KAPITEL SECHZEHN ㅡ DAS MEER

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Die Produzenten (und Sejin) halten ihr Versprechen. Als wir mit dem heutigen Drehtag fertig sind, haben wir noch genug Zeit, um einen Abstecher ans Meer zu machen. Wir haben es die gesamten zwei Drehwochen kaum gesehen; und obwohl Seoul auch beinahe am Meer liegt, kann ich es kaum erwarten, den weltberühmten Venice Beach endlich mit meinen eigenen Augen zu sehen.

Den anderen scheint es ähnlich zu ergehen; Taehyung springt auf und ab, während wir vor unserem Appartement auf den Minibus warten, der uns zum Strand bringt, während Jin in lauter und sehr monotone Stimme Fakten zum Strand vorbringt, die offensichtlich zuvor auswendig gelernt hat. Namjoon sieht aus, als könnte er wieder drei Wochen Urlaub vertragen, während Hoseok und Yoongi ihre Köpfe zusammengesteckt haben und über irgendetwas flüstern.

Ich versuche, mich ihnen unauffällig anzunähern, aber Jin-Hyung durchkreuzt alle meine Pläne, indem er mir in den Weg springt. „Wusstest du", schreit er halb in mein Ohr, während ich, einen Gehörsturz fürchtend, einen halben Meter von ihm wegspringe und in der Hecke lande. Es ist meine zweite Begegnung mit einem solchen botanischen Ungetüm heute und so starre ich es erbittert nieder.

„Wusste ich was?", schnaube ich. „Wenn du diese Sache schon machst, dann zieh sie wenigstens durch."

Ich hätte das nicht sagen sollen, denn in der nächsten Sekunde bekomme ich einen Informationsfluss zugestanden, der mich mehr verwirrt als belehrt. „Dass sie im Jahr 1929 durch Zufall ein Ölreservoir unter dem Strand entdeckt haben?"

„Nein", mache ich gespielt überrascht. „Lass mich raten, als nächstes haben sie dem Strand aus nichts als reiner Großherzigkeit ein wenig Demokratie geschenkt?"

„Hä?", macht Jin.

„Amerikaner und Öl", wirft Yoongi von hinten ein und ich grinse ihm trotz unserer Auseinandersetzung heute Morgen breit zu und hebe beide Daumen. Es amüsiert mich zu wissen, dass er unserem Gespräch trotzdem zugehört haben muss, obwohl er sich augenscheinlich mit Hoseok unterhalten hat. „Hyung, das ist ein ewig alter Witz. Dass Amerikaner immer dann anklopfen, um ein wenig... Demokratie zu bringen, wenn ein Land in Besitz von sehr viel Öl ist."

„Hmm", macht Jin und legt den Kopf schief. „Wusste ich nicht. Haben sie Griechenland auch Demokratie gebracht?"

„Wieso das denn?", frage ich konsterniert.

„Öl? Sind sie nicht Exportweltmeister darin?"

„Olivenöl, Jin-Hyung", stöhnt Namjoon, der inzwischen aufgegeben hat, im dichten Verkehr nach unserem Minibus zu suchen. „Wir reden von..."

Erst als Jin sich unter Lachen wegduckt, wird mir bewusst, dass er sehr wohl verstanden hat, wovon wir reden, aber sich nur einen Spaß daraus macht, uns auf die Palme zu bringen.

Als der Minibus eine halbe Stunde später immer noch nicht aufgetaucht ist und mein Gehirn in der prallen Sonne sich langsam zu Kimchi Jjigae wandelt, hat keiner mehr sonderlich gute Laune. Jungkook hat sich in den Schatten eines Baumes auf der anderen Straßenseite verzogen und Taehyung überlegt seit vierzehn Minuten, es ihm gleichzutun, kann sich jedoch jedes Mal im letzten Augenblick nicht dazu überwinden, vom Bordsteinkantenrand aufzustehen.

Ich fühle mit ihm, lehne aber neben Jin-Hyung, der gerade darüber referiert, wie die weltberühmte Band The Doors sich im Jahr 1965 in Venice Beach geformt hat. Ich muss zugeben, dass ich ihm nicht wirklich zuhöre, während ich mit meinen Gedanken der Reality Show nachhänge, die wir heute Morgen zu Ende gedreht haben. Es hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn mich ein sadistischer Zwölfjähriger dazu gezwungen hat, sein Scheißflugzeug so lange zu polieren, bis es zur Perfektion getrimmt ist. Ich hasse Kinder.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 11, 2020 ⏰

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