Nach zwei Nächten war es dann so weit und ich mache mich auf den Weg zur neuen Wohnung von Sevi, die er sich zusammen mit Henning und zwei weiteren Freunden gekauft hat. Ich bin mich immer noch an die Hitze aus Afrika gewöhnt und so scheint mir der Winter hier in Deutschland nochmals kälter als er sowieso schon ist.
Als ich bei der genannten Adresse ankomme, drücke ich die Klingel die noch nicht beschriftet ist. Ein Summen ertönt und ich drücke die Türe auf und mach mich auf den Weg die Treppen hinauf in den 5. Stock. Oben angekommen bin ich bereits ein wenig aussehr Puste und muss kurz durchatmen bevor ich an die Tür klopfe. Es wird mir nicht aufgemacht, sondern ich höre nur ein gedämpftes "Herein!" Ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber definitiv ein wenig mehr als das. Ich folge dem Geräusch von Stimmen die ich wahrnehme und trete dann auf einen kleinen Balkon wo ich Sevi und ein Kumpel am rauchen vorfinde. "Wann wollt ihr hier einziehen?", frage ich vorsichtig bevor ich die beiden begrüsse. Severin drückt seine Zigarette aus und führt mich dann wieder hinein. "Ich weiß es sieht nicht wirklich gemütlich aus momentan, aber mit ein wenig Arbeit lässt sich hier gut wohnen." Skeptisch betrachte ich unsere Umgebung. Die Wände sind alle kahl und zum Teil abgeblättert. Der Boden und die Fensterscheiben sind schmutzig und es riecht danach als ob etwas schon lange am gammeln sei. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, dass es mal richtig gemütlich wird, wenn es mal fertig ist. "Wenn ihr Hilfe braucht, könnt ihr euch gerne melden, ich habe in nächster Zeit sowieso zu viel Freizeit.", biete ich an. "Das ist lieb von dir, wir werden darauf zurückkommen.", bedankt sich Severin.
Nachdem die beiden mich in der Wohnung rumgeführt haben und mir ihre Pläne erklärten, machte ich mich zusammen mit Severin auf den Weg in die Stadt. Christopher, Henning und er haben sich um 11 Uhr verabredet um Musik zu machen. Ich bin ein wenig nervös, da ich Henning nach langer Zeit wieder sehen würde. Ich weiß auch nicht wie er auf die Karte reagieren wird, denn ich habe noch nichts von ihm gehört. Als wir bei der Uni-Wiese ankommen sehe ich, dass Henning, Christopher und andere Leute bereits da sind. Ich freue mich alle bekannten Gesichter wieder einmal zu sehen und es geht eine Weile bis ich endlich Henning begrüssen kann.
Er sieht sogar besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Obwohl unter seinen Augen tiefe Schatten liegen und seine Augen müde wirken, strahlt er doch eine positive Stimmung aus. Vorsichtig lächle ich ihn an und als er mich ansieht huscht auch über sein Gesicht ein Lächeln und er breitet seine Arme aus um mich an ihn zu drücken. Es fühlt sich gut an in seinen Armen zu liegen. Die Umarmung ist aber auch schon ziemlich schnell wieder vorbei und wir stehen uns wieder gegenüber. "Vielen Dank, für deine tolle Postkarte. Ich habe mich wirklich sehr gefreut!", bedankt er sich dann auch sofort bei mir. "Das habe ich wirklich sehr gerne gemacht.", gebe ich schüchtern als Antwort. "Ich finde das extrem mutig von dir, dass du so ganz alleine in die afrikanische Wildnis gegangen bist und den Menschen geholfen hast. Respekt dafür! Du musst mir unbedingt mehr darüber erzählen.", fährt er locker weiter. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer bei diesen Worten. "Klar, dass würde mich auch freuen. Aber zuerst will ich eure Mucke hören. Die soll ja anscheinend fantastisch sein!", schwärmte ich vielleicht ein wenig zu fest. Er lacht ein wenig beschämt. "Mach dir doch gleich deine eigene Meinung dazu.", meint er und wirft mir einen verschmitzten Blick zu. Ich stellte mich mit den Anderen ein wenig auf die Seite und lasse den Musikanten ihren Platz.
Christopher beginnt die Gitarre zu spielen. Kurz darauf setzt Henning ein und mir läuft ein Schauder den Rücken hinab. So tief und brummig und doch so liebevoll singt er diese Melodie. Wieder habe ich das Gefühl als ob er direkt aus dem Herz singen würde. Severins Blick trifft sich kurz mit meinem und er lächelt mich wissend an was mich leicht rot werden lässt. Danach reißt mich Hennings Stimme wieder völlig in ihren Bann. Er lässt die Worte die er singt so lebendig wirken, dass sogar bei mir diese Emotionen ausgelöst werden. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können, doch mit der Zeit bekomme ich richtig kalt und ich beschließe zusammen mit Martin in ein Café zu gehen. Wir winken den Musikanten zum Abschied zu und lassen sie mit ihrer schon ziemlich großen Zuschauerschar alleine.
Einige Tage später finde ich mich wieder in der Wohnung der Jungs wieder. Einige Menschen wuseln herum und machen mehr oder weniger fleißig ihre Arbeit. Ich stehe für einen Moment nutzlos an der Tür herum. Aber nicht lange, denn Ferdinand hat mich gesichtet und kommt auf mich zu. "Wunderbar du bist hier! Komm grad mal mit." Er läuft den Flur entlang und schaut in die verschiedenen Zimmer rein. "Ah hier! Kannst du Luc bei seiner Arbeit ablösen? Ich brauch ihn als Schlepper." Ich nicke und schaue in das Zimmer und werfe dann Ferdinand sofort einen bösen Blick zu. Er grinst mich nur unschuldig an und zuckt mit den Schultern. "Ich mach nur das, was mir befohlen wird.", flüstert er mir dann zu. Ich verdrehe die Augen, Sevi wird nachher noch ein böses Wörtchen von mir hören. Wobei es eigentlich auch ganz süß ist.
In diesem Zimmer sind Luc und Henning damit beschäftigt die Wände zu streichen. "Hey Luc, komm mal mit mir mit, ich brauch dich da draußen. Louisa kann deine Arbeit übernehmen.", ruft Ferdi den Arbeitenden zu. Die beiden haben uns wegen der Musik die läuft gar nicht gehört und schauen uns erschrocken an. Luc aber lässt sein Werkzeug sofort fallen und macht sich auf den Weg nach draußen, klopft mir freundschaftlich auf die Schulter und meint: "Pass auf, dass du deine Kleider nicht bekleckerst." Ich ziehe mir meine Jacke und Mütze aus und schmeiße sie auf den Boden. "Diesmal hast du die Mütze nicht vergessen.", kommentiert Henning. Er muss mich kurz angesehen haben, denn als ich überrascht aufschaue ist er schon wieder konzentriert die Wand am bepinseln. Ich verkneife mir ein Lächeln und laufe zu ihm nach vorne. "Jap! Wie man so schön sagt, man lernt aus Fehlern." Ich nehme Lucs Pinsel in die Hand und beobachte wie er arbeitet. "Könntest du mir echt kurz erklären wie das geht?", frage ich vorsichtig. "Es ist nicht so eine Kunst die Fläche zu bemalen, da kannst du mehr oder weniger wild drauflos malen. Bei den Ecken wird es schwieriger, da nimmst du besser den feinen Pinsel. Aber wenn du so weit bist kann ich dir es genauer zeigen." "Okay, dann male ich einfach mal.", sage ich und ziehe vorsichtig die erste Linie. Von Henning kommt ein leises Lachen. "Du musst mutiger sein! Schreib einfach mal deinen Namen auf die Wand." Er beobachtet mich wie ich mit neuer Farbe am Pinsel ansetze und meinen Namen an die Wand male.
"Sehr schön!", lobt er mich als ich fertig bin und lächelt mich an. Ich merke wie mir die Röte in das Gesicht steigt und senke mich schnell wieder um den Pinsel in den Farbtopf zu tunken. "Weisst du eigentlich, dass wir dich im geheimen gar nicht Louisa nennen?", fragt er mich dann neckisch. Überrascht blicke ich ihn an. "Was? Ihr habt einen Spitznamen für mich? Welchen denn?" "Wir nennen dich immer Pocahontas." Ich musste total loslachen. Ich weiß genau aus welchem Grund die mich so nennen. Vor einigen Jahren am Karneval haben sich meine Freunde entschieden, dass sich alle als ihren Helden verkleiden. Ich war zu der Zeit völlig in den Disney-Film von Pocahontas vernarrt und habe mir ein Indianerkleid und eine Perücke angezogen. Ich hatte viel zu viel Alkohol getrunken und führte in meinem Rausch einen richtig peinlichen Indianertanz auf, der leider auch gefilmt wurde. Das Video ist verdammt lustig aber ich habe mich im nüchternen Zustand zu Tode geschämt.
"Der Name finde ich eigentlich voll cool, aber nicht wenn ihr mich dadurch mit der betrunkenen Pocahontas assoziert.", sage ich lachend. "Naja, doch. Schon irgendwie.", antwortet Henning darauf lachend. "Aber ich finde du hast auch charakteristische Ähnlichkeiten zu der echten Pocahontas.", fügt er dann noch dazu. "Wow, vielen Dank, das ehrt mich sehr!" Auf die Wand füge ich neben meinen Namen noch 'aka Pocahontas' dazu. Ich spüre wie meine Wangen glühen und bemerke auch, dass mein Herz ein wenig schneller schlägt als sonst. Schnell versuche ich ein wenig abzulenken. "Kennst du den Film 'The new world'?", frage ich ihn. Henning schüttelt den Kopf, sieht mich aber erwartend an, so dass ich weitererzähle. "Das ist eine Verfilmung der Pocahontas Sage. Ist echt verdammt gut gemacht, musst du dir mal anschauen." "Ich werde es mir merken. Danke für den Tipp!" "Keine Sache. Aber weißt du was, wenn du mich Pocahontas nennst, will ich auch einen Spitznamen für dich haben." "Ich habe nicht wirklich einen.", meint er dazu. Nachdenklich schaue ich ihn an. "Mir fällt schon noch was ein."
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Falls die echte Pocahontas, oder jemand der die echte Geschichte kennt, dies hier liest: Ich will nicht irgendwie die echte Geschichte falsch darstellen oder euch Namen und Begegnungen geben die gar nicht stimmen. Ich versuche nur eine Geschichte zu schreiben, die einigermaßen plausibel klingt! Ich danke für euer Verständnis!
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Wir zusammen sind Dies und Jenes, aber alles nix konkretes
FanfictionLouisa und Henning May besuchen zur selben Zeit das Schiller-Gymnasium in Köln. Jedoch lernen sie sich erst nach der gemeinsamen Schulzeit so wirklich kennen. Gemeinsam erleben sie schönere wie auch schwierigere Zeiten. Sie seien füreinander gemach...