Kapitel 5

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Den nächsten Monat zähle ich zu den schönsten in meinem Leben. Ich verbrachte sehr viel Zeit mit Henning zusammen, manchmal mit Freunden und manchmal auch nur wir beide alleine. Und jeden Tag fiel mir etwas Neues an ihm auf, in das ich mich verliebte. Seine Art etwas zu erzählen, seine sanften Hände, sein Lachen, seine Ader am Hals die beim singen erscheint oder wie er mich behandelt. 

Wir gingen zueinander nachhause und kochten uns etwas, wir stöberten gemeinsam durch Musikläden, er kam und sah sich meine Tanzshow an und wir genossen gemeinsam das Nachtleben von Köln. Am besten waren die stundenlangen Gespräche die wir zum Teil auch über das Telefon führten. Er erzählt so gern und viel aber hört mir auch immer völlig interessiert zu.

Für uns und für jeden Anderen der uns miterlebte war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis wir ein Paar sind.

Es ist ein düsterer Dezembertag, bei wir wieder in die Geschichte eintauchen. Es ist ein verschneiter Abend. Nur die Weihnachtsbeleuchtungen die immer noch in jedem Fenster hängen, geben der ganzen Szenerie ein wenig Wärme. Familienfeste sind vorbei und ich habe endlich wieder Zeit mich mit meinen Freunden zu treffen. Gemeinsam mit meinen besten Freunden sitze ich an einem großen Tisch in einer Bar, die ich vorher noch nie besucht habe und trinke ein Kölsch. Links von mir sitzt Henning. Obwohl ich mich momentan gar nicht mit ihm unterhalte, ist meine Aufmerksamkeit völlig auf ihn gerichtet. Unsere Beine berühren sich und lassen, zumindest in mir, ein Prickeln hervorrufen, was mich von meinem eigentlich ganz interessanten Gespräch mit Martin ablenken lässt. "Ich gehe eine rauchen, kommt wer mit?", verkündet Severin und steht auf. Einige der Raucher unter uns erheben sich ebenfalls und folgen ihm nach draußen. "Willst du nicht mit?", frage ich Henning. Er schüttelt als Antwort seinen Kopf und beugt sein Kopf zu meinem Ohr. "Ich hätte viel mehr Lust mit dir irgendwo hinzugehen wo wir alleine sein können.", beginnt er zu flirten. "Schön, dass wir uns so schnell einigen können.", flirte ich zurück und lache ihn schelmisch an. Wir erheben uns ebenfalls und gehen nach draußen. "Wo wollt ihr beide denn hin?", fragt uns Luc als wir an den bereits vor Kälte zitternden Freunden draußen vorbeilaufen. "Spazieren gehen!", ruft Henning, ohne sich umzudrehen, der Gruppe zu. "Ist dir kalt?", sorgt sich Henning als er meine verschränkten Arme bemerkt. "Ne, geht schon.", sage ich mit der Bemühung keine zittrige Stimme zu haben. 

Langsam verstummen die Geräusche der Stadt hinter uns und man kann nur noch das Knirschen der Steine unter unseren Schuhe hören. "Ich liebe es, wenn es nach Winter riecht.", sag ich während ich einen tiefen Atemzug nehme und spüre wie die eiskalte Luft in meine Lunge strömt und sie füllt. Henning blickt mich nur von der Seite an und fragt dann: "Bist du ein Winter- oder Sommermensch?" Ich überlege eine Weile und antworte dann: "Ich liebe und brauche alle Jahreszeiten. Ich brauche die Hitze im Sommer, sehne mich aber auch nach der Kälte im Winter und dem Nebel im Herbst." "Ich hab viel lieber Sommer, wenn alles schön warm ist und das Leben überall am blühen ist.", erklärt mir Henning und setzt sich auf eine Parkbank. Ich setze mich neben ihn auf das kalte Holz und rücke nahe an ihn heran. Nicht nur um mich wärmen zu lassen.

Plötzlich durchbricht das Klingeln eines Handys die Stille und wir beide schrecken auf. "Scheiße, das ist meins!", fluche ich und grapsche mein Handy mit kalten Fingern hervor. Normalerweise habe ich mein Handy immer stumm geschalten und auch gar nicht empfangsbereit. Darum bin ich ziemlich überrascht es jetzt so laut klingeln zu hören. Auf dem Display ist zu sehen, dass mir Nadine anruft. "Tut mir leid wenn ich jetzt so unanständig bin, aber sie ist in Australien und ruft fast nie an. Ich muss ihr aber kurz sagen, dass sie später anrufen soll, ist das okay?", versuche ich mich bei Henning zu entschuldigen. Dieser nickt nur gelassen und zündet sich eine Zigarette an. Ich nehme den Anruf an und drücke auf die Lautsprechertaste.

"G' day, mate!", brüllt mir Nadine entgegen. "Hallo Nadi, schön von dir zuhören!", geb ich ihr lachend als Antwort. "Ah Louisa,  ich vermisse dich so fest! Und erst endlich wieder Deutsch zu hören, boah ich dachte schon, dass habe ich verlernt. Ohne dich ist es hier nur halb so lustig.", jammert sie mir durch das Telefon zu. "Ich dich auch, ganz doll. Aber leider ist momentan gerade nicht so ein geeigneter Moment um zu quatschen. Kann ich dir später anrufen?", versuche ich Nadine so schnell wie möglich wieder abzuklemmen. Doch mit dieser Aussage habe ich meine Chancen auf ein kurzes Telefonat nur verschlechtert. Nadine ist jetzt ganz Ohr. "Kein guter Zeitpunkt? Was ist denn los?" Ich schüttle belustigt den Kopf. " Ich bin momentan mit Henning im Park unterwegs.", erkläre ich ihr kurz die Situation. Als Antwort kommt nur ein kurzer Pfiff durch die Zähne, der aber genügt um mich erröten zu lassen. Ich hoffe nur, dass man das unter dem schlechten Licht der Straßenlampen nicht sehen kann.

Wir zusammen sind Dies und Jenes, aber alles nix konkretesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt