8. Mit hölzerner Armbrust

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Durchgeschüttelt, wie ein frisch zubereiteter Cocktail, bestritt Crowley seinen weiteren Weg auf dem Rücken, des von Gott gesandten Rappen.
Der Hengst war schön. Grazil und elegant, wie man es von englischen Vollblütern erwarten konnte. Das noch junge Tier schnaubte, während es im leichten Galopp, die Feldwege, des grünen Shires bestritt.
Auf seinem Rücken, noch immer in gekrümmter Haltung, befand sich, wie bereits erwähnt, Crowley.
Und er war stark geschwächt.
Doch sein Augenmerk war stets auf das gerichtet, was ihm seine zerschundene Brust offenbarte.
Die Wunde war tief, zwar klein, und schwarz.
,, Würdest du bitte auf deinen Gang achten, Pferd ? Ich versuche mich hier oben zu begutachten".
Es schnaubte nur erbost und änderte seinen, bereits zu einem lockeren Trab verlangsamten Gang, zurück in einen schwungvollen Galopp.
Denn sie beide hatten es schließlich eilig.
Crowley ließ den unvorhergesehenen Ritt einfach über sich ergehen, was sollte er auch anderes tun ?
Die Sonne stand oben am Firmament, brannte grell auf den geplagten Dämon, welcher seine geschätzte Sonnenbrille, in den Flammen seines Vehikels an den Tod verlor.
Es war einfach zum Schreien.
Und nach einer guten halben Stunde, da machte der Rappe abrupt halt. Er legte die Ohren an, schnaubte fiebrig. Der Dämon hatte Schwierigkeiten sich in Position zu halten, zu lange lag einfach die vergangene Galoppade in der Vergangenheit.
,, Was hast du denn ?"
Presste er unter den auftretenden Schmerzintervallen hervor.
Was Crowley nicht wissen, geschweige denn ahnen konnte, da er nicht über den zusätzlichen Sinn der Pferde verfügte, konnte er nicht spüren, wie ein Gewitter des Unheils seine Reise begann und ihnen bereits dicht auf den Versen war.
Menschen (Normalsterbliche) besitzen nicht die Gabe, die prächtigen und machtvollen Schwingen der Engel zu erblicken.
So auch die Passanten Soho's, die Aziraphale's weitaus gebreiteten Flügel nicht im Geringsten erblicken konnten.
Die Federn, sie waren in einem sanften Beige, sie sahen einfach wie die Flügel, des sonst so gütigen Engels aus.
Doch Blut haftete an ihren Enden.
,, Ich bin dir ja äußerst dankbar, Pferd, doch meine Uhr hat begonnen weiterzuticken, und wo genau bringst du mich denn jetzt hin ?".
Es schnaubte wieder und schwang seinen Kopf in Richtung Crowley's schlaff herabbaumelnden Arm, in welcher Hand die kleine Botschaft Gottes ruhte.
,, Ah...", sprach er nachdenklich, doch erkannte er immer noch nicht.
Crowley beteuerte im Nachhinein, dass er einfach zu sehr verletzt gewesen war, um zu erkennen, doch wir alle wissen, er steht einfach gern auf dem Schlauch.
Dumm war der gefallene Engel ja nicht.
,, Ich hoffe einfach, wir sind bald da...".
Er vermisste sein Auto. Während des holprigen Ritts, vermisste er es noch um so mehr, und Freddie's geliebte Stimme.

,, Ach ! Welch Zufall !
Und alle sagen, Gottes Wege seien unergründlich".
Er richtete sich auf, leicht beflügelt von der Freude.
Den holprigen Galopp ignorierend, begann Crowley zu strahlen, denn, das von Gott geleitete Pferd, brachte Crowley auf die schnellste Weise zu dem abgelegenen Hexen Cottage. Zwischen den wuchernden Pflanzen und Sträuchern, da konnte er es schon erspähen. Er erkannte die Hecken, die im Vorgarten blühenden Kräuter und den geschotterten Weg, auf welchem all das Chaos seinen Anfang nahm und so, wie es ausschaute, auch Enden würde.

Der Hengst kam langsam zum Stehen und vorsichtig stieg sein Reiter von seinem Rücken hinab. Crowley klopfte dem Rappen lobend auf den dicken Hals. Er war ihm dankbar.
,, Ihr seid doch nicht so übel, wie ich einst dachte", lächelte er, bevor sich seine Gesichtszüge wieder ungewollt verschlechterten.
(die Schmerzen machten sich wieder bemerkbarer)
Es wirrte bloß sanft, stieß ihm mit der weichen Schnauze an und schritt zufrieden davon, denn es hatte seine Aufgabe erledigt.
So stand der Verletzte nun alleine, Angesicht in Angesicht, mit dem Ort, welchen er bloß verabscheute.
Und stockend näherte er sich der dem abgedroschenen Cottage. Er fühlte, wie sich alles in ihm sträubte, wie alles ihn daran hindern wollte, der Tür des Hauses näher zu treten.
Seine dürren Finger zitterten, seine schwer schlagendes Herz ächzte.
Er wurde knapp.

,, Magaret Flamming !"
Wuchtig hämmerten die bereits wunden Fingerknöchel, auf das alte Kiefernholz, der Haustür, der in Ungnade gefallenen Hexe.
Der Dämon wurde von Zorn erfüllt, denn die Hexe hatte ihm das genommen, was er am meisten liebte.
,, Machen auf ! Ich weiß, dass du hier bist !".
Er begann beinahe vor Hass und Schmerz zu brüllen. Ob der Schmerz seinen Verletzungen zuzuschreiben war, dies kann ich verneinen.
,, Ich zähle bis drei, dann stehst du" -
,, Ich weiß, mein Lieber" .
Sie stand vor der Tür, seine Hand behutsam halted, ihm direkt in die Augen blickend.
,, - doch ich habe eine Lösung", flüsterte sie, als sie sah wie Tränen in die Augen des unsterblichen Wesens stiegen.

Seine majestätischen Schwingen streichelten sanft über das, sich im Wind rhythmisch wiegende Geäst, der unter ihm gedeihenden Baumkronen.
Er glitt dicht über ihnen entlang, der Engel.
Und Aziraphale hatte nur eine Destination.
,, Crowley".
Seine Stimme glich einem Knurren.
Dem Knurren eines triebhaften Tieres, welches die Präsenz der Beute bereits im Rachen kosten konnte.
Befriedigung- Er hatte das Gefühl durch die Lüfte zu gleiten vermisst.
Doch musste er sein Verlangen ruhen lassen, seine Pflicht verfügte über Vorrang.
Und so landete er ganz in der Nähe seines Zieles. Grazil, auf einer dünn befahrenen Straße, und die purpurnen Enden seiner Schwingen, sie strichen sanft über den rauen Asphalt.
Seine veränderte Kleidung, welche sich aus einem eng anliegenden (figurbetonend) asymmetrischen Jackett zusammensetzte, es war in einem sanften Aquamarine, darunterliegend, eine beigefarbene Tunika aus leichtem Leinenstoff,
und einer Hose, ebenfalls aus Leinen, aber grün. Sie schmeichelten ihm.
Neben Aziraphale's veränderten Erscheinung, auf welche er äußerst stolz zu sein schien,
führte der Engel auch etwas hölzernes mit sich. Eine Armbrust, in Form eines Kreuzes, es galt dem Widersacher.
Dem Dämon, welcher von dem Antlitz der Welten getilgt werden sollte.
So sprachen es die tausenden von Stimmen, in des Engel's Gedanken, und sie wurden immer lauter.
Behutsam setzte Aziraphale den ersten Fuß, auf den spitzkantigen Schotter, auf welchem alles begann.
Der Kreis schien sich zu schließen.
Seine Augen, noch immer in der Tönung des reinsten Aurum, erblickten sehnlichst das, auf was seine gesamte Jagt basierte.
Crowley.
Zitternd, klopfte er an das Holz, der Hexe's Zuhause. Gekrümmt stand er da, nicht wagend das Haupt zu wenden.
Er konnte ihn so nicht sehen, seinen Engel.
Und das Klicken der Armbrust, es ließ den Dämon zusammenfahren.
Es war ein geweihter Pfeil, welcher sich durch den Rücken in seines Opfers Brust bohrte, und nun wandte sein Opfer sich um. Fassungslosigkeit und Tränen bahnten sich ihre Wege in Crowleys fahlen Gesicht.
Der Schuss, er war für ihr verheerend.
Schwanken griff er in seine verrußte Jackentasche.
Es glänzte, was er zittrig aus ihr heraus holte, und das Blut floss träge über seine Finger.

,, Weißt du noch, im Park ?" -
,, Bleib stehen, Dämon !", entgegnete der Engel knurrend, auf die Aussage des anderen, welchen er einst Freund nannte.
,, Hier nimm. Der, dem ich das geben wollte, der ist nicht mehr da...".
Es war ein goldener, mit aufwendigen Reliefs verzierter Ring. Ein Verlobungsring.
Entgeistert blickte Aziraphale sein Gegenüber an, spannte die Armbrust erneut, ruckartig, als Crowley das Gold vor die Füße des Engels warf.
Doch der veränderte Engel, er blieb starr und stumm.
Und es klickte erneut.
,, Ich liebe dich, Aziraphale".
Die Arme ausbreitend, wie einst seine prachtvollen schwarzen Flügel, schritt Crowley auf seinen alten Freund zu, er war sich allem bewusst.

,, Jetzt !".

Good Omens - Mother love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt