt vor mir befand sich ein altes Backsteingebäude mit sicherlich zwei Etagen, außerdem besaß es große Fenster und schnörkelige Verzierungen an den Ecken. Ich liebte solche alten Häuser, irgendwie hatten sie ihren ganz eigenen Charme. Das komische war bloß die Form, anscheinend war es trapezförmig mit der kürzeren Seite nach innen. Wer baute schon trapezförmige Häuser? War das nicht unlogisch? Aber mir konnte das ja egal sein.

Ich ließ meine Augen weiter über das Gelände schweifen, jedoch bedeckte das Haus vor uns den Großteil meiner Sicht. Rechts von mir konnte ich soetwas wie zwei Arenen erkennen, die aber ziemlich Modern aussahen, im Gegensatz zu dem alten Gemäuer vor mir. Die Runden Gebäude waren durch ein weiteres normales rechteckiges Haus verbunden. Vermutlich waren die Arenen für Kämpfe und Magie oder so und das in der Mitte eine ganz normale Turnhalle. Schon jetzt graute es mir bei dem Gedanken an Sport, selbst wenn ich wusste, dass ich nun viel Stärker war, war es schwer meine menschliche Denkweise abzulegen.

Ebenso fielen mir sofort sämtliche Gruselgeschichten ein, als ich feststellte, dass das ganze Gelände von Wald umgeben war. Anscheinend war man hier völlig isoliert vom Rest der Welt, was ich schon nachvollziehen konnte, aber blöd war es trotzdem. Ob man hier überhaupt Empfang oder Internet hatte? Wobei ich die Wahrscheinlichkeit gegen Null einschätzte. Ich vermisste jetzt schon meine Familie und meine Freunde.

Seufzend drehte ich mich zu Luci, um die ich mir mehr sorgen machte. Hoffentlich würde sie sich mit jemandem anfreunden, denn das war ihr auch schon bei uns schwer gefallen und wenn, dann besaß sie nur ein bis zwei Freunde. Luci war eben jemand der nicht so gern auf andere zu ging, aber vielleicht würde das jetzt anders werden. Hoffen konnte man ja immer...

Ein Knall ließ mich in die Realität zurückkehren und ich wirbelte herum. Cayden hatte soeben die Kofferraumklappe geschlossen. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt erlitten! Oh, aber das war ja gar nicht mehr möglich. Fast hätte ich über diesen menschlichen Ausspruch gelacht, aber dann riss ich mich zusammen. Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Cayden gelenkt, der mit unseren Koffern in der Hand an mir vorbei lief.

Irgendwie kam er mir Erschöpft vor, obwohl das als Vampir wahrscheinlich eher selten vorkam. Vielleicht hatte er nicht genug... gegessen? Ich vermied das Wort trinken mit absicht, da ich es sofort mit Blut assoziierte. Aproppos. Wie würde das hier mit dem "Essen" ablaufen? Ich war kaum eine Minute hier und hatte schon so viele Fragen.

"Kommt ihr?", rief uns Cayden über seine Schulter hinweg zu, der schon ziemlich weit vorraus gelaufen war. Schnell schnappte ich mir meinen Rucksack und mein Reisekissen, das während der Fahrt anscheinend auf den Boden gefallen war, bevor ich die Tür zuknallte und ihm hinterhereielte. Meine Schwester kam eher bei Cayden an, da sie nur ihren Rucksack hatte schultern müssen.

Der Weg, den wir entlang liefen, führte links an dem altem Haus vorbei und öffnete sich bald zu einem Vorplatz. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass es als Mittelpunkt ein sechseckiges Gebäude gab, welches gleichermaßen alt wie Modern wirkte. Zu einem Großteil bestand es ebenfalls aus Backsteinen, aber ein Teil, der Flur, schien vollkommen verglast zu sein. Auch die Türen, welche an alles sechs Seiten zu finden waren, bestanden aus Glas und öffneten sich von selbst. Doch alles im allem war es noch immer Stimmig. Erst jetzt konnte man erkennen, was für einen Sinn diese Gebäudeformen hatten und die Ausrichtung.

Blutsschwestern-Die Schwestern des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt