„Ich liebe dich.“ formte ich mit meinen Lippen und starrte dabei auf den Tisch.
Er saß mit dem Rücken zu mir und ich wusste, dass ich wahrscheinlich nie Chance dazu bekommen werde ihm das so ins Gesicht zu sagen. Ja, er hatte mitbekommen, dass ich traurig war und ihm war es auch nicht egal, aber ich wusste nicht, was schlimmer war.
Dass er sich Sorgen machte oder wenn er sich überhaupt darum scherte.
Alle saßen um einen Tisch herum und besprachen die weitere Vorgehensweise zur Produktion des Musikvideos, es gab viele Fragen, da das Musikvideo sehr verflochten aufgebaut sein sollte und in erster Linie musste überhaupt geklärt werden, was das Lied eigentlich aussagen sollte.
Ich kannte diese Fragen, ich kannte die Musik, ich liebte sie ... und ich liebte ihn.
Ich saß an einem anderen Tisch und „beobachtete“ die Szenerie. Vor mir stand ein Laptop auf dem das Konzept des Videos stand.
„Düsteres Setting, möglichst leere Straße, weiblicher Protagonist.“ stand in der ersten Zeile, alles weitere wurde darunter geklärt.
Ich saß hier, weil Zhong spontan keine Zeit hatte und da hat Lindhauch einfach mich gefragt, ob ich ihn nicht unterstützen wolle; natürlich sagte ich „Ja“. Meine Gefühle für Jako sollten schließlich nicht das Arbeitsklima beeinträchtigen, was sie natürlich taten, aber noch konnte ich meine Traurigkeit als Müdigkeit vor allen anderen abtun, vor allen außer Jako, dem ich schon mal ansatzweise erzählte hatte was los war. Natürlich nicht, dass es sich bei der Person um ihm handelte, aber das ich unglücklich verliebt war schon.
Und eigentlich war es ja super nett von ihm, dass er sich um mich kümmern wollte, aber mit Worten konnte ER erstmal nichts ausrichten.
Ich spürte wie sich an Kloß in einem Hals bildete.
Das es nicht leicht werden würde an ihn heran zu kommen war mir klar gewesen, aber als ich schließlich anfing bei Mediakraft in Berlin und zeitweise auch bei den CuBirds zu arbeiten und wir so unweigerlich in Kontakt treten mussten, war für mich eine riesige Hürde übersprungen. Und als ich uns immer besser kennenlernten und unsere Freizeit miteinander verbracht hatten, war ich mir eigentlich schon sicher, dass uns nichts mehr Wege stand.
Bis er mir überglücklich verkündete vergeben zu sein.
So sehr ich auch versuchte den Kloß hinunter zu schlucken so quoll er doch immer mehr an.
Ich atmete tief und und versuchte meine Tränen zurück zu halten.
Ich wollte ihm an diesem Abend alles sagen, ihm beichten, dass ich ihn liebte, doch ich hab ihm beim Reden den Vortritt gelassen und zum Glück eine sehr peinlich Situation vermieden, aber wie soll ich ihm erklären, dass es sich um ihn handelt.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ein letztes Mal atmete ich tief durch und stand langsam vom Tisch auf. Meine Beine waren wackelig und ich hatte Angst, dass ich, sobald ich den Tisch losließ, umfiel.
„Was hast du vor, Marie?“ Jakos Stimme drang leise an mein Ohr und es klang so wundervoll, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
„Mir geht’s nicht gut.“ würgte ich mit erstickter Stimme hervor und stürzte Richtung Tür.
Ich schlug die Tür hinter mir zu und ließ den Tränen freien Lauf. Ich öffnete die Terrassentür und ließ mich draußen in der dunkelsten Ecke auf den Boden sinken, versteckte mein Gesicht zwischen zwischen Armen und Knien und weinte leise.
„Wieso muss Liebe so verdammt tun?“ dachte ich und schluchzte.
Eine Weile saß ich so dort und weinte.
„Hey.“ sagte jemand sanft und legte eine Hand auf meinen Arm.
Ich schaute auf und konnte durch einen Schleier aus Tränen Jakos Gesicht ausmachen.
„Hier, möchtest du eine?“ er hielt eine Schachtel Zigaretten in der Hand, die er öffnete und mir hinhielt. Mit zitternden Fingern fischte ich eine heraus und suchte meinen BH nach meinem Feuerzeug ab. Jako kam mir allerdings zuvor und hielt mir die Flamme entgegen.
Dankend zündete ich die Zigarette an und zog daran. Warmer Rauch füllte meinen Mund, meine Lunge und ratzte mir so sehr im Hals, dass ich fast Husten musste, es aber noch unterdrücken konnte. Jako hatte sich schräg gegenüber von mir niedergelassen und zündete ebenfalls seinen Glimmstängel an.
Ein Weile saßen wir einfach da und schwiegen uns an.
Er schwieg und ich weinte.
„Warum weinst du?“ fragte er und blies den Rauch in die kühle Luft.
„Weil ich … liebe ...“ murmelte ich und schluckte im letzten Moment das „dich“ hinunter.
„Ich liebe doch auch …“
„Bitte sei still!“ unterbrach ich ihn und vergrub mein Gesicht wieder in meinem Schoß.
Heiße Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Es tat so unsagbar weh, ihn das sagen zu hören, weil ich wusste, dass er nicht mich liebte.
„Ist die Situation denn so aussichtslos, dass du mitten in der Besprechung anfangen musst zu weinen?“
„Würde ich sonst weinen?!“ schrie ich ihn an und schluchzte.
„Ich liebe ihn, aber ich weiß, dass ich wahrscheinlich nie eine Chance haben werde ihm das klar zu machen und auf Gegenseitigkeit zu hoffen, weil er mit einem hübschem, intelligentem und nettem Mädchen zusammen ist und man sich nicht nach zwei Wochen wegen einer anderen trennt.“ fügte ich etwas leiser fort und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
„Ich liebe ihn ...“ schluchzte ich. „Ich liebe dich!“ dachte ich.
Ich hob den Kopf und sah Jako dabei zu wie er nachdenklich seine Zigarette zu Mund führte.
„Zwei Wochen also ...“ sagte Jako nachdenklich.
Seine Bewegungen waren geschmeidig, seine Stimme tief.
Er blies den Rauch aus, sah nachdenklich zu Boden und sang leise „Not meant to be a mistake“
Meine Augen füllten sich abermals mit Flüssigkeit.
„Never …“ beendete er seinen Singsang.
„So hätte es nicht sein sollen.“ sagte ich leise und schluckte.
Ich setzte mich auf meine Knie, so das ich genau vor ihm saß und schaute ihm in Augen.
Wir schauten uns an. Ich wollte etwas sagen, aber es gab nichts zu sagen.
Er drückte seine Zigarette aus, nahm mir meine ab, nahm einen Zug und zerdrückte auch sie auf dem Boden.
„Es ist wirklich schlimm dich so zu sehen.“ sagte und zog mich in seine Arme, ich ließ es zu.
Seine Brust war warm, ich spürte seinen Herzschlag an meiner Wange und für einen Moment war die Welt perfekt.
„Lieben und geliebt werden sind leider zwei unterschiedlich Dinge, aber auch du wirst lernen Entscheidungen von anderen akzeptieren zu müssen. Und das sage ich dir als guter Freund.“
Jako streichelte mir über die Haare während er dies sagte.
„Das weiß ich … weh tut es trotzdem.“ murmelte ich.
Er hob mein Gesicht an, sah mir in die Augen und lächelte sanft.
„Auch wenn ich dies nur als Freund sagen kann, hoffe ich trotzdem, dass es dir hilft.“
Er küsste auf die Stirn, legte seine Wange auf die Stelle, die er geküsst hatte und flüsterte:
„Ich liebe dich auch.“
DU LIEST GERADE
Es hätte nicht so sein sollen...
FanfictionEs lief alles perfekt ... doch jetzt tut es einfach nur noch weh ... Wann wird es vorbei sein?