2. Ein Donnerwetter und Pechnadeln im Shire

996 68 1
                                    

Da standen sie nun.
Dunkle Wolken zogen auf, über dem sonst so verträumten und sonnigen Cottage.
Es sollte etwas anstehen.
Etwas, womit keiner der Beteiligten in den kommenden Ereignissen rechnen konnte.
,, Und... und wir sind hier auch richtig".
Es schien beinahe so, dass Aziraphale einen geringen Teil an Sorge verspürte.
Man sagte schon seit Beginn der Zeit, dass Engel, Gefallene sind aus der Kategorie ausgenommen, über einen achten Sinn verfügen.
(Der siebte gehört ja schließlich den Katzen.)
So auch der Engel des östlichen Tores.
,,Hottage-line 34, Cottage der alten Hexe. Genauere Angaben bekam ich nicht", erwiderte Crowley, welcher seinen Satz zuvor in Sarkasmus einlegte, bevor es sein Engel an den blassen Kopf geworfen bekam.
,, Schon länger die Sonne nicht gesehen, was Engel ?". Es konnte dem Dämon natürlich nicht entgehen, dass seine Begleitung ziemlich blass um die Nase schien, sein seltsames Verhalten machte Crowley jedoch nur noch stutziger.
Er holte bedacht zum Gegenschlag aus, doch beließ es bei: ,, Ja... die Möglichkeit bestünde.
Jetzt belasse deine Sticheleien für dich und Beeilung".
(1:1 für Dämon und Engel)
Aziraphale ließ sich Crowley's Worte noch einmal über die genaue Adresse zügig, doch gründlich durch den Kopf gehen.
34. Hottage-Line. Hottage ? Alte Hexe. Ihr Cottage. Kann doch kein dummer Zufall sein?
Wie Crowley jetzt sagen würde, obwohl er es wohl gerade denkt: Menschen, so primitiv.
Da muss mehr dahinter stecken.
Leicht verlor er sich in Gedanken.
Keine Seltenheit, eher eine völlig natürliche Eigenschaft des Engels.
Illusierend, schlich Aziraphale dem Dämon hinterher, obwohl trotten und auch stolpern passendere Beschreibungen gewesen wären, und grübelte und grübelte.
Und alles entging dem Höllenentsannten nicht.
Der Fußmarsch, von Auto bis kurz vor die Haustür des Hexen-Cottages, machte ganze 24 Meter aus, eine lange Strecke, um der Person im inneren des Ziel's deutlich aufzufallen.
Besonders, wenn eine der Personen gelangweilt durch die Gegend schwankte.
Diese Person/Wesen, schimpfte sich offensichtlich: Crowley.
,, Ich bin dafür, dass wir uns noch etwas in dem Dorf umschauen. Mit der Tür ins Haus zu fallen, erschließt sich mir nicht besonders geistreich".
Diesen Satz konnte man beiden Wesen nachsagen, denn der feine Satz beschrieb so ungefähr, was genau in ihren Köpfen vorging.
Es war Aziraphale.
,, Mh-hm", bejahte Crowley und machte auf dem Absatz kehrt. Er gehorchte dem Engel.
Die 24 Meter von Bentley bis zur Haustür der Hexe, waren zum großen Teil bloß saftig grün.
Ein Rasen, wie aus dem Bestellkatalog, schöner konnte er nicht sein.
Eines der Indizien, weshalb es sich bei dem Cottage, um das einer Hexe handelte.
Wie zwei Hexenjäger, mit einer frischen Spur, marschierten der Engel und sein Dämon über den schmalen, kleinen und geschotterten Weg, welcher ihren schon zurückgelegten Pfad unfreiwillig markierte.
,, Ach verdammt !"
,, Niemand ist hier Verdammt, Crowley".
Ein Verdammt, und ähnliches, machten den Engel schon seit jeher hellhörig, so auch, als der Dämon begann, sich über seine gebrochenen Sonnenbrillengläser, höllisch zu ärgern. Es war schon das zweite Paar Brillen, für diesen verfluchten Monat, so schien es jedenfalls. Als wären sie verflucht, wenn es sich um Aktionen mit Hexen handelte.
Er und seine Brillen wurden offensichtlich verflucht.
Schwarze Brillengläser, gleichfarbiges Gestell und ein besonderes Detail, aufgrund welches sich Crowley in die Gläser verliebte.
Die Edelstahl-Optik
Laut dem Verkäufer, ein Must-have in der High Society.
Dass der Dämon ein Dutzend der Brille, einfach hatte mitgehen lassen, dies erschloss sich dem armen Optiker bis heute nicht.
,, Hast du nicht noch welche, als Ersatz ?", sprach Aziraphale bedächtig, doch war er sich auch einen Hauch sicher, denn es war nicht das erste mal, dass er hatte Crowley fluchen sehen, da seine Sonnenbrille, welche eigentlich als Schutz seiner schlangenartigen Augen fungierte, erneut den bitteren Geist aufgab.
Wie würden die Menschen bloß ihre Gesichter verziehen, würde der Dämon stets ohne Brille durch ganz London und Umwelt stolzieren.
Nicht vorstellbar.

,, Natürlich ! Aber... der Vorrat ist nicht unausschöpflich", bemerkte er und warf die unnütze Brille in die nächstgelegene Hecke.
Er war ja schließlich Dämon.
,, Inadäquat !", murmelte der Engel verärgert in sich hinein.
Es ist zwar eine bedeutende Charakteristik eines Sohn Satan's, doch konnte Aziraphale von Crowley etwas Achtung, gegenüber der gütigen Mutternatur, erwarten.
Bedacht sprach Crowley seine nächsten Worte, über sein nächstes Handeln aus, da es ihm äußerst bewusst war, wie sehr es dem Engel auf den Magen schlug, wenn er seine dämonische Seite dezent spielen ließ.
,, Gib mir noch einen kurzen Moment, ich hole mir kurz Ersatz", damit meinte er offensichtlich seine Gläser, denn man konnte sich ja schließlich nicht der kleinen Gefahr aussetzen, als übermenschliches Wesen enttarnt zu werden.
So begann er in dem Handschuhfach des Bentley's zu wühlen, denn zwischen bereits benutzen (morsch) und unbenutzten (frisch) Brillen, war der Unterschied recht schwer zu entdecken.
Crowley fluchte schnatternd, wühlte und wühlte, bis er schlussendlich fündig wurde.
,, Hahah ! Hab ich dich".
Wäre Crowley, in seiner ursprünglichen Form, auf der Suche nach seinen Ersatzgläsern gewesen, dann hätte er voller Freude gezistert, und zwar so, wie er es tat, als Eva von der verbotenen Frucht naschte und sie an Adam weiterreichte.
Ein Schmaus, nicht nur für die ersten beiden Menschen, die in Genuss der süßen Frucht kamen, sondern auch für die Schlange, welche über ihre erledigte Aufgaben höllisch befriedigt war.

,, Engel, was hälst du von einem kleinen Abstecher, zu einem feinen kleinen Restau....".
Er stocke. Zuvor galten seine Gedanken einem kleinen Besuch, in einem dorflichen Restaurant, in welches er Aziraphale liebend gern hätte ausgeführt, doch der Art
weit kam der gefallene Engel nicht mehr.
Er erhob sich eben noch von dem Fahrersitz des Bentley's und schwang sie elegant, wie eine Brechstange, zurück auf seine Füße, doch erblickten seine schlitzartigen Augen etwas, was er sich nicht in seinen düstersten Träumen hätte erdenken können.
Und seine Träume waren ausschließlich böser Natur, denn die Hölle, samt Sodom und Gomorrah, hinterlassen bleibende Spuren.

,, Oi !".
Eine unverkennlich ächzende Stimme, die einer Schwarzkünstlerin, bahnte sich ihren Weg, direkt in das Gehöhr beider Wesen, denn aus dem kleinen Cottages herausstürmend, die Hände etwas fest umgreifend, rief eine, in klischeehafte Kleidung gemantelte Frau, ihrem Ärger Luft.
Während Crowley, für einige Zeit, die Armatur seines geschätzten Vehikel's auf den Kopf stellte, harrte Aziraphale auf dem hellen Schotterweg, in Front des Hexen-Cottages aus. Er versteckte seine Hände in den Taschen seines Anoraks, blickte wartend in den Himmel und beobachtete, die an ihnen vorbeischwebenden Wolkenformationen.
Ein ruhiger Tag
Anders konnte man es nicht beschreiben, wenn nicht...
,. Engel ! Pass auf", er blickte direkt in die fahl werdenden Gesichtszüge des Dämons, als etwas den Engel unerwartet traf.
Wie tausend mickrige Nadel, drang etwas durch seinen beigefarbenen Mantel, direkt in die empfindliche Haut ein, doch konnte Aziraphale, wie auch Crowley, nicht erkennen, um was es sich handelte, was einen der beiden exakt traf. Es schien, wie in purem Pech gebadet worden zu sein, doch eher war es darin ertränkt worden.
Eine Schmach !
Langsam, wie von Händen geleitet, glitt der Engel auf seine bereits wehen Knie, die Brauen erschrocken in Emotion gelegt.
,, Crowley ?".
Fragend, blickte der Engel weiter gen Dämon, doch war dieser schon, gehetzt von Satan und Anhang, auf dem Weg zu dem getroffenen Gefährten.
Die Hexe wiederum, jaulend vor Freude, tänzelte belustigt auf und ab, doch der Art schnell, wie sie vor der Tür des Cottages erschien, so abrupt verscholl sie auch wieder im Nichts, nachdem ihr Siegestanz versiegte, und zwar in der Asche.
,, Engel !?"
Völlig außer Atem, von purem Adrenalin getrieben, machte Crowley in Front des Engels halt. Seine Hand hielt stützend die des anderen. Es war ihnen beiden auffallend in die, noch bleicher gewordenen, Gesichter geschrieben, dass die Geschehnisse völlig aus dem Ruder gerieten.
,, Engel, sag, bist du in Ordnung ?".
Aziraphale konnte die Furcht, welche in des Dämon's Gesicht geschrieben war und dessen Stimme prägte, nicht verneinen.
Da seine Handlungen noch in scheinender und völliger Abwesenheit stattfanden, blickte er bloß seinem Freund in die weit aufklaffenden Augen.
,, Jetzt schau dir doch den Mantel an ! Der wird nie mehr ...".

Good Omens - Mother love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt