Nachdenklich strich Alannah durch das feuchte Gras. Es gab hier im Park nur wenige Blumen, dafür aber umso mehr hohe, uralt aussehende Bäume, die ideal zum Klettern geeignet waren. Doch im Moment war ihr nicht nach klettern zumute. Sie zitterte. Nachdem gestern eine Person namens McGonagall zu Besuch gekommen war, war sie ziellos durch den Ort gelaufen und schließlich hier, neben einer verrosteten Laterne gelandet, frierend und mit dem Kopf voller Gedanken, die einfach keine Ruhe geben wollten.
Sie würde nach Hogwarts gehen. Das hatte zumindest die alte Frau gesagt. Professor McGonagall. Alannah konnte es immer noch nicht fassen. Natürlich, von Hogwarts hatte sie schon oft gehört, in Büchern, in Erzählungen, und auch in Geschichten ihrer Tante und ihres Vaters. Tante Margary war selbst auf diese Schule gegangen. Sie hatte ihr, ebenso wie die Besucherin am vorherigen Tag, von den vier verschiedenen Häusern erzählt: Hufflepuff, Ravenclaw, Gryffindor und Slytherin.
Sie selbst war in Slytherin gewesen; dem Haus der Listigen und Ehrgeizigen.
Alannah hatte daran keine Zweifel; Tante Marge hatte es immerhin geschafft eine wichtige Position im Ministerium zu erlangen und war ein hoch angesehenes Mitglied der Zauberergesellschaft.
Alannahs Vater hatte, wie auch ihre Mutter, Durmstrang besucht, weshalb sie die Einladung nach Hogwarts zu gehen so sehr verwundert hatte. Doch sie wollte jetzt nicht über ihre Eltern nachdenken, zu tief saß noch immer der Schmerz."AL? ALANNAH, BIST DU HIER?", unterbrach sie plötzlich das Geschrei von Tante Margary in ihren Gedanken. Resigniert stand sie auf und ging in Richtung der genervt klingenden Stimme.
"Alannah Kane, ich suche dich schon seit über einer Stunde, was meinst du was ich mir für Sorgen gemacht habe! Du kommst jetzt SOFORT mit nachhause, wir haben einiges zu besprechen!"
Das Mädchen zuckte zusammen. Nachdem sie dabei erwischt worden war, wie sie an der Tür gelauscht hatte, hatte ihr die fremde Professorin zunächst alles erklärt und ihr ihren Hogwartsbrief überreicht. Als McGonagall wieder verschwunden war, war sie unter einem Vorwand in ihr Zimmer gegangen und aus dem Fenster geklettert. Das war einfach, man musste nur die alte Regenrinne runterrutschen und landete weich auf dem Gras. Durch ihre Flucht war sie einer vorwurfsvollen Tante und einer Standpauke über das Lauschen an Türen entgangen, dem sie sich aber jetzt wohl oder übel stellen musste.Auf dem Rückweg herrschte eine eisige Stille zwischen ihnen, die Alannah schließlich brach: "Tante Marge, es tut mir wirklich leid, ich weiß, ich hatte dir versprochen, nicht mehr nachts durch die Gegend zu laufen. Und an der Tür zu lauschen war auch nicht richtig von mir. Ich werde mich bessern, das verspreche ich."
Von Tante Margary kam nur ein tiefes Seufzen. "Wir kaufen heute deine Sachen für Hogwarts. Ich erwarte, dass du dich dort besser verhältst, was sollen denn die Leute von dir denken? Und bis zu deiner Abfahrt verlässt du nicht mehr das Haus, ist das klar?""Ja Tante Margary"
Dass sie nicht daran dachte, sich an dieses Verbot zu halten, sagte sie nicht. Sie fühlte sich fast ein wenig schuldig, doch sie konnte nichts dafür: Alannah brauchte ihre nächtlichen Abenteuer wie Luft zum Leben.Zuhause angekommen aßen sie zunächst ein mittlerweile kalt gewordenes Mittagessen und reisten dann mithilfe von Flohpulver in die Winkelgasse. Es war eine praktische Art zu reisen, wenn auch nicht die bequemste. Die Winkelgasse war dem Mädchen schon von früheren Besuchen bekannt, und doch staunte sie jedes Mal wieder über die vielfältigen Angebote in den Läden und die Menschenmengen auf den Straßen.
Normalerweise wäre sie sofort zum großen Buchladen, Flourish&Blotts gerannt, doch heute war ein besonderer Tag. Sie war mittlerweile schon fast aufgeregt und zerrte ihre Tante buchstäblich in Richtung Ollivander's.
Ihr erster eigener Zauberstab.
Der erste Schritt zur Freiheit.
Wenn sie damit umgehen konnte, konnte sie sich vielleicht endlich ihre tiefsten, geheimsten Wünsche erfüllen. So lange hatte sie sich danach gesehnt, und nun war es endlich so weit.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, doch dann hatten sie endlich einen passenden Stab gefunden. Er war relativ lang, elastisch, und hatte einen Kern aus Drachenherzfasern.
Nur noch wenige Tage bis sie ihn zum ersten Mal benutzen durfte.Während Margary auf der Straße einige alte Bekannte begrüßte, ging Alannah schon mal vor in den Buchladen. Bisher hatte sie sich hauptsächlich über Theoretisches informiert, doch heute hatte sie ein anderes Ziel. Nach kurzem Suchen fand sie die Abteilung für angewandte Magie, nahm sich kurzerhand die am Spannendsten klingenden Bücher aus dem Regal und bezahlte beim Ladenbesitzer, einem älteren Mann mit Schnurrbart. Gerade noch rechtzeitig stopfte sie ihren Einkauf in die Tasche, da schwang auch schon die Ladentür auf.
"Al, hast du schon deine Schulbücher gekauft?"
"Nein Tante Marge, du hast doch die Liste.", antwortete Alannah, und versuchte dabei einen unschuldigen Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Eine Stunde später hatten sie auch die letzten Sachen von der Materialliste gekauft. Zuhause angekommen rannte das brünette Mädchen sofort in ihr Zimmer, um sich die neuen Bücher anzusehen.
Nur noch sechs Tage.________________________
Hey,
Diesmal ist es ein längeres Kapitel geworden. Der Anfangsteil ist hiermit beendet und die eigentliche Story fängt bald an, also bleibt dran! Habt ihr schon Vermutungen was mit Alannahs Eltern passiert sein könnte?
Katy^^
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Vigorous Vengeance
FanfikceIn einer dunklen Nacht, einer Nacht voller Schrecken und Angst, sollte sich Alannahs Welt verändern. Sie beginnt ein neues Leben im eisigen Norden von Schottland, und erhält ihre Einladung nach Hogwarts, doch die Vergangenheit lässt sie einfach nich...