2. Die Wolke war schwarz.

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Victims

,,Die Wolke war schwarz."

Your dreams and memories are blurring into one

The scenes which hold the waking world slowly come undone

You'll come undone

Oh, you go to sleep on your own,

And you wake each day with your thoughts,

And it scares you being alone, it's a last resort.

Gebannt starre ich den mattweißen Umschlag in meiner Hand an. Wie in Zeitlupe wende ich es und fahre mit meinen Fingern über die leere Rückseite, mit der Hoffnung meine Berührung würde etwas magisches bewirken und alle meine Fragen, die mir nun wie verrückt durch den Kopf schwirren, beantworten.

Langsam führe ich meine Finger an die Brieföffnung und falte es langsam auf. Etwas reflektiert das Licht und beim zweiten Hinsehen erkenne ich eine CD. Seltsam, was soll das sein? Die Fragen in meinem Kopf scheinen mich nicht in Ruhe lassen zu wollen.

Die Neugier wächst und überwältigt mich. Meinen Kummer vergessen suche meinen Laptop. Je mehr die Sekunden verstreichen, desto mehr wächst auch die Angst in mir. Ich kann mir nicht vorstellen was ich gleich sehen werde, doch ich versuche mich auf das Schlimmste gefasst zu machen. Doch meine Vorstellungskraft erlaubt es mir nicht. Auf der Suche nach meinem Laptop verwüste ich mein halbes Zimmer.

Nach 10 Minuten finde ich meinen weißen PC endlich unter meinem Bett und fluche über mich selbst. Langsam vergeht meine Wut auf mich selbst und die Angst schleicht sich wieder in meine Gedanken.

Unsere Haustürklingel lässt mich zusammenzucken und mein PC rutscht mir aus den Händen und landet auf meinem Teppich. Ich fluche vor mich hin und laufe an den Treppenabsatz. Eigentlich bin ich kein Mensch, der viel flucht, doch die Umstände zwingen mich dazu, mehr oder weniger.

Sofort laufe ich aus meinem Zimmer auf den Flur. Zwar höre ich die Stimmen, aber sehen kann ich nichts. ,,Guten Abend, Sir." Abend? Überrascht drehe ich mich um und sehe aus dem Fenster. Draußen geht die Sonne gerade unter und die Straßenlaternen brennen bereits. Oh, das ging schnell.

Sofort erkenne ich die Stimme und ich eile die Treppen herunter. Cameron und Dad stehen sich gegenüber und versuchen eine gezwungene Konversation zu starten. Als sie mich hören verstummen beide und schauen zu mir hoch. Beide haben den selben besorgten Blick ausgesetzt. Obwohl dieser Anblick mich etwas Wärme erfüllt, fühle ich mich gleichzeitig unwohl.

Ich weiß, dass das Verschwinden von Mum vielleicht noch schlimmer für meinen Vater sein muss. Wir müssten diese Zeit zusammen durchstehen, jedoch kann ich ihn nicht ansehen. Seine Augen sind leer und er fühlt sich schuldig und dieser Anblick ist zu viel für mich. Gegenüber Cameron will ich genauso wenig schwach und verletzt aussehen. Er musste selbst schon so vieles durchstehen, da muss ich ihn auch nicht mit meinem Kummer belasten.

Während ich auf der Treppe wie gebannt stehen bleibe, schaut Cameron  noch einmal flüchtig zu meinem Dad bevor er mit großen Schritten auf mich zu läuft.

Er schließt mich in seine Arme und instinktiv vertecke ich mein Gesicht in seinem Nacken. Ohne meinen Willen schießen die Tränen in meine Augen und ein Schluchzer entkommt meinem Mund. Auch wenn ich versuche es zu verhindern, finde ich nich weinend in Camerons Armen wieder. Langsam streicht er mir übers Haar, doch ich spüre wie sich seine Muskeln anspannen.

Sofort löse ich mich leicht von ihm und schaue ihm in die Augen. Das Blaubin ihnen ist dunkler als sonst und ich weiß, dass er sauer ist. Doch sobald ich ihn anschaue entspannt er sich und er zieht mich erneut gegen seine Brust, um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

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