4. Die "Infernale Zeiten" Zeitung

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Vereinzelte Sonnenstrahlen schienen durch die halbverschlossenen Schalusien, der Wohnungsfenster, jener Wohnung, welche sich bereits, fast, ganze drei Jahrzehnte in Folge, im Besitz Crowley's befanden.
Das linke Bein unter der Decke hervor gestreckt, schlummerte der Dämon noch völlig friedlich in seinen Federn. Erst das, an Lautstärke zunehmende und schlimmer störende Geräusch, Londons atmenden Lungen (Straßenverkehr) und schlagenden Herz (Passanten), ließ Crowley aus seinem nicht erholsamen Schlaf erwachen.
Er schlug die Augen auf, wie ein Raubtier, welches Gefahr aus der Ferne witterte.
,, Es ist doch erst sieben in der Früh' !", stöhnte er auf.
Nach geschlagenen vier kümmerlichen Stunden an Schlaf, fühlte sich der Dämon berechtigt seinem Ärger Luft zu machen.
Dass er die vergangene Nacht kaum, bis gar nicht, den Schlaf finden konnte, welchen er so dringend benötigte.
Dies konnte allerdings keiner der Bewohner, Touristen Londons und Umwelt ahnen, doch das war Crowley schlicht weg egal.
Er hatte sich um wichtigeres zu Sorgen.

Nun hatte sich der Dämon bereits soweit, um in Unterwäsche in der Küche zu stehen und ungeduldig abzuwarten, bis sein ersehnter frischgebrühter Kaffee endlich zu Ende köchelte. Reiner schwarzer Kaffee, nicht das, was seine Collegen, aus der Etage unten (Hölle), unter Kaffee verstanden und erdulden mussten. Höllenengel tranken, nicht aus klischeehaften Gründen, das stets schlechteste und unnatürlichste Gesöff, welches auf dem menschlichen Markt zu erwerben gab, sondern, dieser war schlicht am...
Um ehrlich zu werden, wusste keiner so richtig, weshalb sie diese Brühe trinken sollten.

Crowley beschaffte sich in den späten 80ern, des 18. Jahrhunderts genug Vorrat, des schmackhaftesten Bohnenkaffees an, welcher nachweisliche aus Peru stammte, so dass er in den gefolgten und folgenden Jahren keine Sorgen erdulden musste, auf seine täglich- heiße-Tasse-Kaffee, zum Frühstück, verzichten zu müssen.

Mit der Tasse in der einen und einer Zeitung in der anderen, pflanzte sich der Dämon auf seinen pompösen Thron. Zuvor streifte er sich noch einen Morgenmantel über, als er darauf wartete, seine Tasse an schwarzem Gift, endlich zu genießen.
,,Was haben wir denn heute ?", murmelte er interessiert und schlug die ersten Seiten des Dämonen-Blatts auf.
Infernale-Zeiten, schimpfte sich Crowley's Nr.1 Informationsträger mit Sachen wie: was geht da unten eigentlich alles ab ? bis: und es regnete wieder Pech vom Himmel, was eine Sauerei.
Nicht, dass es ihn groß kümmerte.
Des Spaßeshalber.
,, Nicht jammern".
Zögernd erhob er sein Augenmerk von den ersten Worten der Zeitung, welche ordentlich in Reih und Glied, auf dem Pergament gedruckt standen.
(es ist eine Herausgabe aus der Hölle, dennoch ordentlich. Er schien jedoch nicht überrascht)
Rascheln und Zittern erweckten sein noch schläfriges Interesse, denn der Ursprung der Geräuschquelle, lag in dem Raum zu seiner Linken.
Es waren seine Pflanzen.
Seine Geschätzten, Unbezahlbaren und die meist Verängstigten, der ganzen Londonern Bezirke.
(wohlmöglich auch von allem Erdenklichen)
Prächtig wuchsen sie stetig, doch gnadete ihnen Gott (Crowley). Bei kleinsten Flecken, Unregelmäßigkeiten oder Ähnlichem.
Crowley duldete solche Unzucht nicht in seinen eigenen Reihen, schon gar nicht von seinen Kostbarkeiten, dem Gewächs. 
,, Ach, jetzt hört doch auf zu weinen", sprach er tröstend, doch durchzog Abscheu den doppelzüngigen Satz.
So erhob er sich nun von seinem Thron, der König. Der Dämon verfügte über äußerste Gewissheit, weshalb seine Pretiosen raschelnd vor Ungewissheit und Not, seine Ruhe unterbrachen.
Eine gute Woche schien das ganze schon vergangen zu sein, denn eines späten abends, es war bereits angenehm kühl, klaffte eine Fenster gefährlich weit offen. Crowley beurteilte die Lage, als ungefährlich und befand sie so für gut, denn frische kühle Luft, der Londoner Nächte, konnte nicht der Art verkehrt sein.
Wie er sich da bloß täuschte.
Den Abend in Frieden ausklingen lassend, genehmigte sich der Dämon einen Spielfilm (nicht der Rede wert).
Doch seinem Abend wurde kein Friede gegönnt.
,,Was zum ?", verließ bestürzt seine Lippen, als er den offenen Raum seiner Kostbarkeiten betrat, noch unwissend zu dem Fenster schritt und das betrachtete, was sich vor ihm offenbarte.
,, Oh Schönheit, jetzt hat es dich dahingerafft".
Er blickte auf den Tatort eines Suizids, doch glauben wollte er es gänzlich nicht.
Was die Pflanze dazu trieb ihr Leben zu beendenden, dies kann er sich bis zum heutigen Tage nicht erklären.
Blumenerde und Fetzten, einer einst wunderschönen Pracht, lag leblos auf dem Bürgersteig. Ein Dutzend Meter stürzte sie sich in die Tiefe, dem Tod entgegen.
Was eine Verschwendung.

Der Schock saß tief, der Verlust war groß, doch die Wut und die Enttäuschung wog größer.
,, Wasser ! Ihr habt zugelassen, dass ein Leben versiegt. Jetzt schaut gefälligst selbst, wie ihr an euere kostbaren Tropfen gelangt."
Voller Zorn ließ er die Tür ins Schloss fallen, stampfte erbost davon.
Von diesem Tag an schwor er sich, der Frieden der Pflanzen sei vorbei.

Genüsslich und aufziehend, trank der rothaarige Dämon die letzten Tropfen seines aufgebrühten Tranks.
Und es schmeckte köstlich.
Wie die heiße Flüssigkeit seine ausgetrocknete Kehle herab rannte.
Und es tat so gut.
Er konnte kaum genug von seinem Heißgetränk bekommen, denn es erinnerte ihn stets an das Vergangene.
Er schmatze, als der letzte Tropfen versiegte und das Aroma sich auf seiner Zunge ausbreitete.
,, Ihr könnt' euch wohl kaum vorstellen, wie verdammt fabelhaft sich dieses Getränk in der Kehle anfühlt, einfach himmlisch !".
Die stechenden Blicke voller Missgunst der Pflanzen, er konnte sie förmlich auf seiner Haut spüren, doch es belustigte ihn und er genoss es.
,, Ihr schaut mir äußerst durstig aus ! Nicht wahr ?". Sein Lächeln verwandelte sich in ein schelmisches, ja schon fast spöttisches.
Halb verdurstet, dem Tode nahefühlend, raschelten die Blätter der Kostbarkeiten, bettelnd, um einen Tropfen Wasser.
Was hätten sie bloß für das blaue Gold alles gegeben, doch der Dämon blieb hartnäckig, wie ein Parasit.
,, Wunderschön !", lachte er aus voller Kehle und verließ zügig den Raum, der halbverdursteten Pflanzen, ließ sie mit ihrem Leid zurück. Doch so hatte er entscheiden, so sollte es sein.

,, Selbst schuld", murmelte der, mit der roten Haarpracht, um sein Gewissen zu besänftigen. Es schien ihm, sie fair zu bestrafen, doch musste ausgerechnet ihre Pracht stark darunter leiden ?
,, Es ist nicht meine Schuld, dass sie sich hinunterstürzte, nicht- meine- Schuld".
Es war für ihn erledigt, zu mindestens hoffte er dies.
,, Gott... Satan verfluchte Pflan....".
,,- Sie haben eine neue Nachricht- ".
Unterbrochen von einer, ihm äußerst bekannten und neutralen Stimme, schaute Crowley gen Telefonapparat, welcher aus einem bereist vergangenen Zeitalter stammte.
,,Crowley—-hörst—- ich—— Crowl—- hilf—-Erz —-el—-", da war es bereits vorbei mit der Aufnahme des Anrufbeantworters und die Stimme verstummte im Nichts.
Es waren unverständliche Wortbrocken, doch wer seine Hilfe brauchte, wie in der Nachricht sich heraushören ließ.
Crowley wusste zu genau, um wen es sich handelte und er hatte dies bereits befürchtet.

- Und gebetet, dass er nicht Recht behalten mag.

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