Ich könnte mit so einer Abfuhr deutlich besser umgehen, wenn ich wüsste, dass der andere keine Gefühle für mich hatte, doch das war nicht der Fall. Ich wusste ganz genau, dass er etwas für mich empfand und genau das war auch der Grund, warum er mich nicht in seiner Nähe haben wollte.
Ich war verzweifelt, denn es fiel mir äußerst schwer seine Entscheidung zu akzeptieren.
Theo erschien in der folgenden Woche nicht mehr im Buchladen. Ich übernahm seine Vorlesestunden. Ich sah jedoch ausschließlich in enttäuschte Gesichter und wurde alle zwei Minuten unterbrochen und gefragt, wann Theo denn endlich wiederkomme. Da konnte auch der vegetarische Löwe Lukas, der von seinen Freunden wegen seiner Tierliebe gehänselt wurde, nichts mehr retten.
„Theo hat sich für die gesamte Woche krankgemeldet", hatte mich Onkel Gerd informiert. „Es scheint ihn schlimm erwischt zu haben."
Nur, dass keine Viren oder Bakterien ihn niedergestreckt hatten, sondern Sexualhormone, dachte ich.
„Komm schon, du weißt doch bestimmt, warum Theo nicht mehr kommt!", forderte Paula während der Mittagspause eine Antwort von mir.
Ich zuckte nur mit den Schultern und nippte an meinem Kakao.
„Wo ist denn Theo?", unterbrach Joe uns und beugte sich über den Tresen zu rüber.
„Krank"; brummte ich und hasste es, dass ich Theos Lüge auch noch wiederholte.
„Oh! Richte ihn gute Besserung von mir aus!", richtete er das Wort an mich.
„Ja, mach ich", log ich erneut.
Wer wusste schon, ob ich ihn überhaupt je wiedersehen würde. In einer Woche würde ich eh wieder abreisen.
Joe widmeten sich zwei Gästen, die ins Café geschlendert kamen und ließ Paula und mich somit wieder allein.
„Helvi, rede! Du bist in letzter Zeit auch ständig so betrübt. Irgendetwas ist doch vorgefallen!"
Sie gab mir einen leichten Stups in die Rippen.
„Er will mit mir nichts mehr zu tun haben", begann ich. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er Gefühle für mich entwickelt hat und ihm das so sehr Angst macht, dass er mich nicht mehr sehen will."Wenn ich mir selbst so zuhörte, klang es ziemlich arrogant. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob er wirklich in mich verknallt war. Doch konnten sich meine eigenen Gefühle so sehr täuschen?
„Das war zu erwarten", seufzte Paula. „Schon bei unserer ersten gemeinsamen Mittagspause dachte ich mir schon, dass ihr perfekt zusammenpasst!"
„Echt?", fragte ich überrascht.
„Klar! Also bei dir war es offensichtlich, aber selbst der sonst so unnahbare Theo wirkte in deiner Anwesenheit leicht nervös."
„Warum hast du mir das nie erzählt?"
Hätte es etwas geändert, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, dass ich etwas Besonderes für ihn war?
„Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen."
Ja, das klang einleuchtend.
Es tat so weh zu wissen, dass ich ihm offenbar mehr bedeutete, als so manch andere, doch er es einfach nicht zuließ. Ich wollte ihn schütteln! So lange, bis er endlich seine Gefühle zuließ und nicht alles unterdrückte, was nicht mit Gott zu tun hatte. Es machte mich wahnsinnig, dass eigentlich alles perfekt sein könnte, weil wir uns beide mochten, doch im Prinzip die Situation nicht unperfekter sein könnte, weil er sich selbst im Wege stand.
„Und was mache ich jetzt?"
Paula tätschelte meine Schulter.
„Er ist an Gott vergeben. Du solltest dir jemand anderen suchen."
Das war zwar nicht die Antwort, die ich hatte hören wollen, doch vermutlich war es genau das, was ich tun sollte. Hatte ich den eine Wahl? Ich hatte mir schon viel zu lange Hoffnungen gemacht. Ich spürte, wie ich so langsam daran kaputt ging, denn ich lief bei ihm gegen eine Wand. Und mit jedem erneuten Versuch näher zu ihm durchzudringen, wurde die Beule auf meiner Stirn nur noch größer. Wenn ich so weitermachte, würde ich noch an einem Schädelhirntrauma elendig krepieren.
„Wenn du willst, dann können wir heute Abend den Liebeskummer wegsaufen und uns betrinken. Oder wenn du eher so der Softie bist, dann können wir uns von mir aus auch Bridget Jones reinziehen und kiloweise Schokoladeneis in uns hineinschlingen."
„Ich glaube Variante 1 ist effektiver."
Paula grinste mich an.
„Das denke ich auch und kaloriensparender ist es ebenfalls. Also gehen wir in eine Bar?"
„Ja. Von mir aus."
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Theo
RomanceNiemand ist perfekt. Doch als sie Theo das erst mal sieht, ist er genau das. Er wirkt so, als wäre er gerade aus einer Nicholas Sparks Verfilmung entsprungen: Er ist charmant, gutaussehend, humorvoll, sportlich, kinderlieb und ein Gentleman, wie ma...