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Freaks

Ich sah zufrieden in meinen Spiegel. Blasse Haut zog sich über meine scharfkantigen Gesichtszüge. Meine blonden Haare hatte ich sorgsam gekämmt, schließlich war ich nicht so chaotisch wie meine Freak-Schwester. Spöttisch hob ich meinen Mundwinkel. Dieser Freak scherte sich mehr um ihre unnormalen Freunde als um ihr Aussehen. Und da war sie nun: in einem Krieg, mit dem ich nichts, rein gar nichts, zu tun haben wollte. Wer weiß was sie ausheckt. Am späteren Abend entschloss ich mich, nach einer umfangenden Gesichtsreinigung, nun doch zu Bett zu gehen. Der Gedanke an meine Schwester plagte mich selbst in meinem weichen Bett. Was wohl passiert wäre, wenn ich diejenige gewesen wäre, die diesen vermaledeiten Brief erhalten hätte? Doch gleich darauf ermahnte ich mich und lachte gleichzeitig über diesen Gedanken. Als ob ich je so ein Freak wäre. Mit diesem letzten Gedanken dämmerte ich weg und vertrieb die Gedanken an meine Schwester. Soll sie doch machen, was sie will.

Am nächstem Morgen erwachte ich früh. Müde setzte ich mich auf und fiel zugleich wieder zurück. Mein Bett war definitv nicht das Selbe. Dunkelrote Vorhänge säumten das weiche Bett und ließen nur gedämmt Licht hindurch. Verwirrt über diesen Zustand, lehnte ich mich weiter zurück. War das nur ein Traum oder entsprach dieser Ort der Wirklichkeit? Ich tippte auf ersteres, denn sollte dieser Ort existieren, stellte sich mir die Frage, wie ich hierher gelangt war. Das konnte  nur ein Traum sein. Alles andere war unlogisch, unnormal und so freakmäßig, dass es unmöglich wahr sein konnte. Dennoch war ich neugierig. Ich sah an mir herunter und erschrak zum zweiten Mal. Meine schulterlangen, blonden Haare hatten sich in das widerspenstige und wilde lange Haar meiner Schwester verwandelt. Oh, du lieber Himmel, es konnte wirklich nur ein Traum sein. Doch gleichzeitig wunderte ich mich, wie ich auf so einen Traum kommen konnte. Ich fühlte mich so unwohl im unnormalen Körper meiner Schwester. Wieso? Wie, mein Gott, bin ich hier gelandet?! Glechzeitig freute sich ein unterdrückter Teil in mir. Als Kind war ich so neidisch auf das Leben meiner Schwester gewesen. Wie gern wäre ich in dieser komischen Schule gewesen und hätte schokoladige Frösche nach Hause gebracht. Jetzt weiß ich, dass man auf das Leben von der schönen Lilie nicht neidisch sein musste. Diese unnormalen Bewegungen, die sie mit ihrem Holzstab vollzog, ekelten mich an. Nie hatte sie derartige Anstrengung im Haushalt erfahren, wie ich es musste. Immer hieß es: "Deine Schwester hat viel zu tun, kümmere du dich um den Abwasch." Ich hatte es satt. Deswegen ärgerte mich auch dieser Traum so sehr. Wie war mein Gehirn auf solchen Blödsinn gekommen? Mein Verstand kam schließlich zu dem Schluss, dass ich mich genauer umsehen sollte. Vielleicht finde ich Hinweise auf diesen Umstand. Ich schlug die dicke Decke zurück und strich mir diese lästigen, roten Haare aus dem Gesicht. Als ich die schweren Vorhänge zurückschlug, entdeckte ich zum ersten Mal den Mädchenschlafraum meiner Schwester. Das sie sich einen Schlafraum zu Sechst teilen mussten, fand ich schon immer widerlig. Wer wollte schon sich mit anderen ein Badezimmer teilen? Hatte diese Schule nicht genügend Zauber und Magie, um für jeden einen Schlafraum zu schaffen? Ich sah mich genauer um. Anscheinend wirkte sich mein Merkmal als Frühaufsteherin auch im Traum aus, denn  niemand schien wach zu sein. Ein Blick  aus dem offenen Fenster zeigte mir, dass die Sonne gerade erst aufging. Die fünf weiteren Himmelbetten waren im Kreis angeordnet und jedes hatte eine eigene, dunkelbraune Truhe, aus Holz gefertigt. Ich suchte nach einem Spiegel, um dann plötzlich erschreckt zu werden. Meine Schwester blickte mir hinter dem Spiegel entgegen. Lange rote Haare, die mir die ganze Zeit ins Gesicht fielen, dazu einen blauen, kurzen Pyjama, der sich bequem anfühlte, mich allerdings so anekelte, denn meine vermaledeite Schwester musste sicher schon einige Nächte darin geschlafen haben. Allein der Gedanke, dass ihre mit unnormalen Dingen verseuchte Haut diesen Stoff berührt, widerte mich von Grund auf an. Was ich zugeben musste, meine Hexenschwester war hübsch, selbst nach dem Schlaf. Ihre Sommersprossen verliehen ihr Charme und ihre smaragdgrünen Augen blitzten neugierig. Ich wandte den Blick ab und schlich aus dem Zimmer. Auch hier herrschte Totenstille. Anscheinend schlief der ganze Turm. Ich tapste hinunter zu einem rötlichen Licht. Es stelltre sich heraus, dass es von einem großen Kaminfeuer stammte, was das davor arrangierte Sofa erwärmte. Ich drehte mich staunend um meine eigene Achse. Der Raum war ebenso wie der Schlafraum in rot und gold gestaltet und strahlte Wärme aus. Ein Löwenkopf zierte die Wand über dem breiten Kamin und die hohe decke wölbte sich unter meinem Blick. Der Neid begann wieder einmal aufzuflammen und brannte in mir wie ein böser Dämon. Doch meine Neugierde überholte dieses Feuer und ich lief zu einer Art "schwarzem Brett". Dort waren alle Neuigkeiten angebracht. Über Quidditchspiele (was?) zu Clubdaten (grüne Kobolde?) war alles verzeichnet. Fasziniert und gleichzeitig angwidert betrachtete ich die bewegten Bilder, als es hinter mir knackste. Wie vom Blitz getroffen drehte ich mich um. Dort stand ein schwarzhaariger Freak, mit einer schiefen Brille auf der Nase und grinste dümmlich. Er war aüßerst attraktiv und auch wenn er ein Zauberer war, so konnte ich es mir nicht verkneifen, den Blick über seinen muskulösen Körper schweifen zu lassen. "Na, Evans? Was treibst du so zur frühen Stunde hier?" Arrogant fuhr er sich durch das widerspenstige Haar, was ihn so sexy aussehen ließ. Oh Gott, ich sollte so etwas nicht denken. Er ist unnormal, widerlich, ekelhaft..und attraktiv. Stocksteif stand ich da und gedachte nicht, irgendetwas zu antworten. Man weiß ja nie, was diese Freaks so hinterliestig planten. Also versuchte ich mein mageres Wissen über meine Schwester auszunutzen und grinste spöttisch. Erwähnte sie nicht einst einen arroganten Potter, auf dessen Beschreibung der Zauberer vor mir genau passte? Ich versuchte möglichst wie meine Schwester zu antworten. "Du, Potter, scheinst auch nix besseres zu tun haben, als mich zu beobachten?" Das waren die wohl schrecklichsten Worte, aber sie schienen Wirkung zu zeigen. Langsam umrundete ich ihn und sah ihn gespielt verführerisch an. Es machte Spaß, sein verdutztes Gesicht zu sehen. Dann drehte ich mich um und lief starr gerade aus zum Mädchenschlafraum und ging wieder in das Himmelbett, in der Hoffnung, dass dieser Traum, der gerade tatsächlich Spaß gemacht hatte, endete. Ich widerte mich selbst an - niemals konnte dieses unnormale Leben Spaß machen. Ich zog die Decke bis zur Nasenspitze und lag kerzengerade da. Kurze Zeit später schlief ich wieder ein.

Am späteren Morgen erwachte Petunia Evans in ihrem bekannten Bett, in ihrem Zimmer, in ihrer normalen Welt. Sie würde sich nie an diesen 'Traum' erinnern können, doch James erzählte später seiner Ehefrau sein seltsames Erlebnis.

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verspätete Abgabe

1100 Wörter

Magical Contest 2019 - BeiträgeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt