Der erste Traum

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Jeder Schritt schmerzt in meiner Seele, nachdem ich mich aufgerappelt habe und die beiden Räume hinaus schlurfe. Mein rechter Arm pocht auch noch und das grüne Blinken jagt mir eine riesen Angst ein. Die Tür schwingt lautlos beiseite und nur ein kleiner Lufthauch weht mir um den Kopf. "Na endlich. Ich warte schon mindestens zwei Stunden", mein Mann schiebt einen Kaffeebecher zur Seite und springt dann von seinem weißen Sessel auf. Er beäugt mich von oben bis unten und wendet sich dann an eine brünette Schwester, die an einem Empfangstresen sitzt. "Sagen Sie mal, so kann ich meine Frau aber nicht mitnehmen, die fällt doch auf mit ihrem Kittel!" Ich komme mir so lächerlich vor und lege beide Arme um meinen Körper. Die Schwester kommt auf mich zu gestöckelt und reicht mir ein schwarzes Kleid und ebenso schwarze High Heels. "Das können Sie anziehen, bis Sie zuhause sind", sagt sie freundlich, aber mit ziemlich kalten Augen. Dann stöckelt sie wieder zu ihrem Tresen zurück. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich in solchen Schuhen jemals wieder laufen kann und ehrlich gesagt will ich es nicht ausprobieren. "Na los Schatz, wir wollen doch nicht ewig hier herumsitzen", drängt mein Mann und schiebt mich in Richtung einer Kabine. In der Umkleidekabine weiß ich nicht richtig etwas mit meinen Händen anzufangen und bald läuft auch schon mein Mann mit einem lauten rhytmischem Klackern vor der Kabine auf und ab.

Am liebsten würde ich weinend zusammenbrechen, aber ich erinner mich an einen festen Vorsatz vor meinem Tod: Nie wieder weinen wegem ihm.

Endlich schaffe ich es trotz meiner zitternen Händen und schlackernen Beinen in dieses lächerliche Kleid zu schlüpfen und die absurden Schuhe anzuziehen. "Ah toll, jetzt siehst du normal aus", bewundert mich mein Mann, als ich unbeholfen aus der Kabine trete. Nach einem Schritt knickse ich auch schon um. Ohne ein Wort hakt sich mein Mann bei mir unter und schleift mich die schmuddelig weißen Gänge entlang.

Je länger wir gehen, desto müder werde ich und verliere zunehmend die Fähigkeit die Details meiner Umgebung wahrzunehmen. Als wir endlich in ein schwarzes Autoähnliches Ding steigen, kann ich mich nur noch an diese ekelhafte weiße Farbe überall erinnern. Ich sinke in einen Ledersitz und streife mir die Schuhe von den Füßen. Meine Augen fallen automatisch zu und ich spüre, wie mein Mann mich anschnallt; er trägt immernoch den gleichen Duft wie damals. Dann setzt sich das Ding in Gang. Ich bin zu müde die Augen wieder aufzumachen, aber auch nicht müde genug um einzuschlafen und so bin ich wieder gezwungen den Lärm, der von dem Gefährt ausgeht, auszuhalten. Irgendwann stellt sich der Lärm ein und ein lautes Klacken verrät mir, dass mein Mann die Tür auf meiner Seite geöffnet hat. Er hebt mich vom Sitz und flüstert mir schallend laut in mein Ohr: "Wir sind da." Dann öffnet er mit seinen Fingern meinen Mund und schiebt etwas hinein. Bevor ich reagieren kann und das Ding wieder ausspucke habe ich es aus Reflex hinunter geschluckt.

"So schön sah ich noch nie in meinem ganzen Leben aus. Mir steigen Tränen in die Augen. "Ach Schätzchen, du bist so wunderschön", heult meine Mutter. Liv tritt auf mich zu und wuschelt in meinen Haaren. Im Spiegel kann ich beobachten, wie ein strahlend weißer Schleier auf meine Schultern fällt. "Du bist eine perfekte Braut", haucht sie und streicht mir mein glatt fallendes Kleid , was sich meinem Körper perfekt anpasst und mir eine schmeichelnde Silouette zaubert, zurrecht.

"Feyton bekommt die schönste Braut, die er krigen kann", schnieft meine Mutter und kramt ein sauber weißes Taschentuch aus ihrer Prada-Handtasche. Sie reicht mir auch eins und wir schniefen zu dritt um die Wette. "Wisst ihr", meine Mutter tupft sich eine Träne aus ihren Wimpern "Als euer Vater gestorben ist, dachte ich, dass alles vorbei ist. Ich hätte niemals gedacht, dass meine beiden Töchter so erfolgreich werden. Ich bin so froh, dass ich mir keine Sorgen mehr um euch machen muss."

Mich überkommt ein unendlicher Stolz auf Feyton, auf meine Mutter und auch auf mich. Ja, Feyton wird die beste Braut bekommen. Und die beste Frau, bis zu seinem Tod. Daran werde ich arbeiten und ich werde mein bestes geben für ihn. "Also", meine Mutter schnieft noch einmal kräftig und hält mir dann ein laminiertes Blatt unter die Nase. "Welche Farbe soll im Strauß dominieren?" Ich betrachte das Farbschema. Rosenrot, Veillchenblau, Kamillenweiß und Sonnenblumengelb. Ohne groß nachzudenken deute ich mit dem Finger auf eine Spalte: "Rot."

Meine Mutter nickt glücklich und ihr rinnt wieder eine Träne die Wange hinunter. Ich wende mich von ihr ab und begutachte mich wieder im großen Spiegel: Ja, Feyton bekommt die beste Frau, er wird sich nie über mich ärgern oder an mir zweifeln!"

Zurückgeholt[Auf Wattpad beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt