Kapitel 10 - Teil 1

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~ Lucielle ~

Es ist einfach unglaublich! Dachte ich staunend, während ich meiner sichtlich erfreuten Schwester die Treppe nach unten folgte, da wir gerade unseren  Schlafboden genauer besichtigt hatten. Wir hätten niemals damit gerechnet, dass wir hier auf der Akademie eine so schöne Unterkunft bekommen würden.
Allgemein hatte das gesamte Anwesen so seinen Charm, mit den kleinen Verzierungen an den Fassaden, den Backsteingebäuden und vorallem den modernen Glaswänden am Zentralgebäude, wodurch man direkten Blick auf dessen Flure hatte. Das alles machte diesen Ort wirklich Eindrucksvoll, vorallem da man die Grundbauten von früher weitestgehend erhalten hatte und nur moderne Elemente, wie die Glasfronten und -türen, eingefügt hatte.

Mit einem zufriedenen Seufzer kam ich neben Sora zum stehen, welche schon auf dem Boden hockte und damit begonnen hatte ihren Koffer auszuräumen. "Wenn es dir nichts ausmacht hätte ich oben gerne das rechte Bett." Meinte sie zu mir, nachdem sie ihren Kopf leicht in meine Richtung gedreht hatte und von unten fragend zu mir aufschaute. "Klar" antwortete ich ihr schließlich und bekräftigte meine Einstimmung mit einem leichten Nicken. Immerhin war es doch egal, auf welcher Seite ich oben auf dem Schlafboden schlafen würde, denn da gab es weder ein Fenster noch irgendetwas anderes, woran man die Position des Bettes im Raum festlegen konnte.

"Supi" grinzte Soraya darauf erfreut und widmete sich anschließend erneut ihrem Koffer.  Als wir schon einige Zeit lang damit beschäftigt waren, unsere Dinge in das Zimmer einzuräumen, hörten wir wie sich draußen auf dem Flur eine Tür öffnete und wie kurz darauf Schritte von da aus in die Richtung der Treppe gingen. Nach und nach öffneten sich immer mehr Türen und dementsprechend machten sich auch viele Personen auf den Weg den Flur entlang. Als die Intensität der Schritte ihren Höhepunkt erreichte, schaute ich mit einem fragenden Blick zu meiner Schwester, welche mich ebenfalls anschaute. Sollten die Schüler hier nicht inzwischen alle schlafen? Fragte ich mich verwirrt und zog irritiert eine Augenbraue nach oben. Andererseits schliefen wir ja auch noch nicht, wobei man aber auch berücksichtigen musste, dass wir gerade erst auf der Akademie angekommen waren. Komisch!

Plötzlich fiel mir das Gespräch vor ein paar Stunden mit der Schulleiterin und Kora wieder ein. Hatten sie da nicht erwähnt, dass hier der Unterricht für uns am Abend stattfand? Kurz dachte ich noch ein mal darüber nach und warf dann erneut einen Blick zu Sora, welche inzwischen auch auf diesen Gedanken gekommen zu sein schien, da sich ihr Gesicht merklich aufgehellt hatte. Schon die ganze Zeit über war ich aufgeregt gewesen und trug eine ungeheure neugier in mir, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die ganzen anderen Wesen aussahen.
Deshalb machte ich mich nach dieser Erkenntnis schnell auf den Weg zu dem großen Fenster unseres Zimmers, welches eine gute Aussicht auf das Hauptgebäude und die ganzen anderen Häuser der Akademie zuließ. Einzig und allein jenes der Gestaltwandler und Teile der Wohnhäuser der Feen und Werwölfe waren von hier aus nicht mehr gut zu erkennen, da diese ganz oder teilweise  vom Hauptgebäude in der Mitte der Anlage verdeckt wurden. Die Arenen der Akademie mussten genau hinter unserem Wohnhaus liegen. Dachte ich, als mir wieder die zwei großen, durch ein kleines Häuschen verbundenen, Anlagen in den Sinn kamen, welche wir gleich zu Beginn bei unserer heutigen Ankunft gesehen hatten.

Der Hof der Akademie wurde nur an den einzelnen Häusern und teilweise am Zentralgebäude mit kleinen Lampen erhellt, welche den Schülern Licht und den richtigen Weg wießen. Deshalb brauchten meine Augen einen kurzen Moment, bis sie sich endlich vollends an die überwiegende Dunkelheit draußen gewöhnt hatten, aber dann konnte ich die Menschen endlich genauer erkennen. Diese kamen vorallem in kleineren Grüppchen oder einzeln aus unserem Haus, dem Links neben uns, welches den Dämonen gehörte, und dem der Werwölfe. Aus jenen Wohnhäusern rechts von uns kamen weder Feen noch Hexen und bei den Gestaltwandlern konnte ich nicht so recht sagen, ob auch diese Art schon jetzt die Schule besuchen musste oder ob sie noch weiter schlafen konnten, da ich sie, wie schon erwähnt, von hier aus nicht sehen konnte.
Plötzlich wurde ich aus meinen Besichtigungen gerissen, als mich Soraya von rechts einmal anstupste und dabei drängend aus dem Fenster zeigte. Ich hatte garnicht bemerkt, dass sie sich neben mich gestellt hatte. War ich wirklich so sehr auf das Geschehen auserhalb unseres Zimmers fixiert gewesen? "Sieh dir den an." meinte sie begeistert und zeigte noch immer mit ihrer ausgestreckten Hand nach draußen.  Neugierig folgte ich mit meinen Augen ihrer Hand und erblickte kurz darauf einen Jungen, welcher etwas älter als wir aussah, dem tatsächlich zwei große Hörner aus der Stirn wuchsen. Überrascht riss ich meine Augen ein Stück weiter auf und hielt erstaund die Luft an, während ich ihn weiter abcheckte. So sahen also Dämnen aus? Dachte ich überrascht und hielt sogleich weiter Ausschau nach anderen, ebenfalls seiner Art angehörenden, Wesen. Immerwieder entdeckte ich Mitglieder dieser Art, welche ganz offensichtlich zur gleichen Gruppe gehörten, aber doch alle ziemlich unterschiedlich aussahen. So gab es mänliche und auch weibliche mit Hörnern in unterschiedlichen Größen und Formen, zum Teil hatten sie eine extrem dunkle, eingefallene Haut, ausergewöhnlich leuchtende Augen oder einfach lange, scharfe Krallen an den Fingern.

Im Vergleich zu diesen Wesen fielen die Werwölfe kaum auf, welche aus ihrem Haus kamen und  sich auch auf den Weg zum Zentralgebäude machten, denn diese sahen wie normale Menschen aus. Allerdings musste ich bei ihnen erstaunlicher Weise feststellen, dass ich bei ihrem Anblick eine tiefe Abneigung gegen diese Geschöpfe empfand, welche tief in meinem Inneren ihren Ursprung fand und die ich mir so nicht erklären konnte. Irgendwann wurde mir ihr Anblick zu viel, weshalb ich schließlich ruckartig meinen Blick von einer kleineren Gruppe Werwölfe abwenden musste.

Die Vampire hinegen waren alle ausergewöhnlich blass, als hätten sie schon seit Jahren kein Sonnenlicht mehr gesehen, und teilweise hatten sie auch extrem rote Augen. Als ich die Wesen unserer Art noch etwas genauer beobachtete, fiel mir auch ihre stolze Haltung und ihr anmutiger Gang auf. Ob Sora und ich uns auch schon so bewegten oder überhaupt irgendwann tun würden? Fragte ich mich neugierig und konnte fast schon nicht glauben, dass einem Menschen, oder eher gesagt Vampir, eine solche brachtvolle Ausstrahlung möglich war. Eigenartiger Weise ging von jenen Personen aber noch etwas anderes aus. Es war wie ein Gefühl, als wären sie schon längst verstorben und würden schon seit einer Ewigkeit nichtmehr unter den Lebenden weilen.

Voller Tatendrang und erfreut von den gerade erlangten Einblicken in die Welt der andersartigen Wesen, wande ich mich schließlich vom Fenster ab und meiner Schwester zu, welche noch immer aus diesem schaute. "Lass uns schnell unsere Sachen auspacken und dann das Gelände besichtigen." schlug ich begeistert vor und schaute sie dabei auffordernt an. Erfreut nickte sie und machte sich sogleich an die Arbeit ihren Koffer weiter auszuräumen.

Während wir nun in der nächsten Zeit das Zimmer mit unserem Krempel füllten, beruhigten sich die Schritte auf dem Gang und nur ab und zu wurde eine Tür ruckartig von einem Nachzügler augerissen, welcher sich dann sogleich eiligst auf den Weg zu seiner aktuellen Verpflichtung machte.

Als wir dann edlich fertig waren, war draußen schon komplette Ruhe eingekehrt und unser Zimmer endlich bewohnter eingerichtet. Beispielsweise hatten sich unsere Kleiderschränke inzwischen gefüllt, die Schreibtische vor dem Fenster waren mit allerlei nützlichem Schulzeug, wie Stiften und Heftern, bestückt und auf den vereinzelten Regalbrettern an der Wand hatten sich Bücher und allerlei anderer Kram angesammelt.

Erschöpft ließ ich mich auf das kleine, gemütliche Sofa unseres Zimmers fallen, welches an der Wand gegenüber der Fenster stand. Auch Sora war schon fertig und saß schon ein paar Minuten länger als ich auf der bequemen Sitzmöglichkeit, wobei sie entspannt ihre Augen geschlossen hatte und ruhig ein und aus atmete. Der heutige Tag war aber auch anstrengend gewesen! Dachte ich, während ich kurz die heutigen Ereignisse revou passieren ließ und dann zu den Entschlus kam, dass ich mich auch etwas entspannen konnte. Aber schließlich wurde aus diesem Entspannen ein etwas längerer Schlaf, da mich bald darauf tiefe Dunkelheit umfing und ich immer weiter in meine Traumwelt absank.

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Heyho ihr Leseratten!

Vielleicht ist dem ein oder anderen von euch ja aufgefallen, dass es in der letzten Woche kein Kapitel von uns gab. Deshalb melden wir uns heute mit einem extra langen zurück, welches wir in zwei Teile unterteilen mussten, da es sonst einfach zu lang geworden wäre.
Gebt uns doch gerne mal ein Feedback zu unserer aktuellen Geschichte und lasst uns in den Kommentaren wissen, was euch gut gefällt und was wir vielleicht verbessern sollten.

Viel Spaß beim weiteren Lesen,
eure Rue-Tiara  *-*

Blutsschwestern-Die Schwestern des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt