"Versprich mir, dass du dich benimmst, Alannah. Ich will keine Beschwerden deiner Lehrer hören, du wirst dich anständig verhalten und dich mit möglichst vielen Leuten anfreunden. Lern fleißig und schreib mir jede Woche.
Ach Kind, ich bin so stolz auf dich. Versuch nach Slytherin zu kommen, das ist das beste Haus."Nach diesem Redeschwall und einer kurzen Umarmung apparierte Tante Margary. Alannah sah sich auf dem überfüllten Bahnsteig um und warf einen Blick auf die goldene Uhr. Noch jede Menge Zeit bis zur Abfahrt. Um sie herum standen Kinder in ihrem Alter, Teenager, und Familien, die sich zum Teil unter Tränen von diesen verabschiedeten.
Sie seufzte. Freunde finden, hatte ihre Tante gesagt. Da gab es nur ein Problem: Alannah hatte bisher keine Freunde in ihrem Alter gehabt.
Schon als kleines Kind war sie sehr wissbegierig gewesen. Ihr Vater hatte ihr jeden Abend, nachdem er von der Arbeit zurückgekehrt war, von der Magischen Welt erzählt; von den zahlreichen Tierwesen, den magischen Schulen, Zaubertränken und den dunklen Flüchen, von denen er so fasziniert gewesen war. Alannah hatte ihm immer hingerissen gelauscht und insgeheim beschlossen, einmal ebenso viel zu reisen wie er, um eine ähnliche Weisheit zu erlangen.
Tagsüber war sie meist allein, oft brachte ihr Vater sie auch zu einem alten Freund, einem Bibliothekar. Er ließ sie lesen was sie wollte, und wenn sie nicht gerade las, erforschte sie die Welt. Sie rannte durch Wälder, kletterte auf Mauern und erfreute sich an den wunderbaren Dingen, die sie manchmal tat, ohne es kontrollieren zu können.
Kinder in ihrem Alter kannte sie keine, und als Gesellschaft genügten ihr Erwachsene. Auch als sie zu ihrer Tante zog, war das einzige, das sich veränderte, ihre Streifzüge.Auf einmal wurde sie zur Seite geschubst und dadurch aus ihren Gedanken gerissen. Verärgert beobachtete sie ein paar Mädchen, die lachend über den Bahnsteig rannten. Kinder.
Mit einem kurzen Seufzer quetschte Alannah sich an zahlreichen Hexen und Zauberern vorbei, stieg schließlich als eine der ersten in den Zug und setzte sich dort in einem leeren Abteil ans Fenster.
Sie war allein, fühlte sich fast, als wäre sie unsichtbar. Für den Moment war das perfekt. Mit verstohlenen Blicken zur Abteiltür zog sie ihren geliebten Zauberstab aus der Tasche.
"Lumos"
Der Stab glühte kurz, dann war es wieder vorbei.
"LUMOS", versuchte sie es lauter, und konzentrierte sich voll und ganz auf das heller werdende Licht an der Spitze ihres Stabes. Sie hatte alle Zaubersprüche aus den Büchern bereits geübt, allerdings ohne Zauberstab. Sie grinste, zufrieden mit sich und dem hellen Licht vor ihrer Nase. Kaum hatte sie es mit Nox wieder gelöscht, betraten auch schon die ersten Leute ihr Abteil.
Es gesellten sich zwei Mädchen zu ihr, ebenfalls Erstklässler, wie sich herausstellte, und die restliche Zugfahrt verbrachten sie damit, sich gegenseitig kennenzulernen und sich über Hogwarts auszutauschen.
Beide waren Reinblüter und wollten ebenso wie Alannah nach Slytherin. Darüber würde Tante Marge sich freuen, dachte sie.
Zusammen fuhren sie schließlich mit Ruderbooten über einen glitzernden See und erblickten zum ersten Mal Hogwarts. Majestätisch thronte das Schloss auf dem Berg, alle Geschichten und Beschreibungen übertreffend.
Später hätte sie nicht mehr sagen können, wie sie in die Große Halle gekommen war, und auch die kurze Ansprache von Professor McGonagall blendete sie aus. Diese hatte ihr ja bereits bei Tante Marge das Schulsystem und die Regeln des Internats erklärt.
Es kam ihr kürzer vor als eine Sekunde, bevor sie auch schon zusammen mit einigen anderen Erstklässlern an ihrem Haustisch saß. Der sprechende Hut hatte sie ohne viel zu überlegen nach Slytherin geschickt, und nun saß sie dort, umgeben von Fremden, starrte an die Decke, die eine bemerkenswerte Nachempfindung des Himmels war,
und lächelte, ahnend, dass sie in diesem magischen Ort ein neues Zuhause gefunden hatte.
Sie war kein geselliger Mensch, doch in diesem Moment konnte sie nicht anders, sie musste das Festmahl einfach genießen, die Gesellschaft der schmächtigen Dorothy und der humorvollen Kate, die Anekdoten der Älteren über vergangene Schuljahre und die Horrorgeschichten des Blutigen Barons.__________________________________
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt mal wieder ein neues Kapitel, ich hoffe sehr es gefällt euch. Die Geschichte hat jetzt richtig begonnen und ich bin gespannt auf eure Vermutungen, wie es weitergeht.
Katy^^
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Vigorous Vengeance
FanfictionIn einer dunklen Nacht, einer Nacht voller Schrecken und Angst, sollte sich Alannahs Welt verändern. Sie beginnt ein neues Leben im eisigen Norden von Schottland, und erhält ihre Einladung nach Hogwarts, doch die Vergangenheit lässt sie einfach nich...