Vorsichtig auf die leisen Atemgeräusche ihrer Zimmergenossinnen lauschend, schob sie die schweren Bettvorhänge zur Seite. Nach dem Festmahl waren die anderen Mädchen recht schnell eingeschlafen, doch Alannah brauchte nie sonderlich viel Schlaf. Sie schlich zur Tür, die Wendeltreppe hinunter, in den Gemeinschaftsraum. Im Dunkeln sah er anders aus, irgendwie unheimlich. Doch Alannah hatte keine Angst. Wo vor einer Stunde noch moderne Sofas und stilvolle Wandteppiche gewesen waren, konnte sie jetzt nur noch grünlich leuchtende Schemen und Umrisse erkennen. Sie warf einen Blick nach oben, auf die verglaste Decke, durch die man den schimmernden See sehen konnte. Eine ungewöhnliche Art den Raum zu beleuchten, doch irgendwie gefiel es ihr. Fasziniert beobachtete sie ein seltsames Wesen, das über ihren Kopf hinweg schwamm, dann wandte sie sich wieder in Richtung Ausgang. Sollte sie es wagen, gleich am ersten Abend die Regeln zu brechen? Die Sperrstunde war vorbei, sie sollte längst im Bett liegen.
Nein, beschloss sie, heute würde sie lieber kein derartiges Risiko eingehen. Wer konnte schon wissen, was es hier für Sicherheitsmaßnahmen gab. Alannah beschloss, am nächsten Tag einen älteren Schüler danach zu fragen und steuerte schließlich auf einen Sessel zu.
Sie wollte schon ihren Zauberstab herausholen, um für ihre erste Unterrichtsstunde zu üben, da trat plötzlich ein Junge aus dem Schatten. Wie lange er wohl schon dort stand?"Kannst du auch nicht schlafen?", fragte sie ihn zögerlich, während er langsam auf sie zukam.
"Nein.. Ich frag' mich, wie die anderen einschlafen konnten. Ich bin viel zu aufgeregt, außerdem wollte ich noch meinen Eltern schreiben, dass ich in Slytherin gelandet bin."
Grinsend unterbrach ihn das brünette Mädchen: "Ich bin Alannah."
"Oh, tut mir leid. Ich bin Darryn Yaxley. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Alannah." Er bemühte sich, sich an all die Regeln seiner Eltern zu erinnern und deutete sogar einen kurzen Handkuss an.
Alannah errötete.
"Wow, ein echter Yaxley. Ich fühle mich geehrt. So viele Legenden habe ich bereits von ihnen gehört.", meinte sie, und versuchte, trotz ihres Grinsens sarkastisch zu klingen.
"Und übrigens, es gibt eine Sperrstunde. Deinen Brief musst du wohl morgen abschicken, so wie alle anderen."
Er seufzte. "Das hab' ich mir schon gedacht. Ich weiß sowieso nicht, wo die Eulerei ist."
Nach einem Augenblick der Stille fügte er, fast schon schüchtern, hinzu: "Komm doch mit.""In Ordnung. Gehen wir doch gleich vor der ersten Stunde, meine Tante macht sich sonst noch Sorgen."
Nervös wartete Alannah auf seine Antwort. Altersgenossen waren unberechenbar, sie wusste immer noch nicht genau, was sie von dieser Art sozialer Kontakte halten sollte."Gut, ich warte dann hier auf dich. Schlaf gut, Alannah."
"Danke, du auch. Man sieht sich."
Nach diesem kurzen Gespräch sank sie, seltsam beruhigt, in ihr Bett.
Freunde finden...
Sie hatte es geschafft. Es war zumindest ein Anfang.**********************************
Gerade noch rechtzeitig ließ sich Alannah auf den freien Platz neben Kate fallen. Der Weg von der Eulerei hatte länger gedauert als erwartet und sie war mehr als froh, nicht zu spät zu ihrer allerersten Stunde zu sein.
Sie lächelte Darryn an, der nun hinter ihr saß, da zog ihr schwarz gekleideter Hauslehrer auch schon alle Aufmerksamkeit auf sich. Fasziniert beobachtete sie ihn, seine pechschwarzen Haare, die schwarze Kleidung, die dunklen Augen. Seine tiefe Stimme, mit der er zu Beginn die Namensliste vorlas. Sie hätten es wirklich schlechter treffen können, dachte Alannah, und ihre Gedanken schweiften kurz zu der strengen Professor McGonagall.
Zaubertränke waren ebenfalls faszinierend. Ihre halbe Kindheit hatte sie ihrem Vater beim Brauen assistiert und dementsprechend leicht fiel es ihr auch, Professor Snapes Fragen über bestimmte Zutaten zu beantworten.
Den neidische Blick von Kate, nachdem sie 10 Punkte für Slytherin erhalten hatte, konnte sie nicht sehen, stattdessen freute sich Alannah über den erfolgreichen Start ins Schuljahr."Snape scheint nett zu sein", meinte sie auf dem Weg zur nächsten Stunde zu den anderen.
"Ja, finde ich auch. Hoffentlich wird die nächste Stunde genauso interessant.", stimmte ihr Dorothy begeistert zu.
"Geschichte der Zauberei, wirklich? Ich hab gehört es ist zutiefst langweilig", sagte Kate, die eine ältere Schwester hatte.
"Es soll sogar von einem Geist unterrichtet werden."Damit behielt das blonde Mädchen recht, und Alannah musste sich sehr bemühen, im Unterricht nicht einzuschlafen. Um dies zu verhindern, ging sie im Kopf das erste Kapitel von Verwandlung durch, und versuchte, sich an die verschiedenen Zauberstabbewegungen zu erinnern. Sie hatte in Verwandlungen keine Erfahrung, und so wuchs ihre Nervosität während der einschläfernden Geschichtsstunde ziemlich.
Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es dafür es keinen Grund gab, denn auch für die anderen war das Fach Verwandlung neu.Beim Mittagessen diskutierte Alannah mit den anderen Erstklässler über den ersten Schultag und fühlte sich endlich als Teil von etwas, als Teil einer Gemeinschaft.
Erst, als sie am Abend im Bett lag, dachte sie wieder an ihre wahre Motivation, ihren Grund zu lernen. Dachte wieder an den aufgestauten Hass und schlief schließlich ein, vergessend, dass sie nachts das Schloss erkunden wollte.
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Nach zwei stressigen Wochen kommt endlich mal wieder ein Kapitel! Wollt ihr als nächstes Mal etwas über ihre Vergangenheit erfahren oder lieber mehr über die Zeit in Hogwarts? Ich bin da relativ flexibel.
-Katy^^
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Vigorous Vengeance
FanfictionIn einer dunklen Nacht, einer Nacht voller Schrecken und Angst, sollte sich Alannahs Welt verändern. Sie beginnt ein neues Leben im eisigen Norden von Schottland, und erhält ihre Einladung nach Hogwarts, doch die Vergangenheit lässt sie einfach nich...