7. Zwei Kinder, die sich nicht kennen

101 7 0
                                    

Victims

,,Zwei Kinder, die sich nicht kennen "

You only know what I want you to

I know everything you don't want me to

Oh your mouth is poison,

Your mouth is wine

Oh you think your dreams

Are the same as mine

Oh I don't love you but I always will

Oh your hands can heal, your hands can bruise

I don't have a choice but I still choose you

Oh I don't love you but I always will

I always will.

Wie fängt die perfekte Liebesgeschichte an? Ist es ein Zusammenstoßen in der U-Bahn oder das Lesen des selben Buches in einem Cafe? Ist es ein ,,Ich liebe dich" oder ein überstürzter Kuss, den man nicht erwartet?

Vorallem Mädchen machen sich oft Gedanken darüber und wie vieles dieser Mädchen würde ich mir auch eine Geschichte wünschen, die super romantisch ist und die man später den eigenen Enkelkindern erzählen kann.

Wie sehr ich mir das auch gewünscht hätte, war es keiner dieser Möglichkeiten. Es war nur ein hingereichtes Taschentuch und geteilte Stille.

**

Es wurde langsam dunkel als die Männer in schwarzen Anzügen und die Frauen in schwarzen Kleidern und Sonnenbrillen sich auf den Heimweg machten. Viele der Gesichter waren mir unbekannt. Anfangs hatte ich mir noch die Mühe gemacht ein höfliches Lächeln vorzutäuschen, doch das dauerte nicht lange an.

Wie Ameisen liefen sie an meinen Eltern vorbei, die ebenfalls Sonnenbrillen trugen und sich in den Armen hielten, und drückten ihnen die Hände oder redeten auf sie ein. Ich sah nur wie sich ihre Lippen bewegten.

Ich griff nach der Erde, auf der ich kniete, und beobachte es wieder zwischen meinen Fingern runterrieseln. Alles hatte schon vor Wochen angefangen. Niemand hatte mir etwas erzählen wollen, doch ich merkte, dass sich vieles verändern würde oder bereits hatte. Wie es sich gehört hatte ich abgewartet. Lucas war auch nie da, wenn ich ihn brauchte. Vielleicht hätte er mir etwas sagen können, warum sich alle so komisch verhielten. Lucas wusste immer alles.

Aber jetzt war er tot.

,,Lucas ist tot und wird nicht mehr zurückkommen", flüsterte ich mir selbst zu. Das hatte auch meine Mutter unter Tränen zu mit gesagt und brach dann zusammen. Obwohl alle von mir erwarteten, dass ich weinte, tat ich es nicht. ,,Sie ist noch zu klein, um das zu realisieren" oder ,,Das arme Mädchen. Muss hart für sie sein." Überall schnappte ich etwas ähnliches auf. Aber sie lagen alle falsch. Ich hatte geweint. Sehr lange sogar, aber vor diesen Menschen wollte ich nicht weinen. Lucas hätte auch nicht geweint und er wusste wie man sich benimmt, besser als ich es tat. Dafür hatte ich ihn immer bewundert. Manchmal war ich sogar neidisch auf ihn. Nie hatte ich gesehen, wie meine Eltern mit ihm schimpften.

Ich schaute mich auf dem Friedhof um. Die meisten waren schon fort in ihren schicken Autos, also fing ich doch an zu weinen. Den ersten Tränen folgten etliche mehr und ich fand mich mit meinen 9 Jahren in einem Fluss der Trauer und Tränen wieder.

Und da war mein Anfang.

Der 10 jährige Cameron kniete sich mit seinem schwarzen Anzug zu mir und seine Anzugshose streifte mein Kleid. Er reichte mir ein Taschentuch und sagte nichts. Flüchtig schaute ich ihn an, doch erkannte ihn nicht. Ich nahm es an als wäre es das natürlichste auf der Welt. Und das war es auch.

VictimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt