Kapitel 6: Die Sache mit den Entschuldigungen

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Als ich wieder aufwachte war es noch dunkel. Alex war wohl wieder gegangen, dafür merkte ich, dass das rechte Bett neben meinem besetzt war.

Die Vorhänge waren nicht zugezogen und ich konnte den Schatten einer großen Person im Mondlicht erkennen. Dieser Schatten machte für meine Schlafverhältnisse viel zu viel Krach.

Er, ich ging jetzt einfach mal davon aus, dass es ein er war, wälzte sich von der einen Seite zur anderen als hätte er einen Albtraum. Er atmete  heftig und hörte sich nicht sonderlich gut an. 

Einen kurzen Moment überlegte ich Madame Pomfrey zu holen, allerdings müsste ich dafür von meinem Bett zu ihrem Büro gehen. Wenn sie dort überhaupt schlief. Ich hatte sie den Krankenflügel noch nie verlassen sehen, deshalb ging ich einfach mal davon aus. 

Die andere Möglichkeit war aufzustehen und die zwei Meter zum Bett des Fremden zu überqueren und ihn so sanft wie möglich aus seinem furchtbaren Traum zu wecken. 

Meine Beine hatten sich schon für Möglichkeit zwei entschieden bevor ich die andere Möglichkeit auch nur in Erwägung ziehen konnte. 

Als ich an seinem Bett stand, und der Mond erstaunlich klar durch einen Spalt in den Vorhängen auf das Bett des Jungen strahlte, sah ich auch wer dort lag und im nächsten Moment konnte ich mich selbst dafür schlagen, nicht darauf gekommen zu sein. Immerhin war auch Dean im schwarzen See gewesen. Man konnte also davon ausgehen, das auch seine Lunge sich anfühlte als wäre sie voller Glasscherben.

Ich stellte mich trotzdem neben sein Bett und wollte ihn gerade doch nicht so sanft an der Schulter rütteln, als er begann zu seinem Herumgewälze auch noch etwas zu mumeln.

Er klang verzweifelt. "Nein, nein! Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte niemals jemanden verletzen. Es tut mir so leid, ich.... nein.... Oh Gott, es tut mir so leid..." Er hatte die Augen zusammengekniffen, als würde er unsägliche Schmerzen erleiden. 

"Hey! Hey, Dean! Wach auf! Alles ist gut! Wach auf!" Ich rüttelte ihn an der Schulter und er setzte sich ziemlich plötzlich, ruckartig und schwer atmend auf.

Er sah sich hektisch um, bis er bemerkte, dass er alles nur geträumt hatte und sich erschöpft zurück in seine Kissen fallen lies. Er sah mich einfach nur an und ich wich seinem Blick nervös aus.

"Was war den los? Du hast im Schlaf gesprochen", fragte ich ihn vorsichtig.

"Ich hab im Schlaf gesprochen?" fragte er. "Was hab ich denn gesagt?"

"Etwas, dass du niemanden verletzen wolltest und dass es dir leid täte, was hast du denn geträumt?"

Er antwortete nicht auf meine Frage sondern sah starr nach oben. Er konnte sich jetzt wohl wieder an seinen Traum erinnern. Dann nahm er plötzlich meine Hand in seine und sagte in verschwörender Stimme:"Es tut mir leid, dass ich dich in den See geworfen habe, Lily. Und es tut mir auch leid, dass du jetzt meinetwegen krank bist." Er klang tatsächlich so und ich glaubte ihm auch, dass er das alles nicht gewollt hatte.

"Ist okay" sagte ich leise, doch er hielt meine Hände noch immer mit seinen umklammert. Seine Hände waren etwas wärmer als normale Hände. Sie glühten förmlich, waren aber kein bisschen schwitzig.

Er war wohl auch krank.

Die Stille die daraufhin eintrat war erdrückend, bis ich schließlich meine Hände aus seinen löste und etwas heiser sagte:"Vielleicht sollten wir noch ein bisschen schlafen"

Er nickte und ich machte mich etwas wackelig wieder unter meine Bettdecke.

Deans gleichmäßiger Atem lies mich schließlich wieder einschlafen.

In Love with the Moon - Lily Luna Potter (Harry Potter Next Generation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt