Blue Sparks: Der fantastische Magnus Bane

Lichter der Großstadt

Magnus schlug die Augen auf. Freitag. Endlich. Er wälzte sich auf die Seite, wickelte sich aus den moosgrünen Bettlaken und stand auf. Schlaftrunken schlüpfte er in seinen goldenen Kimono und wankte in Richtung Küche, wo er sich mit einem großen Kaffee (vom besten Starbucks direkt aus Manhattan) und einem Teller Pancakes mit viel Ahornsirup (aus dem kleinen, altmodischen Café um die Ecke -er hatte nicht dafür bezahlt, sondern einfach mal seine wahrhaft magischen Fähigkeiten spielen lassen) auf einem seiner unglaublich modernen und daher auch unglaublich unbequemen Barhocker am Küchentresen niederließ.

Mit einem lauten, hungrigen Miauen sprang der Große Vorsitzende auf seinen Schoß. Magnus strich ihm sanft über das weiche Fell: „Na, was meinst du? Taucht der Schattenjäger heute pünktlich auf? Oder gar nicht?" Miau-Tsetung stieß ein weiteres Miauen aus.

„Das war jetzt nicht sonderlich hilfreich. Das nächste Mal bitte eine präzisere Antwort, mein Lieber."

Er setzte den Kater vorsichtig auf den Tresen und füllte ihm ein bisschen Trockenfutter in ein schwarzes Napf, auf dem Strass-Steine den Schriftzug ‚Der Grose Vorsiezende' bildete. Dabei handelte es sich um ein ironisches Geschenk von Ragnor zu Magnus' letztem Geburtstag, das vor Rechtschreibfehlern nur so triefte. Magnus hatte es nur behalten, weil er jedes Mal grinsen musste, wenn er es ansah.

Als nächstes griff der Hexenmeister zu seinem Handy.

„Catarina? Süße? Hast du vielleicht kurz Zeit?"

„Magnus. Es ist gerade Punkt Elf Uhr und ich habe mich seit halb sechs heute früh, als dieser Kerl mit der absolut ekelerregenden entzündeten Wunde, an seinem wirklich widerlich haarigen- "

„Zu viel Information!" Magnus verzog das Gesicht. Es gab Dinge, auf die er so früh am Morgen, und vor allem noch vor seiner zweiten Tasse Kaffee, getrost verzichten konnte.

„ -reinkam, auf eine Tasse Tee und ein bisschen Ruhe gefreut. Ich weiß, dass du nicht zufällig genau dann anrufst, wenn ich gerade Pause habe. Und ich weiß auch, dass du dir neulich meine Lieblingssonnenbrille ausgeliehen hast, ohne zu fragen."

„Also wirklich! Sei doch froh, dass ich in deiner Pause anrufe und nicht während deiner Schicht. Die Sonnenbrille war mir außerdem sowieso viel zu groß, du kannst sie gerne wiederhaben. Ich sah damit aus wie eine mutierte Kreuzung aus einer Zombiefliege und einem Mafia-Popstar aus den Siebzigern."

„Wenn ich dir zuhöre und an das denke, was du neulich abends anhattest, kann ich mir sogar fast etwas unter dem Begriff Mafia-Popstar vorstellen."

„Hey, Moment mal...ich mag diesen türkisen Glitzersmoking! Wenn ich's mir recht überlege, behalte ich die Sonnenbrille doch." Er konnte hören, wie Catarina am anderen Ende der Leitung belustigt schnaubte.

„Ist ja gut. Also was gibt's, Magnus?"

„Alec. Alexander Gideon Lightwood." Seine Stimme wurde ganz weich, als er Alecs Namen langsam und genussvoll aussprach. Er war fast von sich selbst angeekelt, weil ihm allein der Name dieses Jungen ein wohliges Gefühl in der Magengegend bereitete. „Wir haben ein Date."

„Ist das nicht der, mit dem du letzte Woche schon verabredet warst? Der, wegen dem ich dich anrufen und aus der Verabredung retten sollte, falls alles schief läuft? Der Alec, der Schattenjäger ist, der aber -Originalzitat Magnus Bane, Oberster Hexenmeister von Brooklyn- dieses ehrliche Lächeln, fantastische Bauchmuskeln und Augen, die wie peruanische Bergseen leuchten hat? Ja? Reden wir über denselben Kerl?"

„So was hab ich nie gesagt!" Magnus zog empört eine Augenbraue hoch.

„Vielleicht nicht alles auf einmal. Aber so grob über die letzten, warte lass mich nachrechnen... sieben Tage verteilt, immer in meiner Elf-Uhr-Pause... hast du mindestens Siebzehnmal ‚fantastisch', gut Fünfundzwanzigmal ‚Bauchmuskeln' und achja, eh ich's vergesse, circa Dreihundertmal ‚Alexander Gideon Lightwood' gesagt."
Er konnte ihr Grinsen regelrecht vor sich in der Luft schweben sehen, wie bei Alice im Wunderland. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Typen jemals ernst nehmen werde können, falls du dich dazu überwindest ihn mir vorzustellen..."