13.05.2019 - 21:50 -M

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Wie erzählt man eigentlich Geschichten? Beginnt man chronologisch, da wo alles begann?
Dann erzähl ich von einem Lager, das voll im Chaos versinkt. Und von vier Frauen die versuchten Ordnung hinein zu bringen. Und dann Hast du die Tür geöffnet und bist rein gekommen. Hast dich vorgestellt, doch hingesetzt und einfach unsere Gemüsesticks gegessen. Du hast mit seinem Hund gespielt und irgendein belangloses Zeug erzählt.
Oder fängt man bei Geschichten bei den Protagonisten an? Sollte ich schreiben, dass mich deine eisblauen Augen gefesselt haben? Doch das wäre gelogen, denn um ehrlich zu sein warst du mir relativ gleich: sowieso älter als ich, und eh vergeben, bestimmt arrogant, mit den blauen Augen, blonden Haaren, dem durchtrainierten Körper und im Besitzt eines Reiterhofes und preisgekrönter Springpferde.
Fängt man bei der Pointe an? Als Kathrin fragte ob ich einen Freund habe, weil du noch eine Freundin bräuchtest?
Fängt man mit dem Moment an, an dem ich dachte Verdammt, er war mir doch egal ?
Dann erzähl ich nämlich von dem Abend an dem ich in den Stall ging, weil ich deinen Vater suchte und an dem ich dich fand. Deine Stirn an der eines Pferdes und du hast gelacht. In dem Moment habe ich nicht mehr gefragt warum du dein ganzes Leben auf diese Tiere ausgerichtet hast. Jedes dieser Pferde war die Liebe deines Lebens. Dann hast du mich angeguckt, gelächelt, deinen Kopf schief gelegt und gefragt ob ich das Fohlen sehen will. Und wenig später stand ich neben diesem kleinen süßen Pferdchen - Horst. Und du hast an der Stalltür gelehnt, die Hände in den Hosentaschen und hast mich einfach nur beobachtet. Gelächelt. Du warst glücklich. Und als sich unsere Augen trafen... Verdammt, er war mir doch egal.
Schreibt man von dem Augenblick, in dem sich alles veränderte?
Sag Stop“ während du mir die Haarsträhne hinters Ohr strichst und deine Hand auf meiner Wange verweilte. “Sag einfach Nein“ als deine Augen meine Lippen fixierten und mich dann doch wieder ansahen. “lea...“ als dein Daumen über meine Lippe glitt. Aber warum hätte ich Nein sagen sollen? Nicht in hundert Leben und nicht in tausend wenn ich gewusst hätte was folgt. Deine Hand strich von der Wange zu meinem Kinn, hob meinem Kopf an. Dein Daumen zog an meiner Lippe bevor du mich zu dir zogst und dann... Dann haben wir es verloren, uns mittendrin verloren. Wir haben uns geküsst und um uns herum ging die Welt unter. Deine Hand in meinem Haaren, in meinem Rücken eine Stallwand, meine Hände unter deinem Shirt.
Deine Stirn gegen meiner als du fragtest warum ich eigentlich hier wäre. Obwohl du es offensichtlich gar nicht wissen wolltest.
Wenn man eine Geschichte schreibt, fängt man dann beim Aktuellen an?
Wie du mich gekidnappt hast?
Pizza, Netflix, Lachen und Reden. Ich hab dir von Erik erzählt und du wolltest ihn provozieren, hast meine Hand genommen, einfach ein Bild gemacht und es in mein Snapchat gestellt. Du meintest, dass du nochmal zum Fohlen musst und mich gefragt ob ich mitkomme. Und auf dem ganzen Weg hast du meine Hand nicht einmal losgelassen.
Beginnt man Geschichten mit Problem? Und wenn ja, mit welchen denn dann?
Mit dem kleinen? Dass ich nicht mehr in den Spiegel gucken kann ohne an dich zu denken. Weil ich auf der Schulter diesen Knutschfleck habe, seit diesem Moment, den ich nie mehr vergessen möchte.
Nach wie vor meine Hand in deiner und irgendwann haben wir und irgendwie geküsst. Und du hast gesagt, dass du nicht nochmal mit mir schlafen darfst und dass es letztes Mal ein Fehler war. “warum? Hast du es bereut?“  Und du hast auf deiner Lippe gekaut, keine Antwort. Ich habe meine Hände von die genommen und mir einen Zopf gemacht, ohne von deinem Schoß aufzustehen. Dein Kopf lag gegen der Wand und deine Augen auf mir. “ich werde in die Hölle kommen“ war das einzige was du sagtest. Ich hab dich angelacht: “Naja wenn du mit mir duschen gehst, kannst du dich schon Mal an die Temperaturen da unten gewöhnen“. Du hast du nur den Kopf geschüttelt, deine Hände zurück auf meine Hüften gelegt und mich geküsst. Alles was bleibt waren unsere Klamotten auf dem Boden deines Schlafzimmers und ein Knutschfleck an meiner Schulter.
Oder schreibt man zuerst von dem großen Problem?
Als ich dich in unserer ersten Nacht, bevor sie unsere erste Nacht wurde, fragte, warum du keine Freundin hättest, sagtest du du hättest bereits ein Leben, einen Hof, die Pferde, jedes Wochenende einen anderen Termin und dass in diesem Leben vorerst kein Platz ist für jemanden. Du willst mit niemandem zusammen sein, weil du niemandem die Zeit und Aufmerksamkeit geben kannst die sie verdient. Mal abgesehen davon dass du noch niemandem getroffen hättest für den du etwas an deinem Leben geändert hättest oder die hier rein gepasst hätte.
Und als du mich fragtest warum ich keinen Freund habe müsste ich dir sagen, dass ich bis jetzt noch niemandem gefunden hatte, der mich von “ihm“ hätte abbringen können, und der nicht nach weniger Zeit gegangen ist.
Oder beginnt man doch an dem Moment wo mein Herz ein bisschen brach?
Ich stand in deinem Bad, mitten in der Nacht, nur in Unterwäsche und sah den Knutschfleck im Spiegel an. Bis du rein gekommen bist und dich entschuldigt hast.
warum entschuldigst du dich?“
“das ging zu weit“
is schon ok.  Was ist los?“
“ nichts... Ich...Du solltest zu mir gehören können...“
Aber wir beide können nicht zusammen gehören. Wir sind nur Pizza, Netflix, Sex und Lachen.
Also wo fängt man Geschichten an, bei deren Anfang man Angst vor dem Ende hat? Deren Ende man noch erleben muss? Wie schreibt man, dass man Verdammt guten Sex hat, mit jemandem der dich will aber nicht haben kann? Wie schreibt man, dass man mal wieder dabei ist sich zu verlieben?
Wie schreibe ich, dass ich Angst habe vor uns? Wenn du mich dich so sicher hältst...

diariable thoughts🌈🌻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt