Ich stehe an der großen Fensterscheibe und schaue hinaus in die Dunkelheit. Ich betrachte die vielen kleinen Lichter und stelle mir vor wie überall Menschen beisammen sind und miteinander feiern. Ich betrachte den dunklen Fleck, der als Elbe ausmachbar ist und versuche mir das Rauschen des Wassers in meinen Ohren vorzustellen. Das funktioniert leider nicht wirklich, denn ich höre nur das Stimmengewirr von den Leuten im Raum hinter mir. Ich blicke in mein Sektglas und schütte mir den letzten Schluck Prosecco in den Mund. Dann drehe ich mich um und blicke mich im Wohnzimmer von Ana um. Ihre Wohnung ist wirklich wunderschön und für Studenten sehr gut gelegen. Für die ca. 30 Menschen die jetzt hier aber alle rumstehen wird der Raum doch sehr knapp. Ich kenne fast niemanden hier. Es sind alles Studentenkollegen von Ana und Nils aus Hamburg. Aus Köln bin nur ich hier. Obwohl ich schon gefühlt mit jeder Person Smalltalk geführt habe, fühle ich mich einsam. Ich genieße es hier und ich bin froh, Ana wieder zu sehen, trotzdem denke ich die ganze Zeit an Henning und wünschte mir, dass er hier wäre. Ich werfe einen Blick auf mein Handy. 23.47 Uhr und immer noch keine Nachricht. Ich stecke das Handy enttäuscht wieder weg und suche mir einen Weg durch den Raum und geselle mich zu Ana in die Küche, wo sie gerade eine Schüssel mit Chips füllt.
"Wieso bist du so erwachsen, Ana?", frage ich sie nachdenklich. Sie gibt ein ungläubiges Lachen von sich. "Ich will nie wieder das Wort erwachsen und mein Name im gleichen Satz hören." Ich lege meinen Kopf schief und blick sie mit hochgezogenen Augenbrauen an: "Du hast seit drei Jahren den gleichen Freund, bist mit ihm zusammen in eine andere Stadt gezogen, studierst Biologie, schmeißt eine Party für 30 Personen und unterhältst dich so wie es Erwachsene machen. Du hast dein Leben vollkommen im Griff und ich stehe unschlüssig daneben, hab keinen Plan was ich in meinem Leben erreichen will und denk die ganze Zeit wie so ein verliebter Teenager an Henning." "Du magst ihn wirklich, ne?", hackt sie nach. Ich nicke leicht mit meinem Kopf. "Schätzchen, lass dir dieses Gefühl nicht nehmen. Genieße es und mach dir mal keinen Kopf. Wie gerne wäre ich wieder frisch verliebt, frei und lebendig. Ich liebe Nils wirklich, aber es ist einfach nicht mehr das Gleiche wie vor einigen Jahren. So gern würde ich wieder Schmetterlinge im Bauch spüren und wild sein. Manchmal fühle ich mich überfordert mit allem und weiß nicht mehr was hinten und vorne ist. Ich frag mich ob das jetzt schon alles war, ob ich ein Leben lang mit Nils sein werde, seine Kinder kriege, meine Arbeit verrichte um nachher dabei zu zu sehen wie sie alle ausziehen, damit man am Ende des Tages wieder alleine neben den Partner ins Bett liegt. Wo bleibt der Spaß bei dem allem?" Bei den letzten Worten schossen Tränen in das Gesicht meiner Freundin. "Hey, Süße. Das klingt aber mal gar nicht gesund." Erschrocken über ihren plötzlichen Gefühlsausbruch nehme ich sie in die Arme und drücke sie ganz fest an mich. "Ich will wieder unvernünftig sein und einen anderen Mann küssen.", schluchzt sie an meine Schulter. "Ich fühle mich wie ein Teenager gefangen im Körper einer alten Frau." Mitfühlend streichle ich ihr über das Haar. Ana löst sich aus meiner Umarmung, wischt sich die Tränen aus den Augen und blickt überprüfend umher ob sie jemand gesehen hat. "Weisst du Nils liebt es hier. Er hat seine Freunde mit denen er über Wirtschaft spricht, er treibt seinen täglichen Sport und hat schon Namen für unsere zukünftige Kinder ausgedacht. Ich will ihm nicht die ganze Freude nehmen und spiel in seinem perfekten Leben einfach mit." "Ana, wieso hast du mir das nicht früher erzählt? Du kannst doch nicht alleine mit all diesen Sorgen leben. Weisst du was, ich bleibe noch eine Nacht länger bei dir und dann besprechen wir gemeinsam, nur du und ich, das alles.", sage ich mit gesenkter Stimme, da jemand die Küche betreten hat. "Und wir genießen das Leben wie wenn wir verrückte Teenager wären. Was wir ja richtig gesehen auch noch sind.", füge ich kichernd hinzu. Auch Anas Mundwinkel biegen sich wieder ein wenig nach oben und sie nickt mir zustimmend zu. "Im neuen Jahr wird alles besser, versprochen!" Wir drücken uns noch einmal ganz fest und gehen dann hinaus in den Wohnraum um auf das näherkommende Neujahr zu warten.
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Wir zusammen sind Dies und Jenes, aber alles nix konkretes
FanficLouisa und Henning May besuchen zur selben Zeit das Schiller-Gymnasium in Köln. Jedoch lernen sie sich erst nach der gemeinsamen Schulzeit so wirklich kennen. Gemeinsam erleben sie schönere wie auch schwierigere Zeiten. Sie seien füreinander gemach...