chap 2'

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×××

"Zoeeey! Mann, da waren eben Ferien und deine Augen sehen einfach wie die von LeFloid aus. Wir müssen los. Viel Überleben!", holte mich Taddl grinsend wieder aus den Gedanken.

Schmollend drückte ich die beiden. Ardy und er waren schon in der 10. Schulstufe und wurden in dieselbe Klasse eingeteilt, während ich gerade erst in die 9. kam. Aufmunternd tätschelten sie meinen Kopf und zerzausten mein Haar, bevor ich sie sanft weg schubste und sie grimmig ansah. Grinsend watschelten die beiden ins Schulgebäude, das vom Aussehen her eher einem Gefängnis glich. Und wurden - vorhersehbar wegen meiner plötzlichen Abwesenheit -, von einer Schar Mädchen umgerannt. Ich hingegen blieb noch draußen am Schulgelände und wartete ungeduldig auf Robin und Tara. Beide waren noch schlafmütziger als Ardy und ich - und das heißt was -, weshalb ich immer mit den anderen vorging und hier auf sie wartete.

Robin war unter anderem auch bei uns im Heim. Auch sie wurde von ihrem Vater sozusagen 'abgegeben'. Ihre Mutter starb einige Wochen nach ihrer Geburt und ihr Vater konnte sie wegen seiner Arbeitslosigkeit nicht allein aufziehen. Sie war sozusagen die Neue, da sie erst vor zwei Jahren einzog. Ich lernte sie als schüchternes Mädchen kennen, auch wenn es nur wahrscheinlich wegen ihrer Vergangenheit so vorkam. Nach einigen Wochen öffnete sie sich uns und wir lernten ihre 'wahre Seite' kennen. Sie war eine typische Rebellin: Tat das, was sie für richtig hielt und lag natürlich so gut wie immer richtig. Mit ihr redete ich gern über das Leben und all das, da wir beide ja so gut wie das gleiche Schicksal hatten.

Tara war auch eine Mitbewohnerin. Sie kam schon zwei Jahre vor mir im Heim an und kannte alle. Auch wenn sie von ihren Eltern misshandelt wurde, auch wenn sie von daheim weggelaufen war, auch wenn sie depressiv und öfters Rückfälle hatte: Tara versuchte stets das hilfsbereite, liebenswürdige und dauergrinsende Mädchen zu sein, egal, wie es ihr ging. Beide von ihnen hatten stets ein offenes Ohr und so waren wir uns gegenseitig ans Herz gewachsen. Sie spielte sozusagen die große Schwester des Heims, während Robin so gut wie jedem aus dem Weg ging. Außer uns, natürlich.

Auch wenn ich schon Taddl und Ardy hatte, konnte ich ohne die beiden nicht. Auch wenn's nun ein wenig hart klang: Meine Brudis waren eben meine Familie und Familie hatte man ja nicht als Freunde, nicht? Robin, Tara und ich waren eben 'die Gang' und waren nicht gerade unbeliebt, um ehrlich zu sein. Und hässlich auch nicht. Trotzdem gingen beide meinem Motto nach: Kein Freund, keine Probleme.

"Schon mal was von Wecker gehört? Es muht in zwanzig Minuten!", sprang ich die beiden förmlich an.

"Jaja, dir auch einen wuuunderschönen Morgen.", grummelte mich Robin an, doch lächelte mich leicht an.

"Na, du? Alles fit im Schritt? War Ardy eh gestern anständig? Oder warte - NEE! Sag' bloß, dass ihr's mit Taddl zu dritt getrieben habt und du jetzt von jedem einen Embryo mitschleppst?!", quasselte mich Tara voll. Hab' ich schon ihre perversen Triebe erwähnt? Diese absurd-dezent-perversen Gedanken?

Als Antwort bekam sie nur ein Duckface meinerseits, woraufhin sie mir nur mit einem Doppelkinn antwortete.

Sie war eine der vielen, die glaubte, dass wir eine Dreiecksbeziehung führten. Auch wenn sie mich besser als ich mich selbst kannte, glaubte sie mir das wirklich. Ziemlich unlogisch, wenn man unser Verhalten bedachte. Bei Gesprächen dieses Themas, grinste ich sie einfach nur stumm an, auch wenn uns das dreien einige Probleme bescherte. 'Hate', Neider und 'Boah-seid-ihr-aber-komisch'-Blicke eben. Naja, viel konnten wir auch nichts dagegen tun, als sie aus zu lachen, die Lachtränen weg zu wischen und weiter zu gehen.

Robin und ich versuchten irgendwie ins Schulgebäude zu trotten, nicht, dass wir einschliefen. Tara schliff uns dafür förmlich rein und schon standen wir vor dem Schwarzen Brett. Jaa, ein Schwarzes Brett. Was das Schwarze Brett war? Aaalso, unsere Schule war komisch. Komischer als alle anderen Schulen. Jedes Jahr neue wurden alle Jahrgänge neu zusammengemixt, sprich: Gleiche Leute, neue Klasseneinteilungen, neue Klassenvorstände. Jeder fand das ziemlich blöd, doch wir konnten hier im Gefängnis schlecht was dagegen unternehmen.

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