Kapitel 5

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>> Und das ist dein Zimmer. << 

Endlich! 

Da war es. Das Bett. Ich hab schon seit gut einer halben Stunde auf dieses Bett gewartet. Erschöpft ließ ich mich darauf fallen und stellte fest, dass es unglaublich weich und anschmiegsam war. Ich schloss die Augen und genoss diesen unbeschreiblich traumhaften Moment.  

Ich wäre sicher augenblicklich eingeschlafen, wenn ich nicht ein herzhaftes Lachen vom anderen Ende des Raumes wahrgenommen hätte.  

Ich richtete mich auf. >> Ach stimmt ja, du bist auch noch hier. <<, grinste ich zurück.  

Kyle hatte mich durch das ganze Haus geführt und zu jedem einzelnem Zimmer eine ellenlange Vorgeschichte und einige lustige Fakten aufgezählt. Ich war nun mehr als nur vertraut mit diesem wirklich großem Haus. Man könnte sagen, dass dies eine Villa sein könnte. 

>> Bist du sehr müde? <<, fragte er mich mitfühlend. Sein Blick war zuckersüß. 

>> Ach nein <<, antwortete ich lächelnd und unschuldig. >> Ich möchte mich lieber noch etwas mit dir unterhalten. <<  

>> Klar, können wir machen. <<, entgegnete er strahlend. Er ließ meinen Koffer an die Seite und setzte sich zu mir. 

Er liebte es zu reden. Und ich hatte genug Stoff um rund um die Uhr Gespräche zu führen. 

>> Warum bin ich hier? <<, meine Mimik war unschuldig. 

Er hielt kurz inne, als ob er überlegte, wie er mir schohnend wie möglich antworten könnte. 

>> Naja, das ist so ... Weißt du von Shannon's Geheimnis? Ich merke es wenn du lügst. <<, seine Stimme fiel ins finstere. 

Ich erschrack innerlich bei diesem Atmosphärenübergang.  

>> Ja. <<, antwortete ich mit zittriger Stimme. 

>> Gut ... Das vereinfacht die Sache um Einiges. <<, sprach er weiter. >> Jedenfalls, da du nun davon weißt kann Shannon dich nicht weiter rumlaufen lassen. Früher oder später wirst du vielleicht etwas verplappern, selbst wenn das nur im Schlaf ist. Und sowas kann sich Shannon gerade nicht leisten. << 

Ich brauchte nicht lange um darauf zu antworten : >> Nur weil der zu ungeschickt ist um nicht in eine Glaswand reinzudonnern muss ich entführt werden?! << 

Ich hatte Kyle's typische Schmunzeln erwartet, doch vergebens. 

>> Melissa, bleib bitte ernst. Wir knebeln dich doch nicht. Wir versuchen nur dein und Shannon's Leben zu schützen. << 

Ich sah ihn scharf an.  

>> Vor wem? <<  

>> Das ist im Moment für dich nicht von Belang. Wichtig ist es bloß, dass du dich unauffällig verhälst. Nicht nur Shannon hätte ein Problem, wenn jemand mit bekommt, dass wir einen Menschen bei uns haben. << 

Ich riss die Augen auf. 

>> Du bist auch ein Todesengel? <<, stieß ich entsetzt hervor.  

Ein Lächeln machte sich, wenn auch nur flüchtig, auf seinem Gesicht bemerkbar. 

>> Aber nein <<, klärte er mich auf. >> Ich bin ein Schutzengel. <<

Nach einem Nachmittag voller lustiger, finsterer und verborgenen Informationen konnte ich aus Kyle bloß herauskitzeln, dass er und Shannon seit langer Zeit schon zusammenlebten, dass er gerne Kaffee und Kekse beim Plaudern verputzte und dass Shannon gar nicht so ein schlechter Typ sei. Was ich mir ehrlich gesagt nicht so wirklich vorstellen konnte.  

>> Wie soll ich denn auch, wenn er mich behandelt wie ein unwichtiger Gegenstand? <<, seufzte ich und nippte an meinem Eistee.  

Er lächelte mitfühlend.  

>> Ach Süße, das wird schon. Ich meine, wenn ich ihn schon aushalte, dann schaffst du das auch. <<  

Wir lachten gemeinsam. Es tat wirklich gut jemanden zu haben, mit dem man sich unterhalten und zusammen lachen konnte.

Den Rest des Abends redeten wir über seine Karriere.  

>> Du bist wirklich Doktor? <<, fragte ich verwundert.  

>> Im Bereich Humanbiologie, Medizin und Philosophie. <<, antwortete er stolz. 

Ich stuzte.  

>> Wow! Das ist wirklich ... Wow! <<, brachte ich bloß heraus.  

>> Danke <<, lächelte er.  

Nun sah ich ihn mit ganz anderen Augen. Er war nicht nur mitfühlend, humorvoll und ein richtiger Gentelman, oh nein. Er war noch dazu gebildet.  

Es war bereits spät abends und wir saßen noch immer auf meinem Bett und plauderten munter. Mir fiel auf, dass ich genau das schon immer gebraucht hatte : Eine Person - egal ob Mensch, oder nicht - mit der ich stundenlang Geschichten erzählen konnte, ohne, dass mir langweilig wurde. Wir hatten es uns mit heißer Schokolade kuschlig gemacht. Es war perfekt. Ich war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen. Mein Herz flatterte vor Lebensfreude. Sowas hatte ich noch nie gespürt. Ich war wirklich glücklich. 

Dann wurde die Tür donnernd eingeschlagen.

PoenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt