Das Urteil

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Als Zoe am nächsten Morgen die Eingangshalle betrat traute sie ihren Augen nicht. Ihr Herz machte einen unverhohlenen Freudensprung, denn dort standen Hermine, Ron und Harry zusammen und sie schienen die Slytherin bereits erwartet zu haben. Zoes Freude über die Versöhnung der Drei sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein, denn deren Mienen sahen keineswegs glücklich aus.

„Oh, ihr habt euch endlich vertragen?", jauchzte Zoe, bis ihr Blick auf Hermines mitgenommenes Gesicht gefallen war. „Was ist passiert?"

„Den habe ich gestern Abend erhalten", erklärte Hermine mit erstickter Stimme und drückte Zoe ein Stück Pergament in die Hände. Die Slytherin entknitterte es und betrachtete die krakelige Schrift, dessen Buchstaben an der einen oder anderen Stelle verlaufen waren.

Liebe Hermine, liebe Zoe,

wir haben verloren. Ich darf ihn nach Hogwarts zurückbringen. Der Tag der Hinrichtung steht noch nicht fest. London hat Schnäbelchen gefallen.

All eure Hilfe für uns werde ich nie vergessen.

Hagrid

„Sie wollen ihn hinrichten?!", rief Zoe erschrocken und lauter als beabsichtigt.

Einige vorbeigehende Schüler blickten neugierig zu ihnen herüber.

„Ich hatte geglaubt, Hagrid müsste ihn allenfalls abgeben ..."

„Es wird noch eine Berufungsverhandlung stattfinden", sagte Hermine schniefend, „doch Malfoys Dad hat den Ausschuss eingeschüchtert ... Ich mach mir keine große Hoffnungen. Du weißt ja noch, wie es letztes Jahr mit dem Schulrat war ..."

Entsetzt sah Zoe ihre Freunde an, die alle betreten drein Blickten.

„Wir müssen sofort zu Hagrid!", meinte Zoe aufgebracht. „Er wird am Boden zerstört sein."

„Das können wir vergessen!", sagte Harry sogleich und packte Zoe am Umhang. „Mit den neuen Sicherheitsvorkehrungen können wir nicht mehr mal eben raus marschieren."

„Aber –"

„Harry hat Recht", gab Hermine zu, „wir müssen versuchen, ob wir später mit ihm im Unterricht sprechen können."

„Können wir nicht am Tisch darüber reden?", fragte Ron mit einem gequälten Gesicht. „Ich hab riesen Hunger ..."

Hermine sah Ron beinahe genervt an, traute sich aber nicht sein Bedürfnis zu kommentieren, da sie sich gerade erst wieder versöhnt hatten.

„Ich kann heute nicht", erklärte Zoe schließlich und gab Hermine das Pergament zurück. „Ich wollte mit Tracey und Daphne noch die Tabelle zu Arithmantik durchgehen ... Und danach gibt Hagrid schon seinen Unterricht."

„Also treffen wir uns bei Hagrid?", fragte Harry und die Slytherin nickte.

Mit hängenden Schultern betraten sie die Große Halle und Zoe sah gleich hinauf zum Lehrertisch, an dem Hagrids Platz erwartungsgemäß frei geblieben war. Zu großer Erleichterung, saßen ihre Slytherinfreunde weit entfernt von Draco und seinem Gefolge. Zoe wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie auch nur ein höhnisches Wort von dem Malfoy an diesem Morgen ertragen musste. Doch zum Glück blieb ihr das zunächst erspart.

Als Zoe nach Arithmantik mit Hermine im Schlepptau hinunter zu Hagrid eilte, waren Ron und Harry bereits bei ihm. Der Schock über das gefällte Urteil, saß dem Wildhüter noch sichtlich in den Knochen und er wirkte etwas durcheinander.

„'s ist alles meine Schuld", klagte er verzweifelt. „Hab einfach das Maul nicht aufgebracht. Die sitzen alle vor mir in ihren schwarzen Umhängen und ich lass ständig meine Zettel fallen und vergess' alles, was du für mich aufgeschrieben hast, Hermine. Und dann steht auch noch Lucius Malfoy auf und sagt seinen Teil und der Ausschuss hat genau das gemacht, was er wollte ..."

Zoe Dumbledore und der Gefangene von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt